Am Freien Theater-Jena hatte im Mai ein mit Thüringer Kulturmitteln gefördertes Theaterstück Uraufführung. „Unfreiwillige Feuerwehr“ heißt es, und die Figuren Zwiebelprinzessin und Kloßmarie erzählen darin aus ihrem Leben in den Bergen und motzen gegen den Klimafrevel.
Aus der tragik-komischen Reisegeschichte liehen sich hiesige junge Klimaaktivisten den Titel und spielten hier in der Lausitz ungefördertes „Feuerwehr“-Theater. Sie wollten mehr Publikum als eine kleine Bühne und blockierten letzten September das Kraftwerk Jänschwalde. Sie begingen also Hausfriedensbruch und störten die Produktion. Die LEAG führte Klage und beziffert den Schaden durch Produktionsausfall mit 3,2 Millionen Euro. Der erwartete mediale Erfolg stellte sich für Ava und Ralph, wie sich die auf Anonymität pochenden Akteure in ihren öffentlichen Statements nennen, ein. Allerdings: Ihre Aktion war zweifelfrei eine Straftat, und im Berufungsprozess am Landgericht fiel Mittwoch das Urteil. Beide müssen für vier Monate, ohne Bewährung, in den Knast.
Das öffentliche Echo ist unterschiedlich. Endlich mal eine Strafe, sagen einige, viel zu wenig, meinen andere, unerhört! rufen Freunde von Ava und Ralph, aber auch viele andere junge Leute. Einige haben dem Gericht die Arbeit schwer gemacht, haben, als der Antrag, die Verhandlung in den Tagebau zu verlegen, scheiterte, einen „Tagebau“ in Form von schwarzen Dreckbergen in den Gerichtssaal geschüttet. Dem Gericht und allen mit dem Verfahren Beschäftigten, kann man, trotz manch nötiger fester Zugriffe, Hochachtung aussprechen für die Geduld, mit der die anspruchsvolle Arbeit erledigt wurde.
Man mag Paragraphen und Moral beschwören – „Kriminelle“ sind diese intelligenten jungen Menschen nicht; dafür fehlen die niederen Beweggründe. Sie werden ihr Urteil ohne Pathos absitzen und empört bleiben über die vermeintlichen Klima-„Untaten“ der Kläger. Sie bleiben Verbündete als Zwiebelprinz und Kloßmarie, wenn auch auf Irrwegen. J.H.
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