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Kritisch bleiben

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Sie erreichen den Autor: j.heinrich@cga-verlag.de

Jemand schlägt einem Mann den Schädel ein, erklärt aber vorher, dass man so etwas eigentlich nicht tut. Es müsse das Unzulässige aber mal gezeigt werden. Ist der Jemand nun ein Mörder?
Folgt ein Richter der aktuell offenbar mehrheitlichen Medienauffassung zum Fall Böhmermann, muss er den brutalen Täter freisprechen. Ja, der verdient gar Lob, denn er hat uns Grenzen aufgezeigt.
Grenzen die in Vergessenheit geraten waren. Der Vergleich hinkt nur ein wenig. Denn dass man sich nicht gegenseitig erschlägt, scheint (noch) allgemeines Wissen zu sein. Dass man andere Leute vor Millionen Fernsehzuschauern nicht „dumme Sau“, „Ziegenficker“ und „Kinderporno-Gucker“ nennen sollte, bedarf erst mal wieder einer Gedächtnisstütze. So weit haben öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten die Moral verkommen lassen. Es war nach all den abendlichen Sauereien nur eine Frage der Zeit, bis der Krug, der da zu Wasser geht, mal bricht.
Nein, um Presse-, Meinungs- und Kunstfreiheit muss uns nicht bange sein. Die ist weitestgehend gewährleistet in unserem Land. Wir sind glücklich darüber, weil wir anderes kannten, und wir nutzen sie weidlich zur (hoffentlich) Freude unserer Leser und zum Wohlbefinden einer strebsam freien Gesellschaft.
Im Falle des schmähdichtenden ZDF-Moderators geht es schlichtweg um Moral und Anstand. Er sollte sich bei Erdogan in aller Form entschuldigen. Und natürlich darf er, dürfen wir alle gehörig kritisch bleiben. Ja, wir müssen es im Falle Türkei sogar. Wer dabei aber durch Gossen schreitet, der schadet jenen, die tatsächlich von Presse-, Meinungs- und Kunst-Unfreiheit betroffen sind.

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