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Narren an die Macht

In zwei Wochen regnet’s wieder Konfetti auf Cottbus, und die Schlager der Narren lassen die Fensterscheiben klirren. Nicht jeder bricht in Jubel aus, aber die meisten schon.
Immerhin: Es rollt schon der 20. Zug der Fröhlichen Leute durch die Stadt. Zwischen bescheidenen Anfängen in der Berliner Straße bis zur Oberkirche mit Tribüne auf dem Altmarkt und dem heutigen größten Umzug Ostdeutschlands mit Live-Übertragung im Fernsehen liegen Welten.
Nur Welten? – Nein, mehr noch. Es kommt eine Zeit unglaublicher Begeisterung und leidenschaftlichen ehrenamtlichen Engagements auf das Konto der Lausitzer Karnevalisten. Denn was da als große Show an einem Sonntagnachmittag vor Rosenmontag abläuft, ist nur die ausgelassene Festparade dessen, was inzwischen ein gutes Stück hiesiger Lebenskultur genannt werden darf.
Um die 50 Karnevalsvereine tummeln sich im Süden Brandenburgs und im sächsischen Grenzland. Sie alle organisieren sich außerhalb der Tollen Tage in einem inhaltsreichen Gemeinschaftsleben, das lange Strecken des ernsthaften Mühens kennt. Welcher Fleiß, welcher Ehrgeiz gehören dazu, bis die Tanzmäuschen und die Tanzmarie, bis das krachblöde Männerballett und bis die Rede in mancher Bütt eingeübt sind! Und welcher Eifer (vom Geld ganz zu schweigen) muss walten, um Jahr für Jahr originellere Festwagen auf die Piste zu schicken!
Die Karnevalisten in ihren grellbunten Gewändern sind rechtschaffende Leute und manche treffen wir schlipsfromm an hoher Stelle wieder. Lassen wir sie getrost auch dort walten, wo Witz und viel Energie ebenso hilfreich sind wie in närrischen Hofstaaten: an der zivilen Macht.  Jürgen Heinrich

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