weniger Bürger gehen wählen. Im Umkehrschluss fühlen sich viele der gewählten Vertreter gar nicht legitimiert, sich als solche zu bezeichnen. Ob in Cottbus, Forst, Spremberg, Guben oder Senftenberg – mehr als die Hälfte der Wähler verweigerten ihr Zutun für eine gelebte Demokratie bei der Kommunalwahl. Die Demokratie, deren wichtigster Pfeiler die Beteiligung der Bürger ist, wackelt. Ja, die Situation ist bedrohlich. Vielleicht kommt an diesem Wochenende die Premiere der Fidelio-Freiheitsoper in Cottbus zur rechten Zeit. Die Oper im einstigen DDR-Zuchthaus zeigt mit der Verschmelzung von Kunst und Wirklichkeit, wohin der Weg für Menschen führen kann, die keine Bürger eines demokratischen Staates sind. Ein Weg, der fremdbestimmt wird. Am Ende steht das Eingesperrt sein, das nichts Tun können. Das genaue Gegenteil dieses Weges ist die Demokratie. Hier hat der Bürger die Freiheit, etwas zu tun. Mit dem Gang zum Wahllokal sollte dieser Weg beginnen. Dass die Opernpremiere gleichzeitig der Auftakt eines Demokratiefestes ist, um schwerpunktmäßig auf die Menschenrechtslage auf Kuba zu verweisen, verdeutlicht zweierlei: einerseits muss nicht in die Geschichtsbücher geschaut werden, um Folgen einer fehlenden Demokratie zu sehen und andererseits zeigt diese Solidaritätsaktion, dass jene, die das Glück haben, in einer Demokratie zu leben, auch Verantwortung tragen, dieses Glück zu schätzen. Die Wahlbeteiligung lässt das Wissen um dieses Glück vermissen. von Mathias Klinkmüller