Am Ströbitzer Badesse – der liegt am westlichen Stadtrand von Cottbus – wurden diese Woche im Frühnebel noch Schwimmer gesehen – ganz ohne Neopren. 14 oder 15 Grad mag das Wasser haben. Die Badezeit ist (Exoten ausgenommen) vorbei.
Das Interesse am feuchten Element aber bleibt wach in der Lausitz. Da vollzieht sich ein vor Jahrzehnten angeschobener Umbruch, dessen Folgen niemand mehr übersieht. Ja, die einst gefeierten örtlichen Badeseen gibt’s noch, aber mental umschließen unser Befinden längst die großen Gewässer. Wir alle sind Seenland. Schiff ahoi! Unser guter alter Fontane war es ja, der gedichtet hat: „…Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee!“ Jetzt müsste er nicht mehr bis Amerika fahren, um sich auf eine Ballade wie „John Maynard“ einzustimmen. Seit zehn Jahren (am 1. November) ist der Senftenberger See offiziell schiffbares Landesgewässer. Den natürlichen Schwielochsee mit 100jährigem Segelclub haben wir schon lange, und den doppelt so großen (!) Ostsee bei Cottbus wird es in allmächlich überschaubarer Zeit (ca. 10 Jahre) geben.
Ja, die Lausitzer gebärden sich seetüchtig! Viele packen dieser Tage ihre Yachten ein, denn vom 1. November bis Ende März gebietet die Landesschifffahrtsverordnung: Still ruht der See! Doch das nur, um im Frühjahr umso leidenschaftlicher wieder zu Wasser zu gehen. 400 Liegeplätze sind auf und am Senftenberger See dann wieder besetzt, die Vereinsplätze nicht eingerechnet. Durch den Koschener Kanal zum Geierwalder See schipperten dieses Jahr 32 000 Boote. Davon kann Fontanes Erisee, der ziemlich still liegt, nur träumen. Wie sich die Bilder in dieser schönen weiten Welt doch wandeln….