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Cottbus: Aufklärung für die Augen

Woche des Sehens vom 8. bis 15. Oktober / Symposium und Ausstellung am 20.Oktober in Cottbus.

Cottbus (jk). „Das Ziel im Blick – Durchblick für Jung und Alt“ – unter diesem Motto steht die diesjährige Woche des Sehens. Diese bundesweite Aufklärungskampagne findet seit dem Jahr 2002 jährlich im Oktober statt und macht auf die Bedeutung eines guten Sehvermögens, die Ursachen vermeidbarer Blindheit und auch auf die Situation blinder und sehbehinderter Menschen in Deutschland und in den ärmsten Ländern der Welt aufmerksam. „Diese Aufklärung ist von wachsender Bedeutung, denn viele Menschen schenken diesem Thema erst dann die notwendige Aufmerksamkeit, wenn es zunehmende Probleme mit der Sehkraft gibt“, weiß Joachim Haar, der Geschäftsführer des Blinden-und-Sehbehinderten-Verbandes Brandenburg. Krankheiten, die das Sehvermögen betreffen, beginnen in der Regel schleichend und sind für den Betroffenen selbst kaum wahrnehmbar. Bei einer Früherkennungsuntersuchung, wie Augenärzte sie allen Menschen ab dem Alter von 40 Jahren empfehlen, kann der Augenarzt schon ganz frühe Stadien dieser Krankheiten erkennen und dann gezielt gegensteuern.
Am 20. Oktober wird ab 10 Uhr zu einem wissenschaftlichen Symposium“25 Jahre Integrationsfachdienst für blinde und sehbehinderter Menschen im Land Brandenburg“ in das Cottbuser Radisson Blue Hotel eingeladen. Auf der größten Ausstellung im Land Brandenburg stellen elf Firmen die neuesten Hilfsmittel auch auf elektronischer Basis aus. Von 14 bis 17 Uhr gibt es Patientenforum mit Dr. Heike Petersen, Fachärztin für Augenheilkunde und Augenchirurgie im von ihr mit begründeten Augenzentrum Frauenfeld in der Schweiz. Auch hier stehen aktuelle Fragen der Prophylaxe zur Vermeidung von Blindheit und Sehbehinderung im Mittelpunkt. Die vier häufigsten Erkrankungen sind der Grüne Star, der Graue Star, die Makuladegeneration und Schäden an der Netzhaut als Folge von Diabetis. Wer selbst mit Brille oder Kontaktlinsen ein Drittel und weniger sieht, wird in Deutschland als sehbehindert eingestuft. Und wer weniger als zwei Prozent sieht gilt als blind. Der Blinden-und-Sehbehinderten-Verbandes Brandenburg versteht sich als Sprachrohr der Betroffenen. Im Land Brandenburg gibt es ungefähr 6000 blinde und zwischen 20- und 30.000 sehbehinderte Bürger. In Königs Wusterhausen gehen 90 Schüler mit diesen Einschränkungen auf eine spezielle Schule. Rund 75% der blinden Menschen sind arbeitslos in Deutschland. „Es geht in den Gesprächen oft nicht um die Fähigkeiten, sondern um die Frage: wer bezahlt was. Die Förderprogramme und Fördermittel sind unzureichend“ so Joachim Haar. Er verweist unzufrieden auf das neue Bundesteilhabegesetz. „Noch nie waren so viele Menschen mit Behinderungen an der Erarbeitung eines Gesetzes beteiligt. Jedoch ist aus dem anfänglichen Tiger nur noch eine kleine Katze übrig geblieben, die zudem nicht mehr beißt. Das Gesetz für die Rechte behinderter Menschen wurde in erster Linie zu einem Spargesetz. Viele Vorschriften greifen zudem erst ab 2020. Das große Vorhaben, aus den verschiedenen Landesblindengeldern ein bundesweit einheitliches Teilhabegeld zu machen, ist nicht gelungen. Deutlich spürbar wird auch hier eine Zweiklassengesellschaft – nicht alle Hilfsmittel sind von jedem bezahlbar. Es ist toll, wenn es vollelektronische Brillen mit Scannerfunktion und Smartphoneanbindung gibt, die optische Informationen in akustische umwandeln und somit wirklich eine Erweiterung der Aufnahmefähigkeit eines Sehgeschädigten erzielen – aber was nützt das, wenn es für den Betroffenen nicht finanzierbar ist“.
Ab 2018 wird an der flächendeckende Einrichtung von Beratungsstellen mit niedrigschwelligem Zugang im Land Brandenburg gearbeitet. Bis dahin ist weiterhin an jedem Dienstag in der Geschäftsstelle des Blinden-und-Sehbehinderten-Verbandes Brandenburg in der Cottbuser Straße der Jugend 114 von 9- 12 und 13-17 Uhr eine Sprechstunde eingerichtet, denn es ist zunehmend wichtig, recht schnell und professionell Informationslücken zu schließen. Hier wird unter anderem Hilfe bei der Beantragung des Schwerbehindertenausweises, von Blindengeld oder Blindenhilfe sowie bei der Beschaffung von Hilfsmitteln oder Beratung für ein Orientierungs- und Mobilitätstraining angeboten. Auch die Vorstellung und Handhabung von Hilfsmitteln für den Alltag und ein Testen von vergrößernden Sehhilfen sowie eines blindengerechten computergestützten Arbeitsplatzes ist vor Ort möglich.
Die Fachhändler ermutigen die die Sehbehinderten, sich rechtzeitig beraten zu lassen und arbeiten eng mit den Augenärzten und Krankenkassen zusammen. Erst wenn die Kostenverteilung geklärt ist, erfolgt die Bestellung der Sehhilfe.

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