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140 Jahre Niederlausitzer Gesellschaft

Die Vereinigung von Historikern, Archäologen und Laien-Geschichtsforschern begeht ein – wenn auch gebrochenes – beachtliches Jubiläum / Samstag Jahrestagung.

Seit 1886 herrschte für die Tagungen der Gesellschaft, die lange ihren Sitz in Guben hatte (jetzt Cottbus), der „Wandercharakter“. Hier erkunden die Teilnehmer im Jahr 2019 unter sachkundiger Führung das Schloss von Finsterwalde. Foto: CGA-Archiv/ Hnr.

Region (hnr.) Anfang der Woche, am 3. Juni, war der 140. Gründungstag der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte, ab 1889 Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde, in deren Tradition sich die heutige Niederlausitzer Geselschaft für Geschichte und Landeskunde e.V. sieht.
An diesem Sonnabend, 8. Juni, macht die Gesellschaft auf ihrer 65. Tagung im Cottbuser Gründungszentrum „Startblock“ das Jubiläum zum Hauptthema. Vorsitzender Jens Lipsdorf wird dazu die Präsidentin des Brandenburgischen Landtages, Prof. Dr. Ultike Liedtke, und weitere Gäste begrüßen. Den Vortrag zur Geschichte der früheren und heutigen Gesellschaft und deren Verbindung hält deren langjähriger früherer Vorsitzender, Steffen Krestin aus Cottbus.
Nachdem seit dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts verschiedene Bestrebungen, nach dem Oberlausitzer Beispiel einen Geschichtsverein für die Niederlausitz zu gründen, fehlgeschlagen waren, entstand die Niederlausitzer Gesellschaft auf Initiative von Dr. Behla aus Luckau, Dr. Jentsch aus Guben und Dr. Siehe aus Calau praktisch als Tochterorganisation der 1869 von Prof. Rudolf Virchow gegründeten Berliner Gesellschaft. Alle drei genannten Herren waren dort Mitglied, und Virchow (wie auch Sagensammler Willibald von Schulenburg) wurde von Beginn an Ehrenmitglied. Die Gesellschaft wuchs schnell, zeitweise auf über 400 Mitglieder, und machte sich verdient um Forschung und Wissensvermittlung, unter anderem durch die wertvolle Schriftenreihe der „Niederlausitzer Mitteilungen“. Mit dem Krieg fand diese Arbeit ein Ende, und erst 1965 gründete sich ein „Niederlausitzer Arbeitskreis der regionalen Forschung“, der sich als Gruppe des Rates des Bezirkes und des Bezirksmuseums in Branitz ausgab, jedoch unter staffer Leitung und Dominanz einer „Bezirkskommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung bei der Bezirksleitung der SED“ stand. Immerhin sprach Redaktionsleiter Prof. Friedrich Redlich in seinem Geleitwort zum ersten Heft der nun jährlich herausgegebenen „Niederlausitzer Studien“ 1967 erstmals in der jungen DDR vom Bemühen um „ein ausgeprägtes Heimatbewußtsein“, ein „rechtes Heimatgefühl, bei dem es sich „nicht um eine romantisierende Heimattümelei…, eine bürgerliche Auffassung“ handeln könne. Wenn sich die „Studien“ fortan auch vorwiegend mit der Auswertung von Parteikonferenzen und sozialistischen Aufbauerfolgen befassten, blieb doch auf den meist 160 bis 220 Seiten viel Raum für Publikationen tatsächlicher regionalgeschichtlicher Laienforscher und professioneller Historiker, Archäologen und anderer Wissenschaftler. Die verdienstvolle Schriftenreihe und auch die Tradition der meist zweimal jährlichen Tagungen wurden mit der nach der Wende neu nach bürgerlichem Vereinsrecht formierten Gesellschaft fortgesetzt. Was in all den 140 Jahren blieb, waren die Höhen und Tiefen des Zusammenhalts einer so weit gefassten wissenschaftlichen Gesellschaft. Der jetzige Voritzende Jens Lipsdorf ist sich sicher, dass „die Aufgabe der heutigen Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Landeskunde nicht weniger dringlich ist als 1884.“ Es gehe um „Wissensvermittlung, Hinweise auf Gewesenes, auf Ursachen und Folgen menschlichen Handelns und vieles mehr.“Die jetzige Frühjahrstagung schließt mit der Mitgliederversammlung und deren Planungen für 2024 und 2025.

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