Lebensgeschichte des 93-jährigen Kathlowers Paul Bothe spannt den Bogen von Schlesien in die Niederlausitz / Hartmut Schatte fasziniert vom Ort:
Region (mk). Den 22. April wird der Cottbuser Schriftsteller Hartmut Schatte nicht so schnell vergessen. Zur Buchlesung lud er in die Kathlower Kirche ein. Mit 50 Gästen rechnete er. Schließlich hat der Ort gerade einmal 136 Einwohner. Bis vor die Tür drängten sich an diesem Tag jedoch über 200 Menschen – auch viele Junge.
Wodurch wurde dieses riesige Interesse geweckt? Es begann mit einem Zufall, erinnert sich der Autor. Zur Weihnachtszeit saß er vor drei Jahren in der Kirche neben Paul Bothe. Hartmut Schatte sammelte zu dieser Zeit in den Dörfern rund um Cottbus Geschichten für sein Buch „Lachfalten und Tränensäcke“. „Junge“, sagte der damals 90-Jährige zum 67-jährigen Autor, „mein Leben war nicht lustig“. Paul Bothe stammte aus dem schlesischen Dorf Schweinitz bei Grünberg. Seit 1949 jedoch ist er der Bewohner der Kathlower Mühle. Nach einem gemeinsamen Besuch in Schweinitz stand für den Autor fest: „ Ich setz mich hin. Ich mache das“. Zwei Welten prallten nun auf den Autor ein. Die Schlesiens und jene der Niederlausitz. Der Titel „Schlesischer Himmel und Lausitzer Erde“ ist dementsprechend nur folgerichtig. Bei Hartmut Schatte begann das Grübeln. Eine Chronik sollte es nicht werden und auch kein Roman. Für Heimatgeschichte zum Anfassen sorgt die Form der Dialoge mit dem Buchhelden Paul Bothe und anderen Dorfbewohnern, welche episodenhaft aufgeschrieben wurden. Am Ende der Recherche ist der Autor fasziniert von dem Ort, den er bislang nur als Durchreisender nach Forst kannte. Von der Straße wirkt Kathlow unscheinbar. Rings um den Hof von Rudi und Veronika Schaepe versammelt sich aber ein Dorfleben, das in der Region einzigartig ist, findet der Heimatforscher. Sein Fazit: „Ich habe hier Weltgeschichte in einem Tautropfen gefunden“. Vom einstigen Kathlower Wasserschloss über die Tatsache, dass sich der Ort direkt an der Salzstraße nach Breslau befand, einer gefundenen Gruft aus dem 30-jährigen Krieg, bis hin zu den Kriegs- und Nachkriegszeiten zeigt die Ortsgeschichte im Kleinen einen Blick auf das Große.
Heimatgeschichte also, die natürlich auch wegen des bekannten Paul Bothe die Menschen in Scharen zur Buchlesung zog. Hartmut Schatte ist stolz, dass der 93-Jährige diese Veröffentlichung noch erleben durfte, dass er sein Wissen über die Zeit gerettet hat.
Vor allem war dieser 22. April für den Autor von Heimatbüchern, die bei großer Arbeit oft nur kleine Auflagen haben, ein Anschub: diese vielen interessierten Menschen waren für mich Motivation zum Weitermachen“, sagt er. Für 15 Euro ist „Schlesischer Himmel und Lausitzer Erde“ im Handel
erhältlich. Viele Fotos sowie Illustrationen des Malers und Grafikers Klaus Janck sind auf den 236 Seiten zu finden.