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Cottbus: E-Gitarre trifft erneut auf Kontrabass

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Die Besucher hängen beim Konzert von Alexander Knappe mit dem Philharmonischen Orchester an den Lippen des Cottbuser Sängers (l.), der Alexander Diehl (r.) eingeladen hatte. Mit seinem Friedenslied „Nur ein Lied“ zog er im Internet große Aufmerksamkeit auf sich. Dirigent Evan Christ eroberte das Publikum mit einem eigenen Stück Foto: M.Klinkmüller

Alexander Knappe und das Philharmonische Orchester des Staatstheaters berühren die Zuschauer

Cottbus (mk). Auf der Cocktailbar dreht sich ein Leuchtglobus. Couchtisch, Sessel, Schirmlampe und Teppich tauchen im Scheinwerferlicht auf.
Leichtfüßig wie ein Boxer in der ersten Runde tänzelt der Cottbuser Sänger Alexander Knappe über die Bühne des Cottbuser Staatstheaters. Zwei Abende  sorgt er hier für ein ausverkauftes Haus.
Hinter ihm steht der Dirigent Evan Christ vor seinem Orchester. Dass der Generalmusikdirektor und der Sänger im vierten Jahr des gemeinsamen Auftretens längst gute Freunde  sind, zeigt sich in kleinen Gesten. So wird kurzerhand über einen kleinen Fleck am Sakko des Dirigenten gewischt. „Meine Sachen sind wenigstens gebügelt und gewaschen“, witzelt Alexander Knappe, der schon rein optisch mit seinen an den Knien zerrissenen Jeans einen Gegensatz zum tadellosen Dirigenten-Anzug darstellt. Ob hier noch später ein Fleck dazukommt, als der Dirigent sich einen Twix-Riegel vom Bühnencouchtisch gönnt, bleibt offen. Die Stimmung jedenfalls ist stets hemdsärmelig.
„Musik an. Welt aus“, heißt das Motto in diesem Jahr. Zahlreiche Überraschungen bietet der Sänger. Die erste ist eine, die leise daherkommt. Eine die bei vielen für Tränen sorgt. Die bewegt. So hört das Publikum ein Lied, dass Alexander Knappe seinem Vater widmet, der um seine Liebe gekämpft hat. Der Vater sitzt in der fünften Reihe. Zeilen wie „Komm hör mir zu, in meinem Kopf bist nur noch du“, fesseln. Überraschung zwei ist der Auftritt des bayerischen Sängers Alexander Diehl. Dieser hat beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest in diesem Jahr viele Herzen erreicht. Nach den Anschlägen von Paris fasst er seine Gefühle in Worte. „Nur ein Lied“ erobert sofort das Internet und sorgt für millionenfache Klicks. Auch das Cottbuser Publikum hat der sympathisch-bescheidene Bayer von Beginn an fest im Griff.
Seinen großen Auftritt mit Zuschauern, die es danach nicht mehr auf den Sitzen hält, hat auch Evan Christ. Dieser hat ein eigenes Stück komponiert, welches an Maurice Ravels „Bolero“ angelehnt ist. Vor allem das unbeschreiblich schöne Ende sorgt für Gänsehaut.   Im Anschluss schlüpft Alexander Knappe in die Rolle eines DJ. Am Plattenteller stehend präsentiert er den Gastauftritt von Wincent Weiss. Mit „Ey da müsste Musik sein“, erklimmt der 23-Jährige derzeit die Charts. Musik aus. Welt an. Musikalisch ein kalorienreiches  Festessen. Ein Schmaus. Ein Leckerbissen. Ja, das war so ein Abend, bei dem eigentlich niemand nach Hause gehen will. Ein Abend, der einfach nicht enden darf. Was bleibt ist die Hoffnung, dass die musikalische wie freundschaftliche Liaison zwischen dem Sänger und dem Dirigenten noch lange anhalten mag.

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