Anmerkungen zum Tanzstück in der Kammerbühne.
Cottbus. Endlich tanzen! Das klingt nicht anders als „Endlich kochen“, „Endlich musizieren“ oder eben auch „Endlich Fußball im Stadion erleben!“
„Nur ein Wimpernschlag“, zeigt Momentaufnahmen menschlicher Gefühlslagen bewusst vereinzelt. Unser Ballett in eine Zeit geraten, die kaum noch Gemeinschaft zulässt. Tänzerinnen und Tänzer wollen nichts mehr als „Endlich tanzen!“ Sie durften es, jeder für sich, und haben vergangenen Freitag in der wegen misslicher Nachrichten nicht einmal ausverkauften, abstandssicheren Kammerbühne die Saison des Staaststheaters eröffnet.
Palucca-Schüler Oliver Preiß, der in Leipzig (wo auch unser jetzt seit 15 Jahren hier wirkender Ballettdirektor Dirk Neumann seine Prägung erfuhr) als „Van Gogh“, Diktator in „Cahplin“ und anderen Rollen gefeiert wurde und auch in Cottbus als Gast tanzte, schuf diese Körpergemälde und schob sie in einen Rahmen: Andrea Masotti tanzt zu „Love after Love“ die „Reisende“, die auf Glück, Leiden, Sehnsucht, Qual und Zögern schaut. Spinnengleich windet sich Alyosa Forlini zur Gorecki-Sinfonie durch Herzenspein, Annalisa Piccolo sitzt quälend lange allein und Stefan Kulhawec macht sich unter der Dusche nackt, um bald in wilder Raserei weit ausgreifend und sich in Salti überschlagend zu explodieren. Elf Tänzerinnen und Tänzer erleben wir – faszinierend und spürbar „endlich“ tanzend. Es sind auch leichte Striche denkbar. Aber auf silbriger Baukasten-Bühne von Hans-H. Schmidt tanzen die Wimpern im Ganzen voller Phantasie. Bravissimo! J.H.
Weitere Beiträge aus Cottbus und Umgebung finden Sie hier!