Innungs-Obermeister Hans-Peter Lange (70) erinnert sich als Gründungsmitglied an Neuanfänge nach der Wende.
Cottbus (mk). Mit einem Innungsball wurde am vergangenen Samstag das 25-jährige Bestehen der Kfz-Innung Cottbus gefeiert. Der Innungsobermeister Hans-Peter Lange aus Vetschau erklärte vor den Innungsmitgliedern, dass er stolz auf das in den 25 Jahren Erschaffene sei. Im Interview sprach er zum Jubiläum und zum Berufsbild.
Herr Lange, Sie sprachen in ihrer Rede von kaltem Wasser in das viele Unternehmer 1990 fielen. Woher kam das Frösteln?
H.P.Lange: Wir kannten das Innungssystem nicht. Unsere Berufsgruppe war bis dahin über den Rat des Kreises verwaltet worden. Wir wollten aber auf keinen Fall Einzelkämpfer werden und suchten einen Zusammenschluss wie auch immer.
Sie waren damals ein Gründungsmitglied?
Ich kann mich noch gut an das Jahr 1990 erinnern, als 330 Leute in das Haus der Gewerkschaften nach Calau kamen, um die Kfz-Innung zu gründen. Ich nahm mich der Sache an, da ich schon zu DDR-Zeiten Obermeister der Berufsgruppe war und wir Obermeister uns verantwortlich fühlten.
Wie schwer war der Beginn?
Es wurde um die Händler-Verträge nach der Wende gekämpft. Viele Unternehmer sind dabei auf der Strecke geblieben, da diese Verträge praktisch mit der Gießkanne über die Region gestreut wurden.
Da heißt?
Übertrieben, dass es in jedem Dorf zwei Ford-Händler gab. Das konnte nicht gut gehen. Wer kaputtgeht, geht kaputt, dachten sich damals die Hersteller.
Wofür ist eine Innung wichtig?
Die Mitgliedschaft in einer Innung ist freiwillig, sodass diese schon etwas anbieten muss, damit die Mitglieder bei der Stange bleiben. So werden die Lehrausbildung oder der Prüfungsausschuss von der Innung gestaltet. Wichtig sind auch die Lehrgänge die wir anbieten.
Zum Beispiel?
Aktuell müssen Werkstätten auch mit der neuen Hybrid-Technik umgehen können. Zudem sind Elektrofahrzeuge ein Thema auch wenn hier in der Region im Vergleich zu Berlin noch sehr wenige solcher Fahrzeuge unterwegs sind.
Hat das Kfz-Gewerbe Nachwuchssorgen?
In den ersten Jahren nach der Wende haben wir mit 200 bis 240 Auszubildenden pro Jahr über Bedarf ausgebildet. Das hat sich heute geändert. Wir profitieren aber immer noch davon, dass der Kfz-Mechatroniker immer noch der Traumberuf vieler junger Männer ist. Derzeit werden 120 Schulabgänger jährlich im Innungsbereich ausgebildet. Diese Zahl wird aber auch benötigt.
Wie sieht es mit Mädchen aus?
Von den erwähnten 120 Auszubildenden sind vier Mädchen dabei. Die Tendenz ist steigend.
Woran liegt das?
Das Berufsbild hat sich verändert. Aus dem Kfz-Mechaniker ist der Kfz-Mechatroniker geworden. Dank der Elektrotechnik ist der Beruf nicht mehr ganz so körperlich belastend.
Andere Innungen der Region feiern gemeinsam.
Das stimmt. Aber unsere ist mit 340 Mitgliedern die größte Innung im Land und wir wollten, dieses Jubiläum für unsere Mitglieder auch gebührend feiern. Den Ball haben sich die Mitglieder verdient. Deshalb ist er auch bewusst ganz unpolitisch gehalten. Es geht allein um die Handwerker.
Lieben Dank für das Gespräch. Mathias Klinkmüller