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Das Wunder von Dörrwalde

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Blick auf den Kirchturm im Advent 2016. Seit vier Jahren thront er wieder über dem Dorf und ist von weithin sichtbar. Und seit einem Jahr läuten die Glocken Foto: T. Richter-Zippack

Am 17.12. 1974 brach vor Heiligabend der Kirchturm auseinander

Dörrwalde (trz). Den Advent vor 42 Jahren werden die Dörrwalder nie vergessen. Denn damals geschah das schier Unfassbare: Am 17. Dezember 1974, einem Dienstag, brach gegen 14.30 Uhr fast die komplette Nordwestecke aus dem Kirchturm. Genau einen Monat später, am 17. Januar 1975, wurde in einer Beratung der staatlichen Bauaufsicht festgelegt, das nunmehr ruinöse Bauwerk umgehend abzureißen, da große Einsturzgefahr bestand. Gesagt, getan: Nur 24 Stunden später war der Dörrwalder Kirchturm durch die Kraft zweier Raupen und ihrer langen Zugseile Geschichte. Die beiden Glocken erfuhren ihre Bergung aus dem Bauschutt. Sie künden bis heute vor dem Gotteshaus von jenen furchtbaren Tagen. So ist es in der Dörrwalder Chronik festgehalten.
Und 42 Jahre später, also im Dezember 2016? Sieht die Kirche aus, als sei nichts geschehen. Der rund 36 Meter hohe Turm erstrahlt im Weihnachtsglanz, das Schiff ist saniert. Das ist das eigentliche Wunder von Dörrwalde. Denn wäre die politische Wende in der DDR nicht gekommen, würde heute nicht mehr nur die Kirche nicht mehr existieren, sondern wäre das gesamte Dorf verschwunden. So sahen es zumindest die DDR-Braunkohlenplanungen vor. Demnach wäre Dörrwalde im Tagebau Greifenhain versunken.
Ohnehin der Bergbau: Viele Einwohner sagen, dass durch entsprechende Grundwasserabsenkungen die Bausubstanz der Kirche stark gelitten habe. Bereits Jahre vor der Adventskatastrophe hatten sich im Mauerwerk tiefe Risse gezeigt. Irgendwann wurde es dann dem Gotteshaus zu viel, und so stürzten Teile des Turms ein.
Die Wende rettete indes nicht nur das Dorf, sondern schenkte auch der Kirche neues Leben. Bereits in den Jahren 1993/1994 wurde der Grundstein für die umfassende Sanierung gelegt. Doch der Wiederaufbau des Turms sollte noch bis zum Jahr 2010 warten. Erst am 30. Juli jenen Jahres, einem heißen Sommertag, erfolgte die Grundsteinlegung für die größte Baustelle im Dorf. Das Richtfest wurde bereits am 21. September 2011 gefeiert, 2012 die feierliche Wiedereinweihung. Im vergangenen Jahr wurde das Projekt Wiederaufbau mit der Weihe der neuen Glocken, die aus dem Saarland geholt wurden, in Gänze abgeschlossen. So geschehen selbst in Zeiten der Globalisierung noch immer kleine Wunder. Wie eben das von Dörrwalde.

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