„Es soll ja bereits Karnevals-Clubs geben, die es ablehnen, aufgrund der Schulden den Rathausschlüssel in Empfang zu nehmen. So weit sind wir in Cottbus noch nicht“, beruhigt Oberbürgermeisterin Karin Rätzel ihre Spreestädter. Sie sieht sogar im Karneval Möglichkeiten, die Bürger wieder für Politik zu begeistern. Wird die Wahlbeteiligung vom 26. Oktober betrachtet, scheint dies dringend angeraten. Die Leidtragende der Kommunalwahl benennt Karin Rätzel klar: „Die SPD zahlte den Preis für das derzeitige Theater in Berlin“. Die Oberbürgermeisterin bescheinigt den Cottbusern, „qualifizierte Wähler“ darzustellen: „Die Wähler, welche sich der SPD verweigerten, gaben auch keiner anderen Partei ihre Stimme“. Den Wahlerfolg der Aktiven Unabhängigen Bürger (AUB) führt sie auf den hohen Stimmenanteil in den drei neuen Ortsteilen zurück. Zudem ist die niedrige Wahlbeteiligung „für alle politisch Verantwortlichen ein Denkzettel“. Die Rathauschefin bezeichnet den Vorschlag, die „Krise mit den Bürgern“ auf die Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung zu setzen, „eine interessante Idee“. Des weiteren könnten die Parlamentssitzungen auf den Nachmittag verlegt werden, um „mehr Bürgern die Teilnahme zu ermöglichen“. Immanent wichtig ist für Karin Rätzel der Kontakt zur Basis: „Man muss einfach in die Bürgervereine und in die Ortsbeiräte gehen, um die dortigen Befindlichkeiten zu erkunden“. Sie betont, dass „Kommunalpolitik eine Politik des Lebens ist“. Die Oberbürgermeisterin hebt hervor, dass sie mit beiden Kandidaten für den Vorsitz der Stadtverordnetenversammlung leben kann: „Es hätte von den Vorschlägen durchaus schlimmer kommen können“. Im Parlament selbst sollten „Selbstdarstellungsprozesse einzelner Stadtverordneter nicht mehr stattfinden“. Ihr Wahlversprechen, bis 2007 insgesamt 400 Stellen in der Verwaltung abzubauen, wird auf jeden Fall gehalten. Dieser Prozeß soll sogar „beschleunigt“ werden. Beschleunigen will sie ebenfalls die Zusammenarbeit mit der BTU. Dabei muß endlich mehr rauskommen, als nur die Patententwicklung. Marktfähige Produkte allein helfen der Region. „Das macht mir in der Tat Sorgen“, sagt sie. Klare, dezentrale Strukturen sollen auch bei einer neuen Gebietskörperschaft mit dem Spree-Neiße-Kreis geschaffen werden. Bis 2008 soll das passieren. Mit Landrat Dieter Friese hat Karin Rätzel in diesen Wochen etwas Mitleid, denn sie könne ihn bei seiner Kinostrategie verstehen, „gehe es doch um sehr viel Geld“. Allerdings ist, „wer sich auf diese Ebene begibt und sich dann eingeschnappt zeigt, für diesen Stuhl nicht geeignet“, so die Oberbürgermeisterin. Beim Groß Gaglower Kino wird sie sich weiter für eine Aufhebung der Baugenehmigung einsetzen. Sogar der Investor für die City Galerie (ECE) zeigt sich über die Kinogeschichte „verwundert“. Bis weit ins nächste Jahr hinein bat sich der Investor „Bedenkzeit“ aus. Karin Rätzel sieht beim ECE noch immer „einen Spalt in der Bürgerschaft“. Jedoch „wird nichts besser, wenn nichts passiert“, so die Rathauschefin mit energischer Stimmlage.
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