Nach dem Tarifstreit kämpfen Einrichtungen weiter um eine bessere Betreuung:
Region (mk). Um mehr Anerkennung für ihren Beruf haben die Erzieher in den Kindertagesstätten in diesem Jahr gekämpft. Über einen Kompromiss zwischen den Arbeitgebern und der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di stimmen die Gewerkschaftsmitglieder derzeit ab. Ein Ergebnis wird Mitte der kommenden Woche erwartet. Die 3,7 Prozent Lohnerhöhung bringen für die Erzieher (Vollzeit vorausgesetzt) zwischen 93 und 138 Euro mehr im Geldbeutel. Ziel war es, den Erzieherberuf schmackhaft zu machen. „Wir können doch keinen jungen Mann der seine Familie ernähren muss, mit halbem Portemonnaie nach Hause gehen lassen“, verbildlicht die Leiterin der Vetschauer Kita Rappelkiste Heidrun Wetzk. Ganz glücklich ist auch sie nicht über das Ergebnis. Zum einen arbeiten nur wenige Erzieher in Vollzeit und auch das wichtige Ziel, die Berufszeiten anzuerkennen, blieb in den Verhandlungen auf der Strecke. Nach dem tariflichen Streit mit den Arbeitgebern könnte nun der Streit mit der Politik beginnen. Schließlich stehen vor allem auch der Betreuungsschlüssel und die zu geringe Freistellung für Kita-Leiter in der Kritik. Eine kleine Kampfansage an die Politik war bereits die Verkürzung der Öffnungszeiten der Cottbuser Kita „Reggiohaus Emilia“ zu Beginn des Monats. Um 17 Uhr wird jetzt hier geschlossen. Eine Betreuung über diese Zeit hinaus müssen die Eltern mit einem Betreuer ihrer Wahl aus eigener Kasse finanzieren, erklärt der Geschäftsführer des Jugendhilfe-Vereins der Stadt, Jörn Meyer. Die Landtagsabgeordnete Martina Münch (SPD) sieht bei solchen Entscheidungen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Gefahr. Schließlich sind Ganztagesangebote gefragt. Bei einem Besuch im Cottbuser Familienhaus fragt sie nach, was die Kita denn den Eltern sagt, die eine längere Betreuung brauchen: „Beschweren Sie sich bei ihren Landtagsabgeordneten“, ist die Antwort von Jörn Meyer. Andere Öffnungszeiten lässt der Personalschlüssel eben nicht zu. Die Landtagsabgeordnete Kerstin Kircheis (SPD) regt an, dass jene Arbeitgeber, die eine über zehnstündige Betreuung verlangen, sich an den Betreuungskosten auch beteiligen sollen. Martina Münch erklärt, dass der Personalschlüssel bereits verbessert wurde und Ziel eine Eins-zu-Fünf-Betreuung ist. Aber eine Betreuung von einem Erzieher auf vier Kinder ist im Haushalt nicht darstellbar, erklärt sie und begründet: „Schließlich wollen auch Lehrer und Polizisten finanziert werden“. Mit einer Vollzeiteinstellung ist das Aufstellen eines Dienstplanes gar nicht möglich, gibt Jörn Meyer zu bedenken.