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Ein Wegbereiter der Archäologie

Dr. Marschalleck arbeitete in der Niederlausitz /120. Geburtstag.

Dr. Marschalleck (links vorn) und Prof. Dr. Pätzold in Kolkwitz bei Ausgrabungsarbeiten, 1933. Foto: CGA-Archiv

Region. Die Niederlausitz als deutscher Kohlenkeller enthüllte Archäologen traumhafte Schätze. Ein Name hatte hier in den 1930er bis 1950er Jahren Glanz: Dr. habil. Karl Heinrich Marschalleck, Archäologe. Ostersamstag ist sein 120. Geburtstag. Das NIEDERLAUSITZ-Jahrbuch widmet ihm mehrere Seiten. Im havelländischen Groß Kreutz wuchs er in bürgerlichem Elternhaus auf. Er studierte Alte Geschichte, Paläontologie und Prähistorische Archäologie. Nach der Promotion wurde er Assistent des Staatlichen Vertrauensmanns für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer der Provinz Brandenburg am Staatlichen Museum für Ur- und Frühgeschichte in Berlin. Marschalleck lernte in den 1920er und ‘30er Jahren weite Teile Brandenburgs und deren Fundplätze kennen. Mit viel Enthusiasmus gelang es ihm, Bergungen und Fundbegleitungen vorzunehmen. Das Netz ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger wurde dichter,deren Ausbildung vor Ort intensiver. Die Einführung eines von Marschalleck entworfenen Fundmeldeformulars erleichterte die Archivierung der Funde. In der Grundstruktur wird es bis heute genutzt. Ende der 1930er Jahre war Marschalleck Mitautor eines „Reichs-Ausgrabungs- und Denkmalschutzgesetzes“. Die es formulierten, schieden aber 1938 aus dem Staatsdienst aus. Jener Entwurf könnte in Teilen Vorlage für die „Verordnung zum Schutz und zur Erhaltung der ur- und frühgeschichtlichen Bodenaltertümer“ vom 28. Mai 1954 geworden sein. Marschalleck arbeitete bis zum Krieg freiberuflich, erstellte fast nebenbei die ur- und frühgeschichtliche Landesaufnahme des Kreises Luckau (gedruckt 1944) und widmete „Der Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde zu ihrem 60jährigen Bestehen“ einen gehaltvollen Aufsatz. Inzwischen wird diese Gesellschaft am 3. Juni 2024 schon 140 Jahre. Nach dem Krieg arbeitete Marschalleck als Referent für Bodendenkmalpflege, als Dozent für Ur- und Frühgeschichte und Institutsleiter an der Brandenburgischen Landeshochschule Potsdam. Er habilitierte 1950 mit seiner „Untersuchung zur Urgeschichte des Kreises Luckau“. 1952 folgte er seiner bereits 1945 nach Jever verzogenen Familie und blieb dort bis ins hohe Alter archäologisch aktiv. Zwar galt er den Ostfriesen als „merkwürdiger Kauz“, doch erhielt der bekennende Niederlausitzer 1969 die Ehrenbürgerwürde der Ostfriesischen Landschaft. Am 16. Juni 1981 starb er in Aurich.
Jens Lipsdorf

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