Neiße-Siedlung bezaubert mit prächtiger Natur und Weltabgeschiedenheit.
Pusack (trz). Wo befindet sich Brandenburgs südöstlichster Punkt? Natürlich im Spree-Neiße-Kreis, genauer gesagt im Amt Döbern in der Gemeinde Neiße-Malxetal. Und ganz konkret in Pusack. Pusack? Da war doch was? Richtig, der weit über die Grenzen des Ortes hinaus bekannte Ziegenhof. Hinzu gesellen sich 15 Wohnhäuser sowie das winzige Feuerwehrgerätehaus. Hinzu kommt, und das macht den besonderen Reiz dieser Gegend aus, eine wunderschöne Landschaft, die für Niederlausitzer Verhältnisse einzigartig ist.
„Einmal im Jahr nach Pusack“, davon schwärmte schon der einstige Forster Heimatforscher Max Balde. Diesem Ansinnen hat sich der Forster Geschichtsstammtisch jetzt verschrieben. Unter der Leitung von Forstmann Kristian Schmidt mit Unterstützung des 86-jährigen Ortschronisten Walter Schlammer begeben sich rund 60 Natur- und Heimatfreunde auf die Spur der Pusackschen Idylle. Dreh- und Angelpunkt bilden im Ort die Reste der einstigen Neißebrücke, die nach dem Sorauer Landrat Bredow benannt wurde. Das Bauwerk erfuhr im Jahr 1945 seine Zerstörung. Nach Kriegsende kam es für das winzige Örtchen noch schlimmer. Denn das Vorwerk Pusack wurde von seinem Mutterdorf Groß Särchen abgeschnitten. Das gehörte fortan zu Polen. Wer heute auf kurzem Wege von einem Ort zum anderen möchte, kann die Verbindung über das Neiße-Wehr nehmen. Dort befinden sich auch die Ruinen der einstigen Karton- und Papierfabrik, kurz Kapag. Bis 1945 fanden dort 500 Beschäftigte Arbeit und Lohn.
Kuckucksblumen
Schnellen Schrittes geht Kristian Schmidt mit seinen Gästen entlang der Dorfstraße. An einer Wiese stoppt der erfahrene Forstmann. Dort wachsen hunderte, derzeit in vollster violetter Blüte stehende Gefleckte Kuckucksblumen. Die Orchideen kommen in der Region nirgendwo häufiger vor als an der Neiße bei Pusack. Ausgraben lohne sich indes nicht, warnt Schmidt. Zum einen sei dies verboten, da die Art streng geschützt ist. Zum anderen leben diese Orchideen in Symbiose mit einem Fadenpilz. Das heißt, die Pflanzen würden im eignen Garten ohnehin verkümmern.
Bald geht es steil hinauf. Ab der Grenzerquelle ist Kondition gefragt. Die Neißehänge verbreiten Mittelgebirgsflair. Prächtige Buchen begleiten die Wanderer. Weiter führt die Tour über Stock und Stein zur sogenannten Aussicht. Von dort bietet sich ein schmaler, aber feiner Blick hinüber zur Groß Särchener Kirche. Nicht zu sehen ist dagegen die Rote Burg, der Rest eines Raubschlosses, ebenfalls östlich der Neiße gelegen. Nächste Station ist die rund 600 Meter lange Wolfsschlucht, ein Trockental, das bis zum Jahr 1935 als Schießstand der Groß Särchener Schützen diente. Bald ist der berühmte Märchenwald erreicht, dessen uralte Eichen, Buchen, Ulmen und weitere Arten gerade in der Dämmerung ein mystisches Bild abgeben. Das rund vier Hektar große Gebiet steht unter Naturschutz. Seinen Namen erhielt es wohl von Grenzbeamten, die auf ihrem Weg entlang der Neiße durch diese Gegend mussten, die ihnen vielleicht ein wenig unheimlich war.
Indes gilt Pusack nicht nur als der südöstlichste Punkt Brandenburgs, sondern auch als einer der idyllischsten undf weltabgeschiedensten Gegenden, die die Lausitz zu bieten hat. Wer Ruhe und eine halbwegs heile Natur sucht, ist in Pusack genau richtig. Und das Örtchen darf gern öfter besucht werden als nur einmal im Jahr.