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Extremer Hitzesommer sorgt für viele zusätzliche Tagesgäste im Seenland

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Kathrin Winkler ist seit der Gründung des Tourismusverbandes Lausitzer Seenland im April 2012 dessen Geschäftsführerin. Auch privat zieht es sie gern aufs Wasser Foto: privat

Touristikerin Kathrin Winkler und ihr Verband arbeiten jetzt in Senftenberg / Online-Buchung bewährt sich / Stornos wegen dem „Trockenschiff“:
Wochenlange Tropenhitze, volle Strände und Ferienunterkünfte, ein bislang auf dem Trockenen liegendes neues Fahrgastschiff und Touristiker im Umzugsstress: Das sind die Stichworte des Sommers 2015 im Lausitzer Seenland.
Kathrin Winkler, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes, zieht im Interview eine erste Bilanz des bislang verrückten Jahres in der neuen Urlauberregion.
Haben Sie den Umzug des Tourismusverbandes gut überstanden?
K. WINKLER: Auf jeden Fall. Seit Anfang August sind wir jetzt in der Galerie am Schloss, dem Senftenberger Polenzhaus, beheimatet. Der Tourismusverband ist soweit arbeitsfähig, nur mit dem Internet will es bislang noch nicht klappen.
Warum sind Sie eigentlich von Hoyerswerda nach Senftenberg gewechselt?
Der Eigentümer unserer alten Filiale am Hoyerswerdaer Markt will das Gebäude zu einem Wohnhaus umbauen, das bedeutet längere Baumaßnahmen und nicht kalkulierbare Einschränkungen. So mussten wir uns ein neues Domizil suchen. Aus diesem Grund waren wir im gesamten Seenland unterwegs, um nach passenden Objekten zu suchen.
Wie wirkt sich der gegenwärtige Hitzesommer auf den Tourismus im Seenland aus? Gibt es bereits eine erste Bilanz zur Hauptsaison 2015?
Die konkreten Zahlen liegen uns frühestens im Oktober vor. Wir können aber bereits resümieren, dass das extrem warme Wetter viele zusätzliche Tagesgäste anlockt. Damit meine ich nicht nur Lausitzer, sondern auch viele Dresdner beziehungsweise aus dem Dresdner Umland, die an unsere Strände kommen. Ein Nachteil ist natürlich, dass bei der extremen Hitze kaum jemand die Angebote in den Städten und Gemeinden nutzt. Damit meine ich insbesondere Museen, Ausstellungen und ähnliches. Zudem wird bei den hohen Temperaturen auch weniger eingekauft, was natürlich den Einzelhändlern gar nicht gefallen kann. Dem versuchen wir beispielsweise mit dem Willkommenstag im Amphitheater und der Seenland-Karte entgegenzuwirken.
Wie wirkt sich die große zeitliche Nähe der Sommerferientermine in Brandenburg und Sachsen aus?
Im Jahr 2013 gab es eine Gesamtferienzeit für beide Länder von 65 Tagen. 2014 waren es noch 51 Tage, in diesem Sommer 47 Tage. Das ist der ungünstigste Fall, denn wir Touristiker benötigen eine möglichst langgezogene Ferienzeit, um viele Gäste begrüßen zu können. Leider gibt es keine Möglichkeit, auf die beiden zuständigen Kultusministerien einzuwirken. Aber im kommenden Jahr sieht es wieder entspannter aus. Dann beträgt die addierte Sommerferienzeit der Länder Brandenburg und Sachsen insgesamt 72 Tage.
Was ist die Enttäuschung des Seenland-Sommers 2015?
Natürlich das noch immer nicht in See gestochene neue Fahrgastschiff. Bislang haben verschiedene technische Probleme die Jungfernfahrt vom Senftenberger zum Geierswalder See verhindert. Die junge Reederin engagiert sich mit vollen Kräften, doch das Desaster haben andere, namentlich die Schiffswerft, zu verantworten.
Wegen dieses fehlenden Angebots müssen wir in nicht unerheblichem Ausmaß Stornierungen in Kauf nehmen. Die Leute wollen durch den Kanal schippern. Durch die Absagen leiden nicht nur die Reederei, sondern auch viele Gastronomen. Wir hoffen natürlich, dass das Schiff möglichst bald fahren kann.
In diesem Jahr hat der Tourismusverband die Online-Buchung eingeführt. Wie wurde dieses Angebot angenommen?
Um die 50 Partner beteiligen sich inzwischen an diesem zukunftsweisenden Projekt. Natürlich profitieren davon Einrichtungen, die sich sofort und ohne Umweg buchen lassen. Mehr noch: Jetzt werden auch Ferienunterkünfte gebucht, die bislang wegen ihrer Lage etwas benachteiligt waren. Die Gäste fahren jetzt einfach die zwei, drei Kilometer bis zum nächsten See und sind zufrieden. Eine große Baustelle haben wir allerdings noch: und zwar die Spremberger Region. Bislang wurde dort für die Vermittlung von Unterkünften keine Provision genommen. Jetzt müssen wir die Leistungsanbieter überzeugen, dass Vermittlung auch Geld kostet. Daher befinden wir uns derzeit in Gesprächen.
Vor wenigen Monaten wurde die Seenland-Karte eingeführt. Hat sie sich bewährt?
Genaue Zahlen haben wir noch nicht, aber erste Reaktionen. Die sind in den meisten Fällen positiv. Der Sinn dieses Angebots besteht natürlich in seinem Netzwerkgedanken. Die Gäste bekommen für über 40 Angebote Vergünstigungen. Die Touristiker empfehlen also ihre Urlauber auch mal zum Nachbarn.
Erste Rückmeldungen zeigen uns aber auch, dass die Bezeichnung Seenland-Karte problematisch ist. Viele denken dabei an eine Landkarte. Wir werden uns dazu, wie auch zu den ersten Erfahrungen im Vertrieb, verständigen. Eigentlich soll auf englische Namen verzichtet werden. Aber wir werden wohl um die „Seenland-Card“ nicht herumkommen. Übrigens gibt es am 2. September dazu eine Veranstaltung mit allen interessierten Partnern. Wir bleiben da dran.
Mit Kathrin Winkler sprach Torsten Richter-Zippack

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