Fast jeder vierte Handwerksbetrieb in der Region wird von Frauen geführt.
Region (mk). Die 28. Brandenburgische Frauenwoche steht in diesem Jahr vom 2. bis zum 11. März unter dem landesweiten Motto „Selber Schuld“. Die diesjährige Frauenwoche zielt darauf, verschiedene Formen von Ungleichheit zu erkennen und zu verändern.
Dabei sind gerade zu Zeiten des Fachkräftemangels Frauen gefragter denn je. Das Handwerk kann keinesfalls auf gut qualifizierte Frauen verzichten. 1.754 Jugendliche erlernen im Kammerbezirk Cottbus einen Ausbildungsberuf im Handwerk. Davon sind 20,9 Prozent Mädchen. Im letzten Jahr sind 720 Jugendliche mit einer Ausbildung gestartet, davon waren 152 Mädchen. Die Tendenz ist leicht ansteigend. „Wir haben eine Klempnerin, Zimmerin und sogar eine Maurerin, aber natürlich auch Friseure, und Lebensmittelfachverkäuferinnen“, sagt Veronika Martin von der Handwerkskammer Cottbus.
1.680 der insgesamt 7.596 Einzelunternehmen (ohne GmbH’s, KGs) im Handwerk werden von Frauen geführt. Das sind 22,1 Prozent. Sie führen ihr Unternehmen als Alleininhaberin nicht nur in der Friseur- und Kosmetikbranche, sondern auch in typischen Männerberufen. Auch hier ist die Tendenz leicht ansteigend. Insgesamt sind im Kammerbezirk
Cottbus 9.809 Handwerksbetriebe tätig. Nach Auskunft der Handwerkskammer Cottbus wird es für Unternehmerfrauen schwierig, wenn sie die Familienplanung aufnehmen. Das Mutterschutzgesetz gilt nicht für Selbstständige. Sie haben keinen Arbeitgeber, dem eine vertragliche Fürsorgeverpflichtung obliegt. Kindergartenplätze, Öffnungszeiten, zusätzliche Schließzeiten in Kindergärten bringen junge Familien in Bedrängnis.
Silvana Kaul-Mätzke ist Kraftfahrzeugmechanikermeisterin aus Uebigau-Wahrenbrück. Ihre Position in einer ansonsten eher männlich geprägten Branche sieht sie gelassen: „Ab und zu kommt es vor, dass ich in meiner Leistung unterschätzt werde. Das quittiere ich meist mit einem Lächeln“. Neben dem Beruf, den sie mit Leidenschaft ausübt, ist die Familie nicht zu kurz gekommen: „Ich habe einen 21- jährigen Sohn – der Spagat zwischen Unternehmerin und Mutter ist mir gelungen“, sagt die Firmenchefin und ergänzt: „Die Euphorie, das eigene Unternehmen aufzubauen, hat mir vielleicht zusätzlich Kraft gegeben.“
Die neue Vollversammlung der Handwerkskammer Cottbus (HWK), die 2016 – 2021 gewählt wurde, ist weiblicher. 25 Prozent der VV-Mitglieder und Stellvertreter sind Frauen (zuvor waren es 14 Prozent). Dieses Engagement der Frauen im Ehrenamt trifft auch auf die Industrie- und Handelkammer Cottbus (IHK) zu. In der neuen Vollversammlung sitzen nun 13 Frauen. Zuvor waren es acht gewesen. Somit sind 29 Prozent der Mitglieder in der Vollversammlung weiblich. Gleichzeitig beobachtet Jana Frost, Referentin für Fachkräfte bei der IHK, dass sich im Alltag die Aufgabenaufteilung in der Familie stark gewandelt hat. So würden sich immer mehr Paare mit Kindern abstimmen, was die Betreuung betrifft. Zudem ist auch zu beobachten, dass immer mehr Männer von der Elternzeit Gebrauch machen.