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Kathlower Mühle sorgt für Besucher-Ansturm

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In der Kathlower Kirche präsentierte der Heimatforscher Hartmut Schatte ein Buch zur Geschichte der örtlichen Mühle. Das Interesse war riesig, da die Geschichte der Mühle überraschend facettenreich ist
Fotos: H. Schatte

Heimatgeschichte begeistert in Kathlow.

Kathlow (mk). 200 Gäste zwängten sich in die Kathlower Kirche. Kein Platz mehr frei. Was lockte, war hier die Heimatgeschichte. Konkret gesagt, die der Kathlower Mühle. Der bis 1945 erhaltene Fachwerkbau wurde wohl im Jahr 1636 errichtet.
Doch was ist an dieser Mühle so besonders gewesen, das dieses große Interesse rechtfertigt? Hartmut Schatte ist Autor des Buches zur Mühle. Ihm hat es vor allem die Geschichte der Mühlenbesitzer-Familie Hendrischk angetan. Diese Familie hat ihn nachhaltig so bewegt, dass er während seiner Recherche sogar erwog, einen Familienroman zu schreiben. Viele Nachfahren der Pächter-Familie sitzen in den ersten Reihen während der Buchpräsentation. Sie hören, dass von dieser Mühle eine kleine Wirtschaftsmacht in der Region ausging. Sie war Mal- und Schneidemühle. Zudem wurde von hier aus ein Düngemittel-Handel aufgebaut. Hinzu kommt der wohl damals (frühes 20. Jahrhundert) größte Holzhandel der Region. Fischerei, Jagdpacht und ein guter Ruf als beliebtes Ausflugsziel einer ganzen Region sind hier aufzuzählen. Schließlich schaffte es die Gastwirtschaft der Mühle mit ihrem Gondelteich auf viele Postkarten. „Von hier aus ist schon ein kleines Wirtschaftsimperium entstanden“, erzählt Hartmut Schatte. Im Landeshauptarchiv in Potsdam hat er viele historische Quellen-Schätze zur Mühle gehoben – auch viele Bilder.

Titelfoto des Buches: Ja, auch eine Kahnfahrt war einst an der Kathlower Mühle möglich

Die Pächterfamilie bezeichnet er ehrfurchtsvoll als „Intelligenzbestienfamilie“. Lehrer, Juristen Mathematiker, Physiker, Geologen bis hin zum Atomwissenschaftler gehören zur Familie Hendrischk, die den Autor nachhaltig bewegte.
Und zwar so stark, dass der Heimatforscher aus einer geplanten Broschüre zur Mühle ein 304 Seiten starkes Buch mit dem Titel „Die Kathlower Mühle erzählt“ schuf.  Dabei geht es neben der Geschichte der Mühle und deren Pächtern auch um eine ökonomische Geschichte der Region. Selbst viele umliegende Dörfer wie Haasow oder Klinge kommen darin vor. Das Buch ist also  Heimatgeschichte im besten Sinne – ein Stück ländliche Kulturgeschichte mit Bezug zu Branitz und Pückler sogar, sagt  der Autor. Die Erinnerung an die Mühle hochzuhalten sei wichtig. Nach 1945 steht lediglich noch der Kubis der Maschinenmühle. Dass das Buch für so viel Zuhörer sorgt, macht Hartmut Schatte stolz: „Das ist der Höhepunkt der Qualität meiner Heimatforschungsarbeit“, erklärt er. Übrigens: Drei Männer, die der Auto gerne als die Drei Musketiere der Kathlower Mühle bezeichnet, unterstützten ihn tatkräftig: der 94-jährige Paul Bothe, der 91-jährige Helmut Hendrischk und der 81-jährige Horst Wilke. Bei den Recherchen auf diese betagten Männer mit ihrem Wissen zu treffen, sei ein Glücksfall für Heimatforscher gewesen.

Helmut Hendrischk (91), Paul Bothe (94), Horst Wilke (81) und der Autor Hartmut Schatte (72) kommen gemeinsam auf beachtliche 338 Lebensjahre. Das Wissen ihrer Erinnerungen ist das Pfund, mit dem das Buch zur Kathlower Mühle wuchern kann
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