Zweiter Bauabschnitt ermöglicht völlig neues Raumgefühl durch wieder geöffnete Fenster:
Cottbus (ha). Der zweite von drei Bauabschnitten der Lutherkirche wird wohl die beeindruckendsten optischen Veränderungen mit sich bringen: Aus dem dunklen Gebäude ist ein lichtdurchflutetes Gotteshaus geworden. „Alte Aufnahmen haben uns Hinweise gegeben, wo es überall Fenster gab und wie groß sie wirklich waren“, erzählt Pfarrer Stefan Aegerter. „Wir sind sehr gespannt, wie das viele Licht wirken wird, wir konnten es ja vorher nicht simulieren.“ Vor allem vom Ovalfenster über dem Altarkreuz verspricht er sich eine große Wirkung, es liegt genau nach Süden. „Das Bleiglasfenster wird zur Eröffnung noch nicht fertig, es ist eine Neuanfertigung, weil wir keine Bilder von der Lutherrose haben. Auf den vorhandenen Aufnahmen ist immer der Kronleuchter davor.“ Die vorhandenen Bleiglasfenster der Ostseitenfenster, die in den Jahrzehnten nach dem Krieg enorm verkleinert wurden, finden ihren Platz an den neu gestalteten Fenstern des Gemeindehauses im Westen. Hier sorgen wieder die fünf Fensterfelder für interessantere Wirkung. Das Pfarrhaus dahinter hat sogar zwei Ovalfenster zurück erhalten, alle Fenster bekommen noch hölzerne Fensterläden. „Die Kirche ist ja in der Hochzeit der Gartenbauarchitektur entstanden, das wird man hier wieder gut erkennen. Man soll sich wohlfühlen in der Kirche und in den Nebenräumen“, so der Pfarrer, der auch auf wiederhergestellte Details des Jugendstils hinweist. Dazu gehört beispielsweise der völlig überarbeitete Seiteneingang von Westen, also der Thiemstraße. Der Verbindungsgang zwischen Pfarr- und Gemeindehaus hat wieder geschwungene Seitenmauern, hinter dem schmiedeeisernen Zaun lädt dann ein großes verglastes Portal in die Kirche. „Beim genauen Hinschauen werden die Cottbuser viele schöne Details entdecken wie die Simsprofile, die feine Kanten zeigen.“
Für die Handwerker waren es anstrengende aber auch interessante Arbeitswochen, die noch nicht beendet sind. Nach dem Fallen der Rüstung kann der Bau bis zu den Grundmauern hinab abgedichtet werden. Die Ostseite der Kirche mit den großen Fenstern, die nun mit mundgeblasenem, schlierig-weißem Glas geschmückt werden, wird in den nächsten Tagen geputzt. Auf dieser Seite musste der alte Putz komplett abgeklopft werden. An den meisten Flächen konnte einfach drübergeputzt werden.
Für das neue Antlitz der Lutherkirche wurden 460 000 Euro investiert, 375 000 Euro davon sind Städtebau-Fördermittel, den Rest schultert die Kirche.
Der Bau geht 2016 sehr wahrscheinlich weiter. Der dritte Bauabschnitt ist nach dem jetzigen zweiten nur folgerichtig. Heizung, Elektrik, Beleuchtung, Anstriche aber auch das Kuppelgewölbe sollen optisch dem ursprünglichen Antlitz nachgestaltet werden. Dann fügen sich die großen und „neuen“ Fenster perfekt in den Kirchensaal ein und zeigen wieder die Pracht des späten Jugendstils.
Doch am 3. Advent wird erst einmal das „Kleid“ gefeiert.