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Der Theatergrafiker und Maler Walter Boehm ist gestorben
Region (MB). Er hat Unmengen gemalt, „Bilder mit Lokalkolorit“, wie er selbst sagte. Schöne Bilder heiler Landschaften und hinfälliger Häuser im Spreewald, auch Cottbuser Motive. Gut drei Jahrzehnte blieben ihm nach seinem Berufsleben, in dem er an den Wochenenden zum Pinsel griff und Natur suchte – seine Leidenschaft. Seine Profession verlangte anderes von ihm: Klare Ansagen, grafische Kommentare zu literarischen Werken und dem, was die Bühne daraus macht. Ab 1956 bis 1987 war Walter Boehm Theatergrafiker in Cottbus, Plakate und Programmhefte trugen seine einfache, klare Handschrift. Viele jetzt schon ältere Theaterfreunde erinnern sich an die Stadttheater-Bildwerke, denen Boehm gern einen Schuss Humor beimischte. Diese Woche ist er gestorben. Er wäre im August 98 Jahre alt geworden.
1922 in dem keinen Ort Neukirchen bei Crimmitschau geboren, führte sein Weg über die Malerlehre in den Malsaal des Theaters Crimmitschau. 1945 kam er verwundet aus dem Krieg zurück: Erinnerungen suchten ihn in den letzten Jahren heim: „Aus all dem Schrecklichen kehrt niemand ohne Schuld zurück.“ Er schmökerte sich durch Kunstgeschichte und Typografie, wurde Meister und leitete den Malsaal. Nach Cottbus kam er 1955 als Ausstattungsleiter, wechselte aber bald nach Magdeburg und kam kurz darauf als Theatergrafiker in seine nun bleibende Wahlheimat zurück. Er besuchte die Fachschule in Leipzig und spezialisierte sich auf den Siebdruck, eine Technik, die ihm bei den benötigten kleinen Auflagen (200 Plakate pro Inszenierung) und der Kurzfristigkeit der Aufträge den optimalen Gestaltungsraum gab. Er richtete in der Taubenstraße eine theatereigene Siebdruckwerkstatt ein, die auch seine Nachfolger noch nutzten. Viele seiner Plakate sind erhalten. Er arbeitete sparsam mit Bildern, wusste mit Schrift zu gestalten, die damals noch nicht durch ein paar Klicks aus dem Computer sprang, sondern gezeichnet und sorgfältig geschnitten war. Darin vertrat er die jetzt vergessene Alte Schule.
Gewiss, in den letzten Jahren hat Walter Boehm viel geschimpft, und es gab auch Grund dazu. Als ein Mensch, dem das gelingende Bildnis immer Aufgabe und Ziel war, hat ihn das städtebauliche Chaos vor den Fenstern der eigentlich schönsten Cottbuser Wohnlage in der Stadtpromenade unermesslich geärgert. Er hat dazu Leserbriefe veröffentlicht und sich an die Verwaltung gewandt, aber der Zustand wurde nur noch schlimmer.
Die Kunst in dieser Stadt und den Umgang mit ihr aber wusste er zu schätzen. Seine Bilder waren im Wendischen und im Stadtmuseum ausgestellt, seine Plakate im dkw, und auch die Kollegen, die ihm folgten, waren da gut präsentiert. Engster Nachbar war ihm der Schauspieler Michael Becker. Beide widmeten sich viel Zeit. „Wir haben uns gegenseitig gedanklich beschenkt“, sagt Becker, „er wurde mir ein väterlicher Freund. Hnr.