Zwischen Cottbus und Peitz sollen 36 Bäume fallen / Naturschutzverbände wehren sich massiv
Region (mk). Kein Bundesland hat mehr Alleen als Brandenburg. Diese zu schützen, hat sich selbst der Landesbetrieb Straßenwesen verschrieben. „Die Alleen entspringen einer historischen Tradition und besitzen neben dem kulturhistorischen sowie landschaftlichen und ökologischen Wert auch eine Bedeutung für die verkehrlichen Aspekte. Es ist erklärtes politisch und gesetzlich verankertes Ziel, den Alleenreichtum entsprechend dieser Bedeutung in Brandenburg zu erhalten“, ist auf der Internetseite des Landesbetriebes nachzulesen. Eine Alleenkonzeption sollte für diesen Erhalt durch Nachpflanzungen sorgen. Heftiges Kopfschütteln bereitet den Naturschutzverbänden, dass immer mehr Alleen gefällt werden
sollen. Jüngstes Beispiel sind 36 Bäume zwischen Cottbus und Peitz (Ortslage Lakoma). Der Landesbetrieb Straßenwesen plant hier eine Deckenerneuerung. Das Anbringen von Schutzplanken vor den Alleebäumen kann nach dieser Erneuerung nicht mehr gewährleistet werden, heißt es vom Landesbetrieb, der nun darum bittet, die Baumhöhlen mit Schaum versiegeln und und später fällen zu dürfen. Die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Cottbus hatte hier keine Einwände. Dafür aber das Landesbüro anerkannter Naturschutzverbände in Potsdam. „Die Fällung dieses sehr gut erhaltenen und prägenden Alleenabschnitts wäre ein erheblicher Verlust für das Orts -beziehungsweise Landschaftsbild“, erklärt die Diplom Geoökologin Katrin Kobus. Die Geschäftsführerin des Landesbüros fordert, dass wirtschaftliche Interessen, technische oder „funktionale“ Aspekte nicht zu Lasten des geschützten Alleenbestandes gehen dürfen. Vielmehr sind Varianten wie die Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit oder die Reduzierung der Straßenbreite zu prüfen.
Auch Horst Alter, Helga Leber und Harald Wilken vom Naturschutzbund Deutschland, Regionalverband Cottbus verstehen die Fällabsicht nicht. Sie erklären: “Es darf nicht Ziel der Stadt Cottbus sein, diesen wertvollen Landschaftsteil zu opfern, um die Landschaft verkehrsgerecht zu machen. Cottbus sollte den Anspruch haben, einen landschaftsgerechten Verkehr zur organisieren (Stadtmarketingziele), eine touristische Anforderung durch landschaftliche Attraktivität von Naturstrukturen“. Die Höhlenverschlüsse bezeichnet der Regionalverband als natur- und artenschutzfeindlich. Schließlich dienen diese den Tieren im Winter als Schlafplätze. Weiterhin bemängelt der Nabu, dass nicht nur der Zustand der Alleen in Cottbus sondern auch im ganzen Land alles andere als gut sei. So seien die von der Brandenburger Landesregierung vorgegebenen Ziele zum Alleenschutz seit 2010 nicht mehr erreicht worden. Die Alleenbestände im Land seien seitdem stark rückläufig.
Diese Aussage bestreitet Dr. Cornelia Mitschka vom Landesbetrieb Straßenwesen. Sie verweist darauf, dass die Alleenkonzeption auf längere Zeit gesehen umgesetzt werde. Darüber, ob derzeit mehr Bäume gefällt als gepflanzt werden, wollte sie keine Aussage treffen und verwies auf die Internetseite des Landesbetriebes. Hier sind jedoch lediglich Zahlen von 2005 bis 2007 zu finden. Die Aussagen zum Alleenbestand stammen aus dem Jahr 2010.
Bezüglich der Straße zwischen Cottbus und Peitz (B 168) teilt Cornelia Mitschka mit, dass es sich um eine Voranfrage handelte, die aber planerisch noch nicht so weit gediehen ist, um eine belastbare Aussage zur möglichen Fällung der Bäume zu treffen. Gleichzeitig verweist sie auf neue Gesetze, die einen Mindestabstand von Bäumen zur Fahrbahn von 4,50 Meter vorschreiben. Deshalb werden Neupflanzungen auch nicht in den bestehenden Alleen vorgenommen. Wenn schneller gefahren werden darf, seien Schutzplanken unerlässlich.