Anmerkungen zum Senftenberger Kurzspektakel.
Senftenberg. Welche Herausforderung! Unter Corona-Zwängen vor nur vereinzelt besetzbaren Stühlen, auf Abstand achtend beim Platzwechsel und meist mit Tuch vor der Nase diese Zeitgeschichte raffen und spielen, so dass Menschen weinen und lachen können. Manuel Soubeyrand und sein Regie-Team mit Tilo Esche, Frank M. Raddatz und Florian Hein und Bildern/Kostümen von Andreas Walkows haben mit kühner szenischer Zeitreise ein maßvolles In-Sich-Gehen ihrer Zuschauer erreicht, nicht zuletzt, weil zwischendurch im Hof auch immer wieder zu Späßen aufgelegt wurde. Sie bedienten sich vorzugsweise solcher Texte des frühen Heiner Müller, die noch aus plakativ-revolutionärem Schwarz-Weiß Rote Soße zu rühren versuchten. Weil eben alles mit der Front-Moral auf der Wolokolamsker Chaussee begann und sich dann der Eiserne Vorhang (der politische und der im Theater) senkte, war die ferne Wirklichkeit geradezu kribbelnd nachzuvollziehen. Wie leicht das gelingt (bei authentischem Gesang), wenn nur mal die Verfassungen der östlichen Republik von 1949 und 1968 verglichen werden…
Alltagsbarrikaden waren in der Arbeiter-Brigade aufgetürmt, Bauernschläue gegen Einfalt in der „Umsiedlerin“ ins Feld geführt. Die Auswahl der Szenen saß, das Spiel war pointiert. So lässt sich Deutschland überdenken an solch einem Abend.
Der Epilog dann war perfekt gespielt, aber in der Relation überzogen. Ganz daneben lag der Meteor auf dem Hof, er schlug einfach nicht ein, weil er daher getrudelt kam nach dem Motto: Welt lässt sich auf Provinz herab. Schlecht vorgelesene Zettel, die Hände in den Taschen, wo es szenisch alles andere als nötig war. Irgendwie die pure grün-vegane Panikmache. Man möchte glatt zur Decke fahren – aber es gab keine HB. J.H.
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