Burger sehen durch die mangelnde Pflege der Fließe und Gräben den Spreewald in Gefahr
Burg (mk). Glücklich könnte Manfred Bramke sein. Sein altes Spreewaldhaus liegt idyllisch an der Neuen Spree. Doch seit Dezember 2012 muss er jeden Tag in den Keller gehen. Nicht wegen der Heizung, sondern um Wasser aus dem Keller zu pumpen. „Das ist eindeutig Spreewasser“, sagt er. Durch die verlandeten Gräben und Fließe kann das Regenwasser nicht in die Spree weg. Im Gegenteil. Das Spreewasser drückt Richtung Land.
Manfred Bramke richtet seinen Zeigefinger auf die Spree vor seiner Haustür. Dort schlängelt sich das Wasser um das verkrautete und verwilderte Ufer herum. Ein Nadelöhr an vielen Stellen. Einst war die Neue Spree hier ein bis zwei Meter breiter, erinnert sich der Spreewälder. Aber auch tiefer. Durch mangelnde Ausbaggerung wurde Jahr für Jahr angespülter Sand auf herabfallendes Laub geschichtet. Die Sandbänke sind mit bloßem Auge zu sehen.
Der ehemalige Revierförster Gerold Lichtenberger wohnt auch in Burg. Er sagt: „Das ganze Grabensystem ist verkommen. Hier wird nichts sauber gemacht“. Überall auf den Wiesen stehe das Wasser und könne nicht in die Gräben abfließen. Selbst die Wildschweine müssen ausweichen und würden sich bereits zwischen den Häusern zur Nahrungssuche einfinden. Dass das Wasser mal hoch und dann wieder runter gehe, sei normal, so der Revierförster. Doch dieser Zustand der Dauernässe auf den Wiesen dauere bereits den vierten Winter in Folge an. Erlen vertragen die Feuchte nicht und sterben ab. Wenn nicht bald etwas getan wird, sind in zehn Jahren alle Gräben zugewachsen, prophezeit der Spreewälder und fragt: „Soll denn aus der Kulturlandschaft Spreewald wieder eine Sumpflandschaft werden?“
Von einer „Versumpfung der Kulturlandschaft“ kann nicht gesprochen werden, erklärt der Sprecher des Landesumweltamtes Thomas Frey. Demnach handelt es sich im Wesentlichen um lokale Auflandungen, die zu Problemen führen. Diese Sedimentverlagerungen treten verstärkt in Folge von Hochwassern auf und sind sicherlich ein Ärgernis, vor allem für die Kahnfährleute und Fischer, da lokal fehlende Tauchtiefen die Befahrbarkeit für beladenen Spreewaldkähne erschweren, sagt der Sprecher. Deshalb wird ein Pilotprojekt gestartet. Dabei werden an fünf Standorten im Ober-und Unterspreewald Auflandungen beseitig und die Gewässer wieder vertieft. Sowohl der Schlamm selbst als auch seine Auswirkungen auf die Aufspülflächen werden untersucht und analysiert.
Die Untersuchungsergebnisse fließen in den weiteren Diskussionsprozess ein. Voraussichtlich im Frühsommer, wenn die ersten Ergebnisse aus dem Pilotprojekt vorliegen, wird diese Diskussion fortgeführt, heißt es aus dem Landesamt.