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Folge 1: Khartum – zweiter Versuch

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2 223 Kilometer weit folgte Jürgen HEINRICH am Nil und in der nubischen Wüste Spuren des Fürsten Pückler und seiner Machbuba. Er fand im Sudan das Reich der Schwarzen Pharaonen, Tempel, Pyramiden, Bauern und Beduinen (Folge 1.)

 

 

 

 

 

 

Khartum – heute vielleicht eine der kontrastreichsten Metropolen der Welt. Acht Millionen Menschen leben in den drei Stadtbezirken. Bankhäuser und Eselskarren, Hightech an der Universität und Behausungen aus Lehm existieren dicht beieinander Fotos: Autor

Nubien ist heute eine Region im Sudan und der Weg nach dort noch immer kein Spaziergang / Die Ankunft:
Dies wird keine Reise wie andere. Schon Pückler hatte vor 180 Jahren Hitze, Sandstürme, gefräßige Krokodile und andere Gefahren erlebt. Sein Medizinmann Dr. Koch warnte: „Wie viele dringen hier weiter, ohne je wieder den Rückweg zu finden.“ Pückler darauf: „Es kann meiner durch das Weltall wandernden Seele ziemlich einerlei sein, wo sie ihren jetzigen Körper zu viel weiterer und interessanterer Wanderung in anderer Gestalt auf dieser Erde zurück lässt.“
Auch uns hat es nicht an Warnungen gefehlt. Und in der Tat: Sudan, in dessen Schoß heute die Landschaft Nubien liegt, ist nichts für schwache Nerven. Zivilisatorischer Komfort fehlt über weite Strecken völlig, und selbst vor dem Sommer, wenn die Sandstürme toben, steigen die Temperaturen schon auf 44 Grad.
Unser erster Anflug auf Khartum, die Hauptstadt der Republik Sudan (36 Mio. Ew., südlich Ägyptens, Zugang zum Roten Meer) scheiterte. Wir sahen die getrübten Lichter unter uns, notlandeten aber im 800 km fernen Port Sudan, um schließlich zurück nach Istanbul zu fliegen. Sandsturm im Zwickel aus Weißem und Blauen Nil, von wo aus der mächtige Fluss sich anschickt, zwei weite Bogen zu schlagen und über sechs Katarakte (Flussschwellen) hinab gen Kairo zu strömen. Von dort war unser Gartenfürst im Februar 1837 südwärts aufgebrochen – nicht ohne ein Schnäppchen vom Sklavenmarkt. Ajiamé hieß das schöne Kind, dem er später den Namen Machbuba gab.


Einen Tag später glückt unser zweiter Versuch. Es verschlug uns in eine Herberge, der kein Europäer den Namen Hotel zubilligen würde. Sofort kam uns Pückler in den Sinn, der hier „die eigentümliche Mischung von Pracht, Schmutz und Elend der Orientalen in dreifach gesteigertem Maßstabe“ antraf. Exakter lässt sich’s nicht beschreiben. Immerhin hatte das Haus – irgendwie – dem Sandsturm standgehalten und lag zentral. Zehn Minuten nur entfernt von jener Moschee, die der Fürst als Rohbau beschrieb. Khartum war damals erst zehn Jahre jung, auf Mehemed Alis Geheiß „aus der Wüste gestampft.“ Heute ist dies ein brodelnder afrikanischer Kessel. Während Farben, Lärm und Gerüche auf uns wirkten, schritt ein Mann an Krücken auf uns zu. Ich fädelte, nach guter islamischer Sitte zu Almosen bereit, einen Zwei-Pfund-Schein aus der Tasche. Er war schneller, reichte der Teefrau am Rinnstein sechs und lud uns ein: „Welcome! Where came You from?“ Woher kommt ihr? Wir unterhielten uns lange, der Tee schmeckte vorzüglich, und wir haben es wieder und wieder gehört – dieses Welcome der Straße. Welch phantastische Menschen!
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