2 223 Kilometer weit folgt Jürgen HEINRICH am Nil und in der nubischen Wüste den Spuren Pücklers und seiner Machbuba. Er fand im Sudan das Reich der Schwarzen Pharaonen, Tempel, Pyraminden, Bauern und Beduinen
(Folge 8)
Jebel Barkal und die Gräber der Pharaonen:
Von Khartum aus haben wir uns durch die Wüste fast bis zum Assuan-Stausee durchgeschlagen. In Defuffa, dem Sitz der Schwarzen Pharaonen, hatten wir Pücklers Spur kurz verloren, weil er diese Stätte nicht wahrnahm. Jetzt treffen wir ihn wieder am Jebel Barkal.
Es macht viel Spaß, Pücklers Texten zu folgen. Er kann trefflich schildern, liegt aber in historischen Wertungen (die Ägyptologie steckt noch in den Anfängen) mitunter weit daneben. Wer schwärmerisch und poetisch veranlagt ist, findet sich bald auf Pücklers Seite. Unser Wiener Begleiter Harald Lacina ließ sich, ähnlich wie Pückler, von den nubischen Wundern inspirieren, deklamierte seine eigenen Jugenddichtungen und erklomm jugendhaft die Stufenpyramide. Pückler erzählt über die Bauwerke aus meroitischer Zeit (300 BC): „…wohl konservierte Pyramiden, als wären sie eben erst fertig geworden.“ Auf eine stieg er hinauf, „was ohne Schwierigkeiten bewerkstelligt werden konnte, da jede Steinlage eine Stufe bildet…“
Diese steilen, nicht sehr hohen Pyramiden am heiligen Jebel (Berg) Barkal, sind vielleicht die Gräber des einstigen Orakel-Personals oder jedenfalls hoher Beamter. Sie wurden (zum Glück) nicht ausgegraben. Man weiß, dass sie innen massiv sind. Die Grabkammern liegen direkt unter diesen „Hügeln“ und wurden durch schräge, später geschlossene Schächte seitlich erreicht.
„Mit Sonnenuntergang bestiegen wir den Felsen und sein Plateau, was nur zu Fuß tunlich und ziemlich mühsam ist“, berichtet Pückler und vermisst die Geier, die hier sonst kreisen sollen. Wir nahmen denselben Pfad am Vormittag, und über uns kreisten in großer Zahl die Nimmersatte und erinnerten uns an die daheim grad ankommenden Störche. Unterhalb der steilen Felsseite liegen die großen Anlagen des Mut- und Amuntempels. Hier war, seit Echnaton (um 1350 BC) bis ins 4. nachchristliche Jahrhundert, ein bedeutendes religiöses und politisches Zentrum. Pücklers geschulter Tempelblick ist irritiert – er kann die Ruinen nicht zuordnen. Tatsächlich wissen wir heute, dass jeweilige Herrscher diese Tempel 1600 Jahre lang immer wieder überbaut und verformt haben, so dass ein Stilgemenge verblieb. Allerdings wird auch unter diesem Aspekt Pücklers Vermutung, dass die Widder vorm Eingang zum Amuntempel Schafe seien, nicht zutreffen. Das Allerheiligste des Tempels liegt unterhalb einer natürlichen Felsspitze, der Barkal die Rolle als Heiliger Berg verdankt. Prächtig farbige Götterbildnisse, die auch Pückler sah und beschreibt, sind hier erhalten und heute gut geschützt.