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Go West!: Vom Grand Canyon nach Las Vegas

Bryce Nationalpark
Wie vom Zuckerbäcker aufgetürmt wirken die Stelen im Bryce Nationalpark. Ein Wald aus rotgoldenen Felsen, der durchwandert sein will. Im richtigen Abendlicht glänzen die Felskuppen wie Nuggets Fotos: J. Heinrich

Seit unserer Visite bei den Mormonen in Salt Lake City, Utah, haben wir einige tausend Kilometer Prärie und Felsenschluchten durchfahren, zuletzt das Indianer-Reservat in Arizona.

Wir bleiben am Colorado, erreichen die südliche Kante des Grand Canyon. Der Atem stockt:  Die Erde hat sich geöffnet für einen Blick in die Geologie von Jahrmillionen. Rund 450 Kilometer weit zieht sich dieser Aufriss hin, in dem der Fluss sein Bett, mal ruhig, mal in heftigen Stromschnellen findet. Gut fünf Millionen Menschen bestaunen alljährlich das Naturwunder, aber nur wenige nutzen die schmalen Pfade, die in die Tiefe führen. Die Sedimentlagen  zeigen wie Hochhausetagen den Abstieg an, knorrige Pinien, borstige Disteln und zarte Blüten säumen den steilen Weg. Tief unten haben vor etwa 1000 Jahren die Basketmaker, Vorfahren der Anasazi gesiedelt,  ihre Gefäße aus Geflecht mit Ton stabilisiert. Nach ihnen kamen die Navajo und die aus der Indianer-Filmromantik besser bekannten Apachen. Noch heute sind die Hopi unterwegs, Schafzüchter und Ackerbauern.
Kühne Wanderer umgibt aber vor allem Stille. Wenn zwischen den 16 Kilometer voneinander entfernten Canyon-Kanten mal ein Flieger oder Hubschrauber brummt und hoffentlich (wegen der komplizierten Thermik) nicht abstürzt, kommt der aus Las Vegas, wo wir noch hin wollen.
Am Wege liegen der Bryce Canyon und der Zions Nationalpark – Landschaften wie aus einem geologischen Zauberland – eben Utahs „Color Country“. Die Hoodoons, Felssäulen aus Sandstein, wirken wie vom Zuckerbäcker aufgetürmt. Wir lassen uns Zeit bis zur Abendsonne. Sie bringt die runden Kuppen der Türme wie Nuggets zum Glühen. Den Zion-Felsenpark durchfließt der Virgin River. Seine Schluchten sind stellenweise so eng, dass der Weg durchs Wasser führt. Doch vor uns liegt noch weit und karst die Mojave-Wüste von Nevada. Richtig: Die Monotonie endet im quirligsten Ort, den sich jemand denken kann, auf der Strip in Las Vegas. Am hellen Tag wirkt die Stadt fast wie jede andere. Uns fällt ein, dass Evan Christ, der langjährige GMD des Cottbuser Staatstheaters hier geboren und aufgewachsen ist. Die Kunstszene der Stadt ist bedeutend und fasziniert den, der sie sucht. Doch das sind die Exoten unter dem Millionenstrom, der auf die Nacht wartet, auf das Flimmern, Klingen, Rauschen und Zocken. Wir steigen im „Paris“ ab, direkt unter dem nur leicht verkleinerten Eifelturm. Statt einer Hotelhalle empfängt uns das mondäne Casino. Kein Sonnestrahl erreicht je die Automaten- und Bar-Hallen. Hier wird jeder Tag zur Nacht gemacht. Der Himmel, den wir blau und optimistisch sehen, ist an die Decke gemalt. Scheinbar gelassenes Getriebe überall. Wir versuchen unser Glück in Las Vegas. Die Nacht beginnt.
Las Vegas präsentiert sich Nacht für Nacht als eine einzige Show. Zwischen Pariser Eifelturm und dem Canal le Grande aus Venedig tanzen Fontänen vor schillernden Hotelfassaden. Zu Tausenden tummeln sich Touristen aus aller Welt in verzücktem Staunen
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