“Venedig im Schnee” jetzt in der Theaterscheune
Cottbus. Schneekugeln wurden zuerst in Paris gezeigt, 1878 zur Weltausstellung. Von da, von Paris, kommt der Regisseur, Schauspieler und Stückeschreiber Gilles Dyrek (Jg.1966). In seiner Farce schneit es nun in der Ströbitzer Theaterscheune. Anne Keßler, Gastregisseurin, hat sich von Ausstatter Hans-Holger Schmidt einen halbfertigen Pariser Loft bauen und noch die Leitern stehen lassen. Hier rennen, klettern und kollidieren nun zwei ungleiche Paare umher und produzieren Lacher auf Lacher. Es ist ein banales Stück, nahe an der fernsehabendlichen Comedy, jedenfalls frei von allem Moral-Zeug, das im Programmblatt lee(h)rreich droht.
Natalie (hyperaktive Ariadne Pabst) und der ziemlich spießige Jean-Luc (Gunnar Golkowski) turteln in ihrem Wolkenkuckucksheim und haben Christophe (Amadeus Gollner) mit seiner Patricia (köstliche wechsellaunige Kristin Muthwill) zu Gast. Die Herren waren mal auf einer Schule, sonst verbindet sie nichts. Und Patrica zickt, hat sich den Abend wohl anders vorgestellt. Als sie selbst beim Essen rein gar nichts sagt, hält Natalie sie für eine Ausländerin. Patricia springt an. Als „Chouwenierin“ outet sie sich auf choewenisch. Das muss ein leidendes Land sein, mutmaßen die Gutmenschen und „helfen“ mit Sachen, die sie ohnehin nicht brauchen.
Köstliche Szenen, schöne Pointen bereiten Vergnügen, weil die begriffsstutzigen Akteure nie das erkennen, was dem Publikum längst klar ist. Ein alter Lustspieltrick, den Dyrek ausreizt, womit er in Paris 2003 zum Kassenschlager wurde. Mal sehen, wie’s hier läuft. Die Marotten der Figuren sind schon sehenswert. J.H.