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Kurs Nordnordost: nach England

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Petra und Jürgen Heinrich laden Sie ein zu einer Kreuzfahrt der anderen Art: auf einem kleinen Schiff mit ganz ungewöhnlichen Anlandungen in Großbritannen, Skandinavien und im Eismeer

„Sail Away!“ sagt der Seemann, und sein Herz schlägt schneller. Es geht los. Hinaus aufs Meer. Der weite Atlantic liegt vor uns, hinter uns die malerische Ausfahrt auf dem TejaStrom von Lissabon.
Die ehrwürdigen Gebäude drängen sich am Hang. Unten der Bahnhof, darüber das barocke Pantheum, eine nie vollendete Kirche, in der jetzt politische und literarische Berühmtheiten und sogar der Fußballer Eusebio begraben liegen. Weiter draußen das Entdeckerdenkmal und schließlich der legendäre Torre de Belem, der Belem-Turm, der seit 500 Jahren Abenteurer – wie uns jetzt – verabschiedet und unzählige Entdecker bei der Heimkehr empfangen hat. Ursprünglich hatte er gegenüber ein Pendent, aber der zweite Turm fiel, wie vieles hier in der Metropole Portugals, 1755 dem Erdbeben zum Opfer. Dieser eine Turm aber grüßt die Hinausfahrenden und erinnert still und souverän an die Glanzzeiten des Seefahrerimperiums.
Unsere „Hanseatic“ aus der Hapag Lloyd Flotte ist nur wenig größer als jene Segler der Entdecker. Falls sie neben einem der monumentalen heutigen Kreuzfahrtschiffe zu liegen kommt, wirkt sie wie ein Beiboot. Mit knapp 123 Metern Länge und maximal 175 Passagieren (meist um die 150) ist sie ein Zwerg unter den Cruisern, allerdings bei 125 Personen Crew, 5 Sternen, höchster Passagierschiff-Eisklasse und weniger als fünf Meter Tiefgang ein höchst flexibler Edel-Zwerg.
Unser Kurs führt 360 Grad nordwärts. 732 nautische Meilen (ca. 1 400 Kilometer) absolvieren wir in zwei Seetagen bei mäßiger Dünung und Windstärke 5 bis zum ersten Ziel im äußersten Südwesten Englands: die Scilly-Inseln.

Trotzte dem Erdbeben von 1775 und grüßt an der Ausfahrt von Lissabon noch immer die Weltenentdecker: Der Turm von Belem

Über 140 Inselchen sind der Südwestspitze Englands noch vor dem Ärmelkanal vorgelagert; nur 55 verdienen wirklich den Begriff „Insel“, und ganze sechs davon sind bewohnt. Das aber schon sehr lange, denn als zur Steinzeit der Meeresspiegel fast 100 Meter (!) niedriger war, gab’s hier Festland und jungsteinzeitliche Häuser. Archäologen haben sie gefunden. Doch die meisten Funde da unten sind nicht prähistorisch, sondern viel jünger.
Um die 800 Schiffe sind in den Scilly-Klippen im Laufe der letzten Jahrhunderte versunken. Augustus Smith hat sich seit 1840 für die Gallionsfiguren der Wracks interessiert und im Sinne nordischer Mythologie seine Walhalla, die „Figurhead Valhalla“, zusammengestellt, heutzutage schön restaurierte Objekte des Nationalmuseums Greenwich.

Wir fanden sie als „Beigabe“ in den Tresco Abbey Gardens, die uns zum Landgang auf Tresco bewegten. Das ist die zweitgrößte Scilly-Insel – ein blühendes Wunderland! Überall zwischen den Häuschen strahlt uns Staudenpracht entgegen; der Abbey Garden, angelegt eben von diesem Sammler Smith zwischen den Mauern eines vormaligen Klosters, stellt nur den Höhepunkt dar. Die afrikanischen Proteen, Eukalypten, fünf Meter hohe Baumfarne, Palmen und Dickblätter aller Art, Agaven – von Neuseeland und Australien über Afrika und Südamerika ist die komplette äquatoriale Fauna beieinander. Nur Kakteen fehlen. Ihnen wäre es zu nass hier. Das milde Golfklima und die gleichmäßige Feuchtigkeit ermöglichen dieses Paradies. Womit wir wohl in England angekommen sind. Denn Sir Francis Bacon soll gesagt haben: „Als erstes hat der Allmächtige einen Garten angelegt“ – wahrscheinlich in England.
Nächste Folge: Die resoluten Damen von Fishguard

Proteen und Palmen, aber auch Eukalypten und Baumfarne – der Golfstrom macht solche Pflanzensammlungen möglich
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