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Reisen mit Jürgen Heinrich IV: Abi-Fahrt auf den Vulkan

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Der Chimborazo. Humboldt hat ihn gezeichnet und fast bis zum Gipfel bestiegen
Überall Blütenherrlichkeit an der Straße der Vulkane

Humboldt Gipfel von kessen Indios entzaubert
Geradezu poetisch schwärmt Humboldt von den schneebedeckten Gipfeln der Vulkane, und einige hat er meisterlich gezeichnet. Den höchsten Berg, den Chimborazo (6 310 m), versuchte er sogar zu erklimmen und wurde damit, wie sein Cottbuser Biograf Herbert Scurla schreibt, „zum Pionier der Gipfelstürmer.“ Zwar musste Humboldt bei etwa 5 800 Metern wegen der dünnen Luft mit platzenden Lippen und blutunterlaufenen Augen passen, aber dieser Hochgebirgs-Weltrekord stand für Jahrzehnte. Bewundernd spricht unser Guide Marcelo davon. Er weiß genau, wie sich solche Höhe anfühlt. Alle Gipfel seines wunderschönen Heimatlandes hat er bestiegen. Das waren Höhepunkte seiner Jugendzeit. 1960 hat er das Abi­tur gemacht, und zur Abschlussfahrt war die Klasse mit 22 Mann und Lehrer auf dem höchsten Berg, dem Chimborazo. Wir sehen seinen Gipfel hoch über den grünen Almen durch ein Wolkenloch schauen. Fast andächtig sagt Marcelo: „Immerhin acht Jungen haben es bis ganz oben geschafft.“ Und leicht dramatisch fügt er hinzu; „Unser Land ist so schön – aber die Politiker machen es kaputt.“ Wir können vorerst nur den ersten Teil des Satzes bestätigen und erreichen beim Erzählen die Hacienda La Cienega. Das Anwesen gehört seit dem 17. Jahrhundert immer der gleichen Familie. Die grauen Mauern aus Vulkangestein sind zwei Meter dick und wirken fest. Aber nach dem Erdbeben kurz vor Humboldts Ankunft soll alles zerstört worden sein. Dagegen schwören heutige Betreiber der Nobelherberge, dass Humboldt in diesem Zimmer, das sie uns aufschließen, und gar in diesem Bett geschlafen habe. Wir könnten uns einmieten.
Bei Humboldt selbst ist zu erfahren, dass er hier im Garten gezeichnet habe, mehr nicht. Immerhin. Jedenfalls hatte er noch nicht den Anblick der majestätischen Eukalyptusallee, die zum Haus führt. Sie wurde erst 1820 gepflanzt. Und von hier aus breitete sich der australische Fremdling bis heute als dominierender Baum übers ganze Kordillerenland aus.

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