Dieses Cuenca glüht in den grellsten Farben der roten und blauen Dächer, üppigen Gemüsemärkten, wallenden Blumen vor Kirchen und an Balkonen und natürlich der wollenen Kleidung der Menschen. Vor der Iglesia Santuardo Mariero scheinen alle Blüten der Jahreszeit auf einem Fleck versammelt. Welch zauberhaftes Idyll. Wir finden es später oben am Berg nahe der Iglesia de Turi beim besten Keramiker der Stadt als Motiv auf schönen Wandtellern wieder.
Durch winklige Altstadtgassen geraten wir zur unvollendeten Catedral Nueva, der Neuen Kathedrale. Das monumentale Bauwerk versammelt inzwischen vier Baustile, aber es fehlen noch immer die Spitzen der beiden Türme und eine Orgel. Der deutsche Pater und Architekt Johannes Stiehle hat sich hier übernommen. Seit 1885 wird an der größten Kirche des Landes gebaut, aber schließlich erwies sich die Statik als ungewisse Rechnung, und man hörte 1967 mit dem Bauen auf. Das tat dem Ruhm des Erbauers und der Beliebtheit der Kirche keinen Abbruch. Zu danken ist dies vor allem dem inzwischen greisen Sozialtheologen Luis Alberto Luna Tobar. Der einstige Stierkämpfer (Jg. 1923) war Erzbischof in der Hauptstadt und später hier in Cuenca, bis ihn der Papst altershalber 2000 freistellte. Wenn er dennoch sonntags predigt und ihm die Mütter zum segnenden Kuss ihre Säuglinge reichen, bleibt kein Stehplatz in der gewaltigen Halle frei. Dann schwelgt Ecuadors Frömmigkeit im Glück und alle bedauern, dass ihr Vorschlag, diesen Mann zum Staatspräsidenten zu wählen, nie Wirklichkeit wurde.
Wir passieren die historische Apotheke, über der hinter fest verschlossener Tür der deutsche Honorarkonsul residiert, gönnen uns noch ein fein gegrilltes Meerschweinchen vom Spieß und folgen dann stadtauswärts den Schweinebratendüften in die Weite der Andenlandschaft gen Loja.