Pücklers Reise ins Morgenland ist Thema einer wissenschaftlichen Tagung
in Branitz und Bad Muskau vom 15. bis 17.11.2018.
Cottbus/ Bad Muskau (JH). Mehr als fünf Jahre (1834-1840) nahm sich der damals schon berühmte Philanthrop, Gartenkünstler und Reiseschriftsteller Herrmann von Pückler-Muskau Zeit, den Orient zu erkunden. Wir wissen, dass er dort mit Turban und silberbeschlagenen
Pistolen ausgestattet, durch die Basare zog, die schöne Machbuba auf dem Sklavenmarkt zu großzügigem Preis kaufte und edle Arabische Pferde erwarb. Viel mehr nicht. Noch nicht. In Cottbus, Berlin, Paris, Ely/GB, Ahau/Schweden, Amiens/Frankreich, Jena und Graz/Österreich beschäftigen sich Wissenschaftler mit dieser Lebensphase Pücklers, die ihn womöglich nachhaltiger geprägt hat, als seine Reise durch europäische Länder. Sie tragen ihre Erkenntnisse vom 15. bis 17. November 2018 in Branitz und Bad Muskau auf einer internationalen Fachtagung vor.
Der nahe Orient
Am frühen Donnerstagnachmittag (15.11. um 15 Uhr) beginnt die Tagung in Branitz mit der Begrüßung durch Stiftungsdirektor Gert Streidt und Dr. Marie-Ange Maillet von der Université Paris. Bereits am Abend erreicht das Programm einen ersten Höhepunkt mit Prof. Dr. Andrea Polascheggs Vortrag über den im 19. Jahrhundert nahen Orient. Sicher hat Pückler die Verehrung morgenländischer Poesie an Goethes West-Östlichen Divan bewegt. Darüber hinaus war mit dem Volksbuch „Tausendundeine Nacht“ mit maurischen Kiosken in Parkanlagen, Kaffee, Safran, Sofas, Teppichen, Goldfischen und Pfauen der Orient längst Teil mitteleuropäischer Kultur geworden. Pückler, der Muskau eigentlich verlassen hatte, nun in Amerika die Neue Welt zu entdecken, war also gut vorbereitet.
Gast der Mächtigen
Am Freitag begrüßt Cord Panning, Geschäftsführer der Muskauer Stiftung, die Gäste im Festsaal des Neuen Schlosses. Wie konnte es gelingen, dass der europäische Filou über Jahre großzügigste Gastfreundschaften rivalisierender Herrscher genoss? Leyla von Mende nähert sich der Antwort auf verschiedenen Ebenen. Dr. Marie-Ange Maillet, Paris, untersucht vor dem Hintergrund französischer Kolonialpolitik, welchen Franzosen Pückler begegnete, während sich Dr. Daniel Bertsch für die Bekanntschaft mit dem Diplomaten Anton Prokesch von Osten interessiert. Am Nachmittag wird Pücklers Reise durch das Heilige Land besprochen, und hier tauchen auch Machbuba und Jolandur auf. Dr. Kerstin Volker-Saad zitiert dabei den Muskauer Reisenden als „ganz froh, wieder vom Arm der Macht getragen durch das Land zu ziehen.“
Gleich zwei Referenten befassen sich mit Lady Hester Stanhope, der „Königig der Wüste“.
PD Dr. Ulrike Stamm von der Humboldt-Universität entwirft ihr Bild im Kontext anderer im Orient weilender Frauen, der Brite Dr. James Peter Bowman schildert einen Besuch Pücklers bei ihr im Bergdorf Joun.
Basare und Pyramiden
Am Sonnabend wendet sich die Tagungsgemeinschaft, zurückgekehrt nach Branitz, nochmals der Orientrezeption des 19. Jahrhunderts zu. Andere reisende und schreibende Zeitgenossen werden vorgestellt (Dr. Dino Heicker, Berlin), aber auch die edlen Arabischen Rösser (Andrea Micke-Serin aus Amiens) und die Sammel- und Kauflust Pücklers, der Unmengen exotische Waren nach Muskau schicken ließ. Was davon finden wir noch in der Sammlung des Pückler-Museums? Fragt Beate Gohrenz von der Branitzer Stiftung.
Schließlich geht Susann Harder (Institute for Heritage Management, Cottbus) auf die offensichtlichste Orient-Rezeption in Branitz ein, die Pyramiden. Dass Pückler seinen Grabhügel konsequent „Tumulus“ nannte, hat erstaunlicherweise keinen orientalischen, sondern einen bronzezeitlichen Zusammenhang.
Mit einer Parkführung zur Pyramidenebene (Christoph Haase, stellv. Parkleiter SFPM) endet diese Tagung. Sie durfte auch interessierte Laien eine einzigartige Gelegenheit sein, Pückler und seiner bis in die letzten Lebenstage zu Schau getragenen Liebe zum Morgenland näher zu kommen (Anmeldung notwendig unter www.pueckler-museum.de).