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Thiems Richtung stimmt

140322kelch

Im Podium des medizinhistorischen Thiem-Symposiums letzte Woche im Stadthaus (v.l.): Krankenhausarchitekt Dr. Jürgen Franke, Bürgermeister und Vorsitzender des Klinikum-Aufsichtsrates Holger Kelch und Knappschafts-Regionaldirektor Hans-Joachim Röttger | Fotos: J. Heinrich

Ministerin Anita Tack: CTK eines der modernsten Schwerpunktkrankenhäuser im Land
Cottbus (hnr.). Eitel Sonnenschein bei einem gesundheitspolitischen Termin – das hat Seltenheitswert. Beim medizinhistorischen Symposium letzte Woche im Stadthaus trat dieser Fall ein. Brandenburgs Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) sicherte sich gar Beifall. Zum einen hatte sie eben einen fairen Landeskrankenhausplan auf den Weg gebracht, zum anderen schimpfte sie herzhaft auf die aussichtslose Bundespolitik. Dem Personal der Großen Koalition traut sie kaum Fortschritte im Ressort zu.
Im flachen Land bleibt die Lage kompliziert genug. Schon 2012 fehlten in Brandenburgs Gesundheitsbetrieb 5 500 Leute, darunter 1 200 Ärzte. Prognose bis 2030: Dreiviertel der nötigen Hausärzte werden gar nicht da sein, im chirurgischen Fach wird ein Ärzte-Fehl von 80 Prozent vorausgesagt.
Das Carl-Thiem-Klinikum als eines der „modernsten Schwerpunktkrankenhäuser dieses Landes“ (Zitat Tack) sieht sich gerade wegen dieser pikanten Lage gut positioniert. Thiem war vor 100 Jahren mit dem Krankenhausarchitekten Friedrich Ruppel auf gutem Wege. Beide stellten sich mit dem Projekt der raschen Schrittfolge in Medizin und Medizintechnik. Der Bau im Cottbuser Süden war flexibel genug, stetigem  Wandel zu folgen. Heute billigt Architekt Dr. Franke dem Altbau jedoch nur noch eine Pflegezukunft zu. Seit 1976 ist das ehemalige Bezirkskrankenhaus Großbaustelle. Seine Architektur dient medizinischen Funktionen, wie auch optimalen Arbeitsbedingungen für hoch belastetes Personal.
Im Podium waren sich die Diskutanten einig, dass vieles, was  einst die Erben der Landärzte und heute noch niedergelassene Allgemein- und Fachärzte leisten, künftig von Krankenhäusern zu erbringen sein wird. Moderne Notfall-Sprechstunden und das knappschaftliche Prosper-System sind Wegzeichen dahin. Bürgermeister Kelch mahnte aber auch an, Systemfehler zu korrigieren: Dass nur ein Drittel der studierten Mediziner je bei Patienten ankommt (Rest: Pharma-Industrie, Ausland u.a.), könne angesichts hohen finanziellen Aufwands nicht befriedigen.

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