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Alte Neißestadt Guben: Im Gartenlokal neben dem Theater

Mit Maienstimmung erfrischten wir uns auf der Gubener Schützeninsel.

Auf dem Foto zu sehen ist die Schützeninsel in Guben/Gubin

Es ist derzeit ein Kreuz mit der Außengastronomie, und so verhielt es sich auch mit unserer Rätselaufgabe. Sie war schwer zu lösen, und die Antworten schwankten zwischen Branitz und Guben. Auf dem richtigen Pfad war Brigitte Albrecht vom Striesower Weg in Cottbus. Sie erklärt am Telefon: „Die Lösung musste  das Parkrestaurant auf der Gubener Schützeninsel sein. Das gesamte Umfeld und Objekt an der Neiße wurde Opfer der Kriegswirren und ist heute als Parkanlage gestaltet. Vor Corona konnte ich mal zu Fuß durch das gesamte Gelände laufen und dessen Schönheit bewundern.“
Gefreut hat sich über das Motiv S. Menzel aus der Klaus-Herrmann-Straße in Guben. Sie schreibt: „Ein alter Blick auf die von unserer Neiße umfluteten, einst Gubener Schützeninsel. Im Herzen der Stadt, auf der Insel gelegen, bot das schattige Garten-Restaurant in einem großartigen Park im Sommer den angenehmsten Aufenthalt. Besucher erlebten Erholung, Entspannung und Kultur zwischen Wohnvierteln und Fabriken der Hut- und Tuchindustrie im ‘Grünen Herzen – Guben’. Das Parkrestaurant Schützeninsel war bei allen Gubenern und Baumblütengästen der Mark Brandenburg-Provinz überaus beliebt. Hiesige gut gepflegte Biere aus Gubener Brauereien sowie Gubener Plinse, Weine der Gubener- und schlesischen Weinbauern wurden angeboten, und zur Baumblüte zog es einst tausende Gäste, vor allem aus Brandenburg und Berlin, hier her.“
Auch der Gubener Arno Schulz weiß genau: „Abgebildet ist diesmal das Parkrestaurant auf der Schützeninsel in Guben, auf der auch das am 1. Oktober 1874 eingeweihte Theater stand, welches am 23. September 1945 durch Brandstiftung abbrannte, nachdem es die Kampfhandlungen überstanden hatte. Zu dem Gebäudekomplex gehörte auch das etwas nördlicher stehende Restaurant Schützenhaus mit Konzertsaal und Gartenrestaurant, das am 3. Oktober 1874 eröffnet wurde. Die Ruinen wurden nach 1945 abgetragen, die Insel war dann dem Wildwuchs der Natur überlassen. Erst 2010 wurde sie neu erschlossen, das Theaterportal, als Erinnerung an den Musentempel, wurde unter Verwendung alter Säulenreste wieder errichtet. Die Gesamtinsel ist heute als Park gestaltet und durch zwei Brücken ist eine Verbindung von Polen nach Deutschland für Parkbesucher geschaffen.“
Etwas verirrt hat sich diesmal Manfred Gnida vom Weinberg in Spremberg, aber seine Ausführungen werden vor allem Cottbuser Leser erfreuen, die sich gern an eines ihrer Ausflugslokale erinnern: „Etwas schwer ist die Lösung, und ich bin mir nicht ganz sicher mit meiner Vermutung. Der Schweizergarten am Spremberger Schwanenteich ist es nicht, und für die Gubener Schützen- oder Theaterinsel ist dieses Parkrestaurant nicht so bekannt. Das ehemalige Theater und das Schützenhaus sowie die Parkanlage prägten einst diese Insel. Noch sehr bekannt bis vor wenigen Jahren war aber das Gasthaus mit Kaffeegarten ‘Friedenseiche’ in Branitz. Dieses Tanz-und Ausflugslokal feierte am 1. Dez.1910 durch den Bauherrn Wilhelm Jost seine Einweihung. Kaum noch vorstellbar, gab es im Saal 600 Plätze, im Gastraum 200 Plätze und, wie im Bild (vermeintlich) ersichtlich, im Garten ca. 600 Stühle. Nicht nur die Tanzabende und unterschiedlichen Veranstaltungen waren Höhepunkte, auch Ausflügler fanden hier erholsame Stunden und Entspannung. Sehr beliebt und weit bekannt waren am Mittwoch und Sonntag die Lausitzer Hefeplinze. Leider ereilte dieses einst so beliebte Lokal am 11. Juni 1995 sein Schicksal und wurde geschlossen. Manche werden sich noch an den letzten Fastnachtstanz 1961 in diesem Haus erinnern. Persönlich kenne ich auch noch diese Anlagen, welche man auf vielen Postkarten abgebildet hat. Nach langem Leerstand kam es im Mai 2011, also vor nun genau zehn Jahren, zum Abriss, und das trotz Denkmalschutz. Namenserinnerung an dieses Haus pflegte die Parkeisenbahn nach Branitz, welche seit 1958 bis 2011 am Endbahnhof ‘Friedenseiche’ hielt. Dann wurde die Station umbenannt. Geblieben als Erinnerung ist der Name einer Straße ‘An der Friedenseiche’.“ Das stimmt alles, traf aber diesmal eben nicht zu.
Klaus Reiter vom Eschenweg in Cottbus hatte es ebenfalls nicht leicht: „Hier bin ich nach dem Ausschlussverfahren gegangen, die Friedenseiche hatte diese Erker nicht, Schweizer Garten ist viel kleiner, also Schützeninsel in Gubin. Ich kann mir vorstellen dass dort viele Veranstaltungen und Feste gefeiert wurden. Zum Frühshoppen spielte bestimmt immer eine Kapelle. Weitere Infos werde ich dann in der nächsten Ausgabe lesen.“
Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus war sich gleich sicher: „Im Parkrestaurant Schützeninsel (Lindengraben 13) von Inhaber Richard Sievers wurde auch Unterhaltungsmusik und Tanz angeboten.“ Auch er hat den richtigen Weg ins Gartenlokal gefunden. Vielleicht gibt es im wirklichen Leben ja auch bald Möglichkeiten, gesellig im Freien zu sitzen.

Wilder Mohn im Mai 2008 auf der ehemaligen Schützeninsel in Gubin. Nur die Treppenstufen waren noch erhalten vom ehemaligen Stadttheater, neben dem das diesmal von uns gesuchte Parkrestaurant und Konzerthaus stand Foto: J. Heinrich

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