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Anekdoten zu Burg im Spreewald

Erst 1804 kam Burg zu seiner Kirche Die Lithografie dokumentiert den beginnenden Tourismus in der Spreewaldgemeinde.

Eine Postkarte mit „Gruß aus Burg im Spreewald“.

Dies schöne Karte links war auch schon einmal Vorlage für einen historischen Spreewaldkalender im Jahr 2012. Sie ist am 25. August 1897 im Zielort Memetshausen abgestempelt. Und sie brachte nach dort eine „Gruß aus Burg im Spreewald“. Leider ist in diesem Falle der Grafiker nicht zu erkennen, der die Karte gestaltete, aber es haben sich in jener Zeit bedeutende Künstler mit den sehr gefragten Gruß-Karten befasst.

Manfred Gida aus Spremberg schreibt ausführlich: „Burg ist der gesuchte Ort. Von Sammlern begehrt sind die Litho-Postk

Die auf der historischen Karte abgebildete Mühle ist ausgebaut und noch heute in Betrieb.

arten, wie zum Beispiel diese aus dem Spreewald in Burg mit ihren historischen Abbildungen. Lithographie-Ansichtskarten gehören aufgrund ihrer Drucktechnik zu den wertvollsten Postkarten. In den ca. 400 Kilometer langen Wasserlauf der Spree von der Oberlausitz bis zur Mündung in die Havel in Spandau passiert sie eine Vielzahl von Orten der Region. Das Bild zeigt einen Teil des großen Fließwassernetzes, die Hauptspree am Burger Hafen, die Spreewaldmühle mit Wehr, das Gasthaus zum Adler, die Kirche sowie eine Fährfrau in typischer Tracht auf dem Kahn. An der Hauptspree, hier Mühlspree genannt, gab es seit dem 14. Jahrhundert eine Mühle. Nach zwei Bränden im 19. Jahrhundert und erneut in 1903 wurde ein solides Gebäude aus Stein errichtet. Neben der Mühle gab es von 1904 bis 1965 eine Ölmühle, außerdem gab es auf der gegenüberliegenden Straßenseite von 1848 bis 1970 eine Sägemühle. Inhaber des Gasthofes zum Adler war Paul Adam, dessen Schriftzug und darüber der Schwarze Adler zu sehen waren. Mit der Kirche verbinden sich ja viele Episoden, aber der Kirchgang einst mit den wunderschönen Trachten war ein festlicher Anblick. Der gesamte Spreewald, in idyllischer Natur befindlich, zog früher schon Besucher in Scharen an und Kahnfahrten und Einkehr in den romantischen Lokalen waren ein besonderes Erlebnis. Es ist auch heute noch so, denn Entspannung findet man in den Gasthöfen weiterhin und Radtouren, Wanderungen, Paddeltouren, Kahnfahrten, Besuch im Sagengarten und Nutzung der Spreewald-Therme sind Beispiele dafür. Gern besuchen wir heute noch den Spreewald, aber persönliche Erinnerungen habe ich noch aus vergangener Zeit. Schon die Anreise sorgte für Romantik. Mit der Schmalspurbahn, der Spreewaldguste, ging es in Cottbus am Spreewaldbahnhof los und es ging auf dem 1899 fertiggestellten und ca. 85 Kilometer

Die große Kirche von Burg ist heutzutage selten so gut gefüllt wir hier bei einem Erntedankfest mit gleichzeitig mehreren Taufen.

langen Streckennetz weiter. Die Bahn fuhr über Burg, Byhleguhre, Byhlen, Straupitz nach Lübben, in Byhlen und Straupitz zweigten Nebenlinien nach Jamlitz und Goyatz ab. Am 3. Jan. 1970 fuhr leider der letzte Zug vom Cottbuser Spreewaldbahnhof in Richtung Straupitz. Auch wenn diese Bimmelbahn über Jahrzehnte ein wichtiges Verkehrs- und Transportmittel für Bewohner und Gäste, für Handel und Wirtschaft war und einen Teil der Attraktion dieser Gegend ausmachte, wurde sie stillgelegt. Das Bahnhofsgebäude in Burg aus dem Jahre 1898 erinnert an eine romantische Zeit. Es beherbergt eine im Stil der Spreewaldbahn eingerichtete historische Erlebnisgaststätte sowie eine ständige Ausstellung von einstigen Personen- und Güterwagen auf einem dort befindlichen Gleisabschnitt. Der Dichter Theodor Fontane bezeichnete einst den Spreewald als Venedig des Nordens, da auf dem Wasserweg zu den verstreut liegenden Gehöften Menschen, Tiere, Viehfutter, Gemüse, Maschinen, Baumaterial und Post gebracht wurden. Ein Markenzeichen des Spreewaldes ist die Gurke und dafür gibt es auch ein Radweg, der ihren Namen trägt, der Gurkenradweg. Um den Status einer Kulturlandschaft und als Biosphärenreservat im Ökosystem zu erhalten, wurde 1991 diese unter den Schutz der UNESCO gestellt.“
Herbert Ramoth aus Cottbus weiß das kleine Kunstwerk zu schätzen: „Der Lithografie-Kartengruß vom 21.VIII.1897 trägt die Aufschrift ‘Gruß aus Burg im Spreewalde’ (Lösung C). Die Kirche mit der verputzten Fassade und dem eingezogenen quadratischen Kirchturm ist die Burger Kirche. Weitere Anhaltspunkte für Burg sind die Mühle (links) und das Spreewehr in Richtung Brücke, die über die Spree führt. Die Dame mit der Burger Tracht bewegt den typischen Spreewaldkahn im Burger Spreehafen.“ Irina Lehmann aus der Räschener Straße in Cottbus meint: „Im Vergleich zu der Ansicht von vor 127 Jahren hat sich so einiges geändert in Burg im Spreewald. Aber die Kirche sieht heute noch genauso aus wie damals. Antwort C ist richtig. Und außerdem gibt es weder in Lehde noch in Leipe eine eigene Kirche.“ Auch Reinhard Semt hat erkannt: „Zu sehen ist die Spreewaldmühle in Burg von Westen her vor den umfangreichen Um- und Ausbauten in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.“
Einzelheiten beschreibt auch Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus, der genaue Daten kennt: „Aus dem auf einer Postkarte von 1920 noch unter dem Namen ‘Restaurant zum Reichs-Adler’ abgebildeten Gasthaus, entwickelte sich im Laufe der Jahre das jetzige ‘Hotel Bleske’. Damaliger Besitzer war Paul Bleske. Erbaut wurde es bereits 1876 als ‘Gastwirtschaft mit Quartieren’. Burg im Spreewald hatte bis weit ins 18. Jahrhundert hinein keine eigene Kirche. Durch die intensive Besiedlungspolitik der preußischen Könige stieg die Anzahl der Bewohner im Ort stark an. Der Ruf nach einer eigenen

 

Im Mühlenladen gibt es spezielle Getreideprodukte zu kaufen. Fotos:CGA-Archiv

Kirche wurde lauter. 1753 wurde zunächst am Standort der heutigen Kirche eine Fachwerkkirche errichtet. Nach einem Brand entstand mit einem hohen finanziellen Aufwand in den Jahren 1799-1804 der schlichte, heute zu sehende Kirchenbau. 2.000 Menschen finden in dem frühklassizistischen Kirchenschiff Platz.“
Ein Gewinner des NIEDERLAUSITZ-Jahrbuches 20-22 (Nr.6) zitiert aus dem Beitrag „Die unverzagte Spree – von ihren Quellen bis nach Spandau“ aus Seite 37: „Die Spree hat etwa 160 Kilometer nach ihren Oberlausitzer Quellen die Gemeinde Burg und damit das Herz des Spreewaldes erreicht, ‘wo der Serbe oder Wende’, wie Berghaus 1855 schreibt, ‘in diesem seinem eigentlichen Heimatlande gezeigt hat, was er im Kampfe mit der Natur unter anstrengender und ausdauernder Arbeit zu leisten vermag’. Viele Autoren haben in den zurückliegenden Jahrhunderten die Extreme zwischen Hochwasser und Dürre in diesem von Theodor Fontane so verzückt beschriebenen ‘Venedig des Nordens’ geschildert. Sachliche Werte aus konkreten Aufzeichnungen seit etwa 1890 bestätigen die schlimmsten dieser Bilder. Ganz anders heute Radsportweltmeister Dirk Meier, Hafenbetreiber und mir der Anlage ‘Schlangenkönig’ ein angesehener Hotelier im Kurort: ‘Die Gemeinde muss kein Hochwasser mehr fürchten. Burg liegt, geschützt durch den Süd- und den Nordumfluter, immer im Normalpegel, nicht selten sogar etwas darunter, selbst wenn die Spree vor Burg stark angestiegen ankommt’“.
Der Beitrag beschreibt im Weiteren den Spreelauf auch für Leipe und Lehde recht anschaulich – eine aufschlussreiche Lektüre für Gäste, die den Spreewald entdecken möchten, aber auch für Einheimische, die ihn in seinem landschaftlichen und kulturhistorischen Zusammenhang zu begreifen suchen.
Schließlich mailt S. Sachse: „Die gezeichnete Mühle brannte 1903 ab. Es entstand an gleicher Stelle die heutige. Sie ist mit geringen Unterbrechungen seit 1904 in Betrieb und kann auch von innen besichtigt werden. Ein Mühlenladen bietet eigene Erzeugnisse an.“

 

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