Am Sonntag vor 124 Jahren starb der namhafte deutscher Ägyptologe und Romanschriftsteller: Prof. Georg Moritz Ebers. Vor 150 Jahren – 1872 – fand er unter anderem in der Gräberstadt Theben das nach ihm benannte „Papyrus Ebers“, ein Arzneibuch der Pharaonen aus dem 16. vorchristlichen Jahrhundert. Es befindet sich heute in der Leipziger Universitäts-Bibliothek.
Was den Forscher auch für weniger frühgeschichtlich Interessierte unter unseren Lesern so spannend macht, ist der schulische Weg des jungen Mannes, der „seine Schulheimat“ in Cottbus fand. 1852 gab ihn seine Mutter in die Obhut des namhaften Cottbuser Mathematiklehrers Dr. Heinrich Bolze am hiesigen Friedrich-Wilhelm Gymnasium. Ebers war ein aufgeweckter, vielseitig interessierter Bursche, der sich auch für Theater und als Oberprimaner etwas zu intensiv für eine Schauspielerin interessierte. Die Moral der Schule ertrug das nicht, und so musste der Sündige das Abitur 1857 in Quedlinburg absolvieren. Über all das schreibt Ebers verschmitzt-lebendig in dem Buch „Geschichte meines Lebens“. Anschaulich stellt er die Cottbuser Verhältnisse in den 1850er Jahren dar und er beschreibt genau seine Begegnung mit Fürst Hermann von Pückler in Branitz. Unter dem Titel „Ich war in Cottbus als der tolle Ebers bekannt“ sind diese Erlebnisse in NIEDERLAUSITZ 20-17 erschienen.
Die gute Schulbildung öffnete dem Absolvent die Hörsäle in Göttingen, Berlin und Jena, von wo aus er 1869-70 nach Ägypten und Nubien reiste. Zurückgekehrt, folgte er dem Ruf der Uni Leipzig und unternahm 1972 seine 2. Ägyptenreise. Neben der wissenschaftlichen Ernte brachte die literarische hohen Ertrag. 25 Bände umfasst die Gesamtausgabe seiner Werke, darunter historische Romane wie „Eine ägyptische Königstochter“, 1989 in 13. Auflage erschienen und in viele Sprachen übersetzt. Viele Titel spielen im alten Ägypten, andere, wie etwa „Die Frau Bürgermeisterin“, im 16. Jahrhundert in den Niederlanden und an anderen Orten Europas. Ebers wurde Wegbereiter für populärwissenschaftliche Literatur aus der Feder des Wissenschaftlers. Dem Prachtwerk „Ägypten in Wort und Bild“ (2 Bde., 2. Auflage 1880) schickte er die reine Textausgabe des Stoffes als „Cicerone durch das alte und neue Ägypten“ nach (1886, 2 Bde.).
Nach Kottbus, damals 9 000 Einwohner und mit K geschrieben, kam der 1837 in Berlin geboren Großstadt-Knabe mit gemischten Gefühlen: „Vor dem Hause in der Spremberger Straße fanden wir Dr. Bolze in einem langen grauen Schlafrocke, mit einem Sammetkäppchen auf dem Kopf und der Pfeife im Munde, an seinen Lieblingen, den Georginen, mir den wenigst sympathischen Kindern der Flora, beschäftigt…“ H.
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