Auf polnisch heißt er Wieża Bramy Ostrowskiej, auf deutsch wird er manchmal Werderturm oder auch Ostrower Turm oder Zindelturm oder einfach nur „Dicker Turm“ genannt. Dick bedeutet, er hat einen Umfang von 24,8 Metern, in der Höhe kommt er auf bescheidene 28,5 Meter und überragte damit die Häuser der Umgebung nur unwesentlich. Er steht heute auf polnischem Gebiet in Gubin. Gerhard Gunia beschreibt ihn als Teil der Stadtbefestigung, wohl um 1530 errichtet. Über die Jahrhunderte hat den Turm die Stadt eingekreist. 1659 bekam er eine Uhr. Das hölzerne Zifferblatt befindet sich jetzt im Gubiner Museum.
Gert Richter aus Guben, Alt-Deulowitz, weiß Legenden: „Schon von 1659 bis 1833 soll eine Uhr mit über zwei Meter hohem hölzernen Zifferblatt und mit Schlag den Turm geziert haben – das Zifferblatt steht noch im Gubiner Museum. Die nachfolgende zweite Uhr mit Stundenschlag und zwei Zifferblättern mit römischen Ziffern, nach Norden u. Süden zeigend, funktionierte bis 1945. Den Sagen nach waren im Turm eine Nonne, ein Mönch und ein wendischer Fürst eingemauert worden. Der Zugang war, als die Stadtmauer noch stand, vom Wehrgang aus möglich; heutzutage (nachträglich eingebracht) von unten her. Von 1659 bis 1917 hatte der Turm eine Glocke. Am 19. Okt. 2011 wurde wieder eine Glocke in Betrieb genommen, die viertelstündlich schlägt und zur vollen Stunde Big-Ben Klänge ertönen lässt. Westlich des Turmes wurde als Reminiszens an die Zeiten der Stadtbefestigung im 19. Jahrhundert eine Mauer mit einem Tor errichtet. Nach dem Tod von Hugo Jentsch (s. NIEDERLAUSITZ 20-20, S. 109 ff) 1916 wurde der Platz vor dem Museum in Jentschplatz umbenannt. Die eisernen Kugeln, die im Mauerwerk stecken, sollen an die Hussiten 1429 erinnern; sie wurden aber nachträglich eingemauert. Zur Hussitenzeit gab es erst steinerne Kugeln.“
Genaues weiß auch Manfred Gnida vom Weinberg in Spremberg: „Das markanteste Bauwerk im Bild und Wahrzeichen Gubins ist der Dicke Turm. Auf vielen alten Postkarten und auch heute sind Ansichten dieses Turms zu sehen. Eine Aussichtsplattform befindet sich in 23 Metern Höhe. 1913 wurde am Turm ein Museum eingeweiht und der erste Direktor war Dr. phil. Hugo Jentsch. Der Platz davor bekam später seinen Namen und heißt heute Ul. Basztowa. Auch im Gubener Wohnkomplex Reichenbacher Berg wurde 1990 eine Hugo-Jentsch-Straße benannt. Das Foto wurde aus der Badergasse aufgenommen und zeigt eine der 16 Tankstellen, wie sie im Adressbuch der Stadt von 1936 verzeichnet waren. Die abgebildete ehemalige Leuna-Tankstelle hatte um 1933 den Werbeslogan ’Olex-Tankstelle Vogt am Dicken Turm -Tag und Nacht geöffnet.’ Ein ständig bewachter Parkplatz war dort ein zusätzlicher Service. Schon 1936 soll im Einwohnerbuch die Tankstelle nicht mehr verzeichnet gewesen sein.“
Auch in Kolkwitz kennt und schätzt man die Gubener Geschichte. Von dortigen Tannenweg schreibt Rainer Wollmann:„Hierbei handelt es sich um den ca.1530 erbauten 28,5 m hohen Werderturm in Gubin, der zur alten Stadtmauer gehörte.“
Klaus Reiter vom Eschenweg in Cottbus schreibt: „Guben wurde nach dem Krieg geteilt und die Neiße ist der Grenzfluß. Guben ist in diesem Jahr 786 Jahre alt. Der Turm wurde etwa 1530 gebaut, ist 28,5 m hoch und hat sieben Etagen. Einen Blick auf Guben kann man in 23 m Höhe werfen. Der Blick auf die Tankstelle ist aus der Baderstraße aufgenommen, an der Stelle stand vorher das Haus des Dachdeckermeisters Rösler. Es wurde 1912 abgerissen. 1913 entstand neben dem Turm ein Museum dessen Direktor Dr. Hugo Jentsch war und der Platz erhielt seinen Namen. 1920 wurde dann die Leuna Tankstelle gebaut. Ich habe einen guten Spruch von 1933 gefunden. (siehe oben bei Manfred Gnida). Das Möbelgeschäft von Herrn Kramm ist vorn links zu sehen. Die Befestigungsanlage hatte drei Tore mit besonderem Hintergrund, das Werder Tor-zum Schweineviertel, das Crossener Tor – zum Weinviertel.“
Auch Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus kennt die Fakten und fügt hinzu: „Der Turm war Bestandteil des heute nicht mehr vorhandenen Werder Tores und damit der Stadtmauer.“
R. Zwiegert mailt: „Bei Besuchen in Gubin hatte ich den doch relativ schmächtigen ‘Dicken Turm’ schon mehrfach umfahren und auch fotografiert. Neben der Kirche, dem Rathaus und den Markttypen ist er das markanteste Motiv im Ort. Besonders habe ich mich gefreut, dass der Turm anlässlich der 775-Jahr-Feier von Guben offen für Besucher war. Ich habe mir einen Aufstieg nicht entgehen lassen. Nach oben wird es sehr eng. Der Festzug ging damals durch beide Teile der Doppelstadt, was ich sehr schön fand.“
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