Aus Gotha berichtet H.-J. Klammer: „Es ist ein Teil der Langen Straße in Spremberg zu sehen. Der Blick geht von kurz vor dem Marktplatz bis zum Bullwinkel. Zu sehen ist rechts die Ecke Amaliengasse mit der Berg-Drogerie von Kurt Polske, bei dem ich mir 1963 eine der ersten automatischen Kameras aus DDR-Produktion (Pentacon Dresden) kaufte, die ich heute noch besitze. Neben Polske war ein Gemüsegeschäft, dann die Konsumgeschäfte, ein Textilwarengeschäft und andere. Am Ende des Bildes ist das Haus zu sehen, in dem die Molkerei Großmann aus der Heinrichsfelder Allee ein Geschäft hatte, wo man die Milch noch in mitgebrachten Blechkannen holte. In dem Gebäude links daneben war eine Bettfedernreinigung.“
Auch Manfred Gnida aus Spremberg hat sich gemeldet: „Festumzüge waren und sind Höhepunkte zu unterschiedlichen Anlässen. Auch der 1. Mai, wie im Bild, war ein Beispiel dafür. Nach der Demonstration gab es verschiedenste kulturelle Veranstaltungen und Zusammenkünfte. Dieses Foto kann in den 1950er Jahren entstanden sein, als die DDR-Fahne noch kein Staatswappen führte. Der Fotograf stand gegenüber der Amaliengasse in der Langen Straße und zeigt den Zug bis zum Bullwinkel. Gut zu erkennen sind die Häuser der Berg-Drogerie Polske, ein Lebensmittelgeschäft und der Konsum mit den damals drei unterschiedlichen Warenangeboten sowie heute teilweise folgenden Traditionsgeschäften. Rechts die ersten drei Häuser wurden ab 1981 abgerissen und durch Neubauten ersetzt und auch bis zur heutigen Forster Straße kamen Neubauten dazu. Statt der ersten drei Gebäude befindet sich hier Kosels Moderne Hauswirtschaft. Traditionell waren damals die Birken an den Häusern. Ob Rote Nelken an den Jacken sind, ist schwer erkennbar. Ich meine den Mann, der hinter dem mit dem lichten Haar marschiert, als Kollege beim Kraftverkehr Schwarze Pumpe zu erkennen, Wilhelm Uhlenbroch hat er geheißen. Ob ich damit richtig liege…?“
Michael Popp aus der Dubraucker Strasse in Döbern meint: Wie vor genau einem Monat befinden wir uns in Spremberg, sogar in derselben Straße. Der Standpunkt des Fotografen ist nur um wenige Meter verrückt. Der Blick geht in entgegengesetzte Richtung, und es sind etwa 20 Jahre ins Land gegangen. Es dürfte sich um eine Maidemonstration in den fünfziger Jahren handeln, da die Flaggen noch kein Emblem mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz zeigen. Die Menschen strömen die Lange Straße entlang in Richtung Marktplatz, im Hintergrund sind Häuser am Bullwinkel zu erkennen. So gab es zu allen Zeiten Aufmärsche auf dieser wichtigsten Straße der Perle der Lausitz.“
Auch Reinhard Semt kennt sich aus: „Das Bild zeigt die Lange Straße mit Blickrichtung Westen und dem Bullwinkel-Ensemble im Hintergrund. Die zu DDR-Zeiten üblichen Demonstrationszüge führten, ausgehend von diversen Sammelplätzen, u. a. der Kleinen Berliner Straße, durch die Lange Straße in Richtung Markt. Dort war eine Tribüne aufgebaut, von der anlassbezogen vorrangig der Vorsitzende des Rates des Kreises und der 1. Sekretär der SED-Kreisleitung zu den Versammelten sprachen. Heute wird nur noch vor anstehenden Wahlen ge- und versprochen.“
Viel Mühe in der Beschreibung macht sich Werner Lehmann aus der Spremberger Karl-Marx-Straße: „Der 1.-Mai-Umzug verläuft über die Lange Straße und erreicht seinen Höhepunkt beim Abschreiten der Ehrentribüne auf dem Marktplatz. Natürlich gab es, wie bereits von Euch beschrieben, anschließend den Frühschoppen. Spremberg hat schon immer für Umzüge, Demo’s, Festveranstaltungen, Heimatfeste, Vereins-, Kirchen-,Turn- oder Schützenfeste geliebt. Bekannt wurde Spremberg vor allem durch die falsche 1000-Jahr-Feier 1893, die mit großem Aufwand durchgeführte wurde. Früher waren aber die Bautzener Straße (Karl-Marx-Straße) und die Muskauer Straße für Aufmärsche bekannt und geeignet, aber auch der Pfortenplatz. Heute sind es Corona-Demos, die als Autokorso durch Spremberg dröhnen. Zur Bildbeschreibung: Links im Hintergrund sind die Häuser am Bullwinkel auszumachen. Vorn rechts am Bildrand die Berg-Drogerie Polske, es folgen der Lebensmittelladen mit Fischangebot, das Konsumgebäude (Fleisch, Wurst, Brot). Später, nach Abbruch, so um 1985, kam es zum Neubau eines Gebäude als Hauswirtschaft-Kosel. Es folgen – alles bekannte Geschäfte – Elektro Noack (jetzt Behla), Weinhandel Gässner, Uhrenhandel Schwarz und Noack, anschließend Uhrmacher/Juwelier Handreck, Radiogeschäft Füllhauer…“
Sebastian Sachs mailt: „Soweit sieht die Menge ganz zufrieden aus. Nur diejenigen, die bemerken, dass sie fotografiert werden, blicken ärgerlich bis gewichtig. Sie ahnen wohl, dass sie am nächsten Tag einen Ehrenplatz im Lokalblatt bekommen, denn das Foto sieht nach Bildjournalismus jener frühen DDR-Zeit aus.“
Auch Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus erkannte: „Der Demonstrationszug bewegt sich durch die Lange Straße in Spremberg. Im Hintergrund war nach 1945 die ehemalige Berg-Drogerie von Kurt Polske. Bekannt waren seine Liköressenzen, welche er außer den Drogerie-Erzeugnissen dort vertrieb.“
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