Das gleichermaßen sportliche wie gastliche und kulturell bedeutsame Haus, nach dem wir fragten, scheint sehr populär weit über die Stadtgrenzen hinaus zu sein. Ines Krätsch aus der Jahnstraße in Döbern schreibt: „Ich weiß zwar nicht, ob es in Guben und Cottbus ähnliche Bootshäuser gibt, aber ich meine, hier handelt es sich um C) das Bootshaus in Spremberg. Wir wanderten im Juli vom Schloss entlang der Spree über das Weiße Wehr zur Kuthenbrücke und von dort zurück zum Brückenhäuschen. Highlights unterwegs sind hier die Kanu-Slalom-Strecke (Kanuten aus Spremberg schafften es bis zu den Olympischen Spielen, Kurt Kuschela wurde 2012 in London Olympiasieger im C2 über 1000m) oder das Bootshaus, seit dem 12. April 2024 wieder mit Gaststätte. Überraschung: Im Sommer war bereits mittags geöffnet, und um diese Jahreszeit konnte man im Haus, auf der Terrasse oder im Garten sitzen. Wir wählten einen Platz auf der Terrasse mit Blick auf die Spree. Das Bootshaus liegt direkt am Spree-Neiße-Radwanderweg und ist für Fuß- oder Radwanderer ein lohnendes Ziel.“
Weit ältere Erinnerungen führt H.-J. Klammer aus Gotha an: „In der letzten Ausgabe war meiner Meinung nach das Bild von dem Bootshaus in Spremberg. Dort habe ich 1948 an einer ‘Angel’ in der Spree gehangen, die ein Schwimmlehrer gehalten hat, und ich sollte das Schwimmen lernen. Mit mäßigem Erfolg. Wir haben uns als Kinder lieber unter das ca. 200 Meter entfernte ‘Weiße Wehr’ an der Spreespitze gestellt, wo man durch das Wasser der Spree noch durchgucken konnte. Dort teilt sich die Spree, um dann um den Kern der Stadt Spremberg herum zu fließen und sich hinter dem Pfortenplatz wieder zu vereinen. Direkt neben dem Weißen Wehr hatten meine Eltern einen Schrebergarten im Verein ‘Ölsträucher’. Im Jahr 1962 habe ich als Busfahrer mit einem Bootsanhänger die Spremberger Kanuten zu einem Wettkampf gefahren. Ich denke, ich liege mit meiner Annahme richtig.“
Viel zu erfahren gibt es wieder im Text des Sprembergers Manfred Gnida: „Das ist für Spremberger kein unbekanntes Haus, da mit diesem Ort eine lange Traditions-Geschichte verbunden ist. Liebhaber für Sport und Wasser gründeten vor 104 Jahren einen Verein für Kanu-Sport. Seit 1879 in Breslau die ‘Grönländer’ auftraten, wurden überall in Deuschland solche Klubs gegründet, so auch 1910 in Forst. In Spremberg begann die Organisation im damaligen Hotel ‘Drei Kronen’. Aus dem ‘Verein für Kanu-Sport Spremberg’ wurde 1928 der ‘Verein für Volkstümlichen Wassersport Spremberg’. Es bestand Interesse zur Errichtung eines Bootshauses und nach Überlieferung soll der Grund und Boden zum Bau mit Anteilsschein für 997 Jahre gepachtet worden sein. Das erste Bootshaus wurde am 17. Juli 1921 feirlich eingeweiht. 1922 entstand ein Erweiterungsbau. Steigende Mitgliederzahlen erforderten eine weitere Vergrößerung. So kam es am 26. Juni 1926 zu einer weiteren feierlichen Einweihung. Nach dem Krieg wurde das Objekt als Sanitäts- und Entlausungshaus genutzt. Es folgten dann ständig Veränderungen, 1956 bis 1959 eine abermalige Erweiterung.
Ab 22. September 2003 passierte schließlich der Abriss, und schon am 10.Dezember gleichen Jahres war Richtfest für den Neubau, der am 9. Juni 2004 in Betrieb ging. Das Bootshausgelände ist nicht nur dem Sport und Wettkampf gewidmet; man kann sich dort auch kulinarisch verwöhnen lassen. Im April 2024 kam es zu einer Neueröffnung mit einem Pächter, der dem Kanusport eng verbunden ist. Sportlich vermeldet der Ort viele Erfolge – schon vor dem Krieg, und so ging es bis in die heutige Zeit weiter. 1949 gründete sich die zentrale Sportgemeinschaft ‘Einheit’, deren Name heute noch besteht. Im öffentlichen Leben sind die Kanusportler auch durch Höhepunkte wie Faschingsfeste, Festumzüge und weitere Programme bekannt. Zur Tradition der Wassersportler gehört die Geschichte der OTEFA, der Ostern-Tschelln-Fahrt, die von 1921 bis 1976 stattfand. Zu umfangreich wäre der Text, würde ich über alle Aktiven mit Weltruhm des Spremberger Kanu-Sports berichten. Einen möchte ich aber doch erwähnen, dessen Wirken im Kanusport aktuell in einen Film gewürdigt wird: Es ist der kürzlich verstorbene Kanusportler und Weinhändler Jürgen Gässer.“
Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus fügt an: „Am rechtsseitigen Spreeufer ist der Kanusport seit 1921 dem ersten Bootshaus beheimatet. Seit 1964 ist die SG Einheit Spremberg, Abt. Kanu, Nachwuchsleistungsstützpunkt im Kanu-Rennsport. Die Neueröffnung der Gaststätte ‘Bootshaus Spremberg’, Zum Weißen Wehr 1, war am 12. April 2024. Der Inhaber ist Henry Kosack aus Sachsen.
In Spremberg gibt es neben dem Gastraum mit etwa 40 Plätzen auch einen separaten Saal für rund 80 Gäste sowie den Außenbereich mit der Terrasse.“
S. Sachse mailt: „Es gibt auch an der Cottbuser Spree ein Bootshaus mit langer sportlicher Tradition, aber dieses ist das alte Bootshaus der Spremberger Slalomkanuten, die internationale Erfolge vorweisen können und eisern an ihrem Karnevals-Schlachtruf festhalten: Pitsche, patsche – nass, nass, nass!“
Liesa Nepel hat ebenfalls das Bootshaus erkannt: „Wer in Spremberg früher (vielleicht auch heute?) was zu sagen hatte, kam aus dem ‘Kader’ der Kanuten. Es ist die wichtigste Sportart in dieser Stadt.“
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