Das Bild war für Cottbuser sicherlich nicht so schwierig.
Heinz Frankenberg mailte uns: „Natürlich ist Antwort B, der Spremberger Wall, ist richtig. Diese Strasse führte ausserhalb der Stadtmauer vom Berliner Platz zum Kaiser-Wilhelm-Platz. Ich konnte den Rat in der Zeitung befolgen und auf einem schönen Stadtplan ‘Cottbus nebst Umgebung’ vom Januar 1904 nachschauen. Dieser wurde zur Amtszeit von OB Werner vom Stadt-Vermessungs-Inspektor Lebmitter angefertigt und durch den Stadtbaurat Bochsmann, (königlicher Baurat) verantwortet. Der Plan hängt bei mir unter Glas und es ist immer wieder interessant, alte Strassennamen und -führungen darauf zu erkunden.
Im Brief von Richard Adolph steht: „Der Spremberger Wall war ursprünglich neben der Stadtmauer zur damalige Stadtbe-festigungsanlage zugehörig. Gänzlich wurd der Wall erst 1949/50 beseitigt und neu gestaltet. Letztlich wurde dann auch im Jahr 1974 die Straßenbahnlinie teilweise dort verlegt.“
Eckhard Winter hat unsere Frage nach der Entstehung des Bildes ganz genau genommen: „Sehr wahrscheinlich ist die aufnahme vom Dachboden des Hauses ‘Foto Just’ gemacht worden. Die 1902 verschickte Postkarte könnte vorher, sogar vor 1900, gedruckt oder entstanden sein. Setzt man das Jahr 1902 voraus, so könnte von Juni bis September, also von fünf bis sechs Vollmondmöglichkeiten ausgegangen werden und eine davon stimmen; die Uhrzeit ist auf dem Spremberger Turm nicvht genau erkennbar (ca. 18 bis 19 Uhr MEZ). Bestimmte Abweichungen, da vielleicht nicht gerade genau ‘Vollmond’ ist, lassen geringe Unterschiede zu. Insgesamt betrachtet können 25 verschiedene Tage
möglich sein. Das genaue Fotografierdatum gäbe da mehr her.“
Siegfried Reckzeh schrieb: „Die parkähnlichen Grünanlagen links vor dem Spremberger Turm können nur der alte Friedhof sein. Er wurde etwa 1521 angelegt. Wie schon 1514 sucht die Pest erneut die Stadt heim. Zur bestattung der Toten wird vor dem Spremberger Tor ein Kirchhof angelegt. 1834: Der alte Stadtfriedhof im Bereich der heutigen Schwan- und Roßstraße wird geschlossen. Dafür wird am 22.11.1835 ein neuer Friedhof eingeweiht. 1841 erhält Baumeister Friedrich-Wilhelm Kahle den Auftrag, eine neue Leichenhalle im neoklassizistischen Stil zu errichten. Von 1835 bis 1892 finden in den folgenden Jahrzehnten hier die Cottbuser ihre Ruhestätte. Durch das Gelände wurde später die Kaiser-Friedrich-Straße angelegt. Zu der Zeit stand die Carl-Blechen-Schule noch nicht. Die letzten Schuljahre besuchte ich diese Schule.
Dieser gesamte Kirchhof zog sich bis zum heutigen Kino Weltspiegel, angefangen hinter der Blechenschule, wo heute das Blechen-Carré steht. Um 1930 stand dort ein Denkmal der Nazionalsozialisten und Treppenstufen führten hinaus zu dem Spremberger Wall auf dem Bild.“