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Cottbus: Hier wurde noch viel Jahre gefeiert

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B war richtig; wir zeigten das Hotel „Weißes Roß“ (r.) mit der alten Reichspost

Die prächtigen Spiegel aus dem Ballsaal haben sich in Schmogrow erhalten:
Es lag wohl an den freien Tagen und an dem besonders schönen Motiv, dass uns diesmal außerordentlich viele Zuschriften und Anrufe erreichten.
Das Hotel „Weißes Ross“, weiß Herbert Ramoth, ist Weihnachten 1899 feierlich eröffnet worden. „Der neugotische Stil und die prachtvolle Innenausstattung der Salons und Gasträume waren Attribute dieses Prunkbaus am Berliner Platz. Hier fanden rauschende Feste statt. Aus der Literatur ist überliefert: ‘Die Tische waren prall gefüllt, kein Stuhl blieb frei, die Ballkleider der Damen rauschten durch die Salons, der Duft schwerer Zigarren zog durch die Gänge und die Kellner im Frack eilten ohne Pause: Das wohlhabende Cottbus feierte ins 20. Jahrhundert hinein auf einem üppigen Silvesterball im neuen Hotel.’ Mit dem 2. Weltkrieg war es damit vorbei. Uns war es nicht vergönnt, es kennengelernt zu haben.“
Hannelore Flemming aus der Potsdamer Straße aber erzählt: „Ich habe im Weißen Ross gelernt. Im Herbst 1953 habe ich dort meine Ausbildung als Köchin und Kellnerin angefangen. Ich stamme aus einer Gastronomenfamilie und damals war es üblich, dass man nicht im Betrieb der Eltern lernt. Jeden Morgen um 6 Uhr bin ich mit dem Zug von Lübbenau in Cottbus angekommen. Dann ging es zum Altmarkt mit der Straßenbahn. Die fuhr damals noch durch die Sprem. Das ‘Weiße Ross’ war das einzige Hotel, das eine eigene Judenküche hatte. Das heißt, hier wurde getrennt für jüdische Gäste gekocht. Wenn ein Gast Fisch bestellte, wurde der frisch aus einem Becken gefangen. Und es gab herrliche selbst gemachte Eis- und Blätterteigkreationen. Dazu wurden alle Lehrlinge einen Monat im Café Lauterbach geschult. Wir lernten, dass Blätterteig auf Marmorplatten gefertigt wird. Das Essen wurde vom Kellner im Frack serviert, auf Silber, Soßen in Saucieren. Im Krieg wurde alles zerstört. Nur der große Ballsaal mit der Bühne war erhalten.“
Im Jahr 1908 hatte der Wirt vom „Weißen Roß“ den Plan, auf dem Nachbargrundstück ein Kino mit 268 Plätzen zu errichten, hat Klaus Reiter aus dem Cottbuser Eschenweg herausgefunden. Es wurde nichts daraus; vielleicht kam ihm der „Weltspiegel“-Investor zuvor.
Auch Joachim Weichert aus dem Cottbuser Rosa-Luxemburg-Straße macht darauf aufmerksam, dass im reparierten Saal nach 1945 noch viel gefeiert wurde: „So haben Cottbuser Wassersportler hier Versammlungen abgehalten und auch gefeiert.“
Das „Weiße Roß“ hatte 54 Fremdenzimmer mit 90 Betten, ein Frühstückszimmer, ein großes Restaurant und zwei Säle, hat Katrin Lehmann aus der Rostocker Straße herausgefunden. Was davon blieb, wurde als HO-Gaststätte weiter geführt. Zwei große, prächtige Spiegel konnten nach Schmogrow gerettet werden, wo sie noch heute im Saal der Gaststätte Marrack zu bewundern sind, schreibt Brigitte Buder aus der Erfurter Straße. „Die Gaststätte wurde umgebaut, als die Spiegel schon drin waren. Heute sind sie vor Diebstahl sicher, denn sie passen nicht mehr durch die Fenster oder Türen.“
Susanne Haupt aus der Inselstraße erinnert sich: „Im Nachbarhaus hatte Zahnarzt Dr. Findeisen seine Praxis; mit dessen Tochter habe ich in der nahen Wallschule in den ersten Jahren die Schulbank gedrückt.“
Klaus Jung, Hans-Beimler-Straße, fasst zusammen: „Heute wird die ganze Fläche von der Hauptpost eingenommen. Am 30. April 1955 war Grundsteinlegung. Am 17. Januar 1957 konnte das neue Fernamt mit 30 Fernplätzen in Betrieb gehen. Am 28. März 1957 wurde das heutige Postgebäude am Berliner Platz eingeweiht.“
Der linke Teil des abgebildeten Postamtes ist noch heute Teil des Postgebäudes.
Gewonnen hat diesmal Sigrid Rappen aus Burg, Am Bahnhof. Sie bekommt unseren „Damals war’s“-Kalender für 2016. Herzlichen Glückwunsch!

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