„Vielleicht handelt es sich um ein Bild aus dem Winter 1978/79“, tippt Annette Zell aus Spremberg und liegt damit völlig richtig. Weiter schreibt sie: „Links zu sehen ist die ehemalige Sinapius-Villa, rechts sieht man das ‘Berliner Eck’, wo heute Pitstop ist. Zwischen Weihnachten und Silvester war damals so viel Schnee gefallen, dass alles zum Erliegen kam. Sogar der Strom fiel aus, nichts ging mehr. Ich war im März geboren, und meine Mama hatte zu tun. Um mich wenigstens mal baden zu können, fuhr sie mit mir mit dem Bus nach Pumpe zu meiner Tante.“ Den Trabi im Blick hatte Gerhild Herrmann aus Spremberg. In einem sehr ausführlichen Brief schreiben sie unter anderem: „…Was es nicht mehr gibt – ein Trabi den man schiebt.
Links unverkennbar der attraktivste Villenbau Sprembergs, erbaut 1888 von Kommerzienrat Sinapius. Die Villa ist mit Neostilelementen anhand von Bauplänen 1857 errichtet. Im Jahre 1983 wurde sie umfassend restauriert. Zu DDR-Zeiten befanden sich hier das Kreisbauamt mit staatlicher Bauaufsicht und in weiterer Folge die Stadt- und Kreisbibliothek. Leider wurden schmückende Kunstschmiedearbeiten, die einst den Dachgarten bzw. Aussichtsfläche sicherten, entfernt bzw. zweckentfremdet demontiert. Der Vorgarten ist nicht mehr vorhanden. Im Zuge des Kreuzungsausbaus musste er weichen, es entstand ein wesentlich breiterer Fußgängerbereich mit Radweg.
AWO-Dienst
In weiterer Reihenfolge folgen das Opel-Autohaus. Auch dieses ehemalige Fabrikgebäude der Firma Günter Frank – IFA-, EMW- und AWO-Dienst -, ab 1959 Produktionsgenossenschaft des KfZ-Handwerks ‘Start’, wurde in seiner Bauhülle völlig neu gestaltet. Völlig unverkennbar für meinen Mann, der in diesem Unternehmen KfZ-Schlosser lernte, das zum Betriebsgelände gehörende Pförtner- bzw. Eingangskontrollhäuschen, das später zu Ausstellungsfläche für Ersatzteile und Zweiräder wurde, ebenso die damals bestehenden zwei glasverkleideten Unterstellräume für Reparaturräder.
HO-Krippe
Im dahinter erkennbaren Wohnhaus befand sich im Erdgschoss bis zur PGH ‘Start’-Gründung die HO-Kinderkrippe. Nach deren Auflösung bzw. Verlegung wurden die Räume als Büro- und Geschäftsräume der PGH übernommen. Darüber befanden sich Wohnungen.
Im Vorderhaus gab es einen kleinen Kolonialwaren- und Lebensmittelladen, der von Familie Linke geführt wurde. Zur Frühstückszeit der PGH wurde sehr oft noch ein ‘Beihappen’ eingekauft. Vorrangig waren es Sauerkraut und saure Gurken!
Im Hinterhof befand sich die KfZ-Werkstatt Werner Klauck. Bei ihm mussten viele Jahren lang die damaligen Lehrlinge ihre Zwischen- und Gesellenprüfungen ablegen.
Die im Hintergrund erkennbaren Fabrikschornsteine sind derzeitig nicht mehr vorhanden. Sie gehörten zur Rohpappenfabrik Nitschke und der Tuchfabrik Heinze, zu DDR-Zeiten Textilwerk I.
Berliner Eck
Das Berliner Eck, ehemals Hoffmanns Gasthof, ist auf der rechten Seite deutlich erkennbar. Sie war eine viel besuchte Speisegaststätte, Herberge, mit einem Tanzsaal und Möglichkeiten für individuelles Beisammensein.. Hier speiste man gut undpreiswert, was durchaus die Beschäftigten der umliegenden Einrichtungen zu schätzen wussten. Vor dem Krieg diente sie als Ausspanne für Reisende und Handelsleute. In ihrem großzügigen Hofbereich befand sich ein beachtlicher Garagenkomplex.
Im Laufe der Jahre reichten die Besitzer von privat über genossenschaftlich bis staatlich. Auch Vietnamesen und Chinesen betrieben die Gaststätte.
Der Erhalt der Bausubstanz wurde zum Problem und so fiel das Hau samt Garagenkomplex dem Abriss zum Opfer. Es folgte der Neubau der KfZ-Kette.
Nach dem Krieg waren Gebäude hinter dem Berliner Eck zerstört. Auf einem der Grundstücke befand sich die ehemalige Motorradwerkstatt für Jawa-Kräder Günter Rex.
In weiterer Reihenfolge bis zur Einmündung der heutigen Leipziger Straße befanden sich die Speisegaststätte ‘Zum Sprelawerker’, auch ‘Schwarfes Eck’ benannt. Rechts vom Eingang war ein Haushaltsgeräteladen ansässig, der von seinem Verkaufsstellenleiter Herr Kosel betrieben wurde. Es gab auch, wenn ich mich recht erinnere, Artikel und Zubehör von Radio- und Tonträgern. Die Firma Kosel, heute in der Langen Straße zu finden, war bekannt mit ihrem Slogan ‘Von der Oder bis zum Rhein, kauft man nur bei Kosels ein’.“
Herzlichen Dank allen fleißigen Schreibern und Anrufern!