Georg Müller mailte uns: „Die Ansichtskarte – wohl noch aus dem Dritten Reich stammend, zeigt Nummer 18 der Spremberger Straße und das damals sogenannte ‘Denkmal der nationalsozialistischen Erhebung’ aus dem Jahre 1935 links daneben. Das Haus selbst dürfte etwa 120 Jahre Zeitgeschichte erlebt haben – dieses Miet-, Wohn- und Geschäftshaus wurde um 1890 von dem Maurermeister Ewald Schulz erbaut und als Hauseigentümer 1891 der Kaufmann Hermann Bockries genannt. Das Haus ist ein klassisches Beispiel dafür, wie wirtschaftliche Machtpräsentation aus dieser Zeit architektonisch umgesetzt wurde: 1910 zog das Cafe Ebersbach ins Erdgeschoss und 1918 wurde das Bauwerk Eigentum und Sitz der Commerzbank, wie es die Kartenansicht ja auch zu erkennen gibt. Und dann sind da noch die anmutigen Kugelakazienbäume des Spremberger Walles, deren Anpflanzung die Stadtverordneten 1887 beschlossen – just da, wo jetzt das „BLECHENcarré“, also ein Einkaufszentrum, entsteht.“
Liselotte Hoffmann hat uns geschrieben: „Ich finde, so schwierig ist das Bild in der letzten Ausgabe nicht zu erkennen. Wir sind 1945 aus Schlesien hierher gekommen und eben seitdem ‘Cottbuser’. Die Commerzbank im Vordergrund, zu DDR-Zeiten auch ein Geldinstitut, wird von der Deutschen Bank genutzt. Die großen Linden- und Kastanienbäume verdecken die ehemalige Hindenburg-Mittelschule, nach 1945 umbenannt in Carl-Blechen-Schule, die ich bis 1948 besuchte. Nun wird dort endlich das Einkaufszentrum gebaut und nach langem Hin und Her die alte und schöne Schule mit einbezogen. Daher sicher auch der Name Blechen-Carré, das im September dieses Jahres eröffnet werden soll. Davor die Stufen führten früher hoch zum ‘Wall’ und ebenfalls im Vordergrund ist der heutige Brandenburger Platz zu sehen.
Ich möchte noch sagen: Bitte weiter so mit den alten Bildern aus Cottbus. Cottbus war eine schöne Stadt – die wir leider in Trümmern kennenlernten. So haben wir mit viel Freude den Wiederaufbau miterlebt, den Umbau, Abriss und Neubau, und fühlen uns hier sehr wohl. Ich freue mich schon auf die nächste Ausgabe der Zeitung.“
Mario Braun bestätigt in seiner Mail: „Das Postkartenmotiv zeigt den Kaiser Wilhelm-Platz, heute Brandenburger Platz und Linkerhand das ‘Denkmal der nationalen Erhebung’, das nach 1933 errichtet wurde, zusammen mit einer Freitreppe über die man auf die Wallpromenade gelangte. Diese Anlage hat die NS-Zeit nicht überlebt. Entfernt wurde auch der Enke-Brunnen vorn im Bild und das Kriegerdenkmal des 52. Infantrie-Regiments v. Alvensleben.“