Vor allem Forster Leser wollen sie endlich wieder museal gewürdigt sehen.
Werner Weiche vom Krummen Weg aus Forst hat von 1955 bis 1957 seine Schlosserlehre auf der Forster Stadteisenbahn absolviert und kann deshalb einige Aussagen zu diesem Bild machen: „Es handelt sich um die Lok Nr.1, die hier das Gelände der Feintuchwerke (Betriebsteil der Forster Tuchfabriken) in der Planckstraße verlässt. Im Hintergrund sehen wir das Kulturhaus der Feintuchwerke mit dem anschließenden Fabrikgebäude (damals Adolf Noack). Die Lok Nr.1 wurde 1921 in Dienst gestellt. Sie hatte eine Leistung von 100 PS. Es folgten 1922 noch die Loks Nr. 2 und 3 mit je 120 PS. Bereits 1893 waren aber Nr. 35 und Nr. 36 mit jeweils 80 PS in Betrieb genommen worden. Dieses Jahr ist also 125-jähriges Jubiläum.
Es standen nach 1945 fünf Loks für den Fahrbetrieb zur Verfügung. Dieses Foto müsste zwischen 1963 und 1965 entstanden sein. Ich schließe dies aus dem heruntergekommenen Zustand dieser Lok. Als 1963 das Ende der Forster Stadteisenbahn für 1965 beschlossene Sache war, wurde in die Werterhaltung der Loks nicht mehr investiert. Die Loks wurden dann zweckentfremdet eingesetzt oder gleich verschrottet. Dank
des „Verkehrsmuseums Dresden“, konnte die Lok Nr. 36 vor diesem Frevel bewahrt werden.
Nun ist sie als Leihgabe für 15 Jahre wieder nach Forst zu-
rückgekehrt. Die Hälfte der Zeit ist bereits verstrichen. Ich appelliere an die Verantwortlichen in der Stadt, sich mit aller Kraft und allen Mitteln dafür einzusetzen, dass dieses weltweit einzige erhaltene Modell dieser Bauart der Öffentlichkeit endlich zugänglich gemacht wird.“
In der Tat ist die Lok auch in
unserem Leserland gut bekannt. Es gab viele Zuschriften als allen Gegenden, so etwa von Gisela Mallkowsky aus Hörlitz, Knut Noack aus Lauchhammer und vielen anderen.
Werner Lehmann aus der Spremberger Karl-Marx-Straße schreibt: „Diese Lok dampfte in der Rosenstadt Forst (Lausitz). Sie versorgte ab 1893 die Textilbetriebe mit Kohle und Rohstoffen. Der Volksmund nannte die Bahn ‘Schwarze Jule’ .Vom Dresdner Verkehrsmuseum gelangte das einzigartige Gefährt wieder zurück und soll nach Erweiterung des Textilmuseums hier leihweise untergestellt werden.“
Ulrich Rhode aus der Forster August-Bebel-Straße erklärt: „Ganz genau dampfte die Lok aus dem Werk II/1 des VEB Forster Tuchfabriken (ehem. Vereinigte Feintuchwerke und vor dem Krieg Adolf Noack). Im Hintergrund sieht man noch das Gebäude des ehemaligen Speisesaals, das jetzt immer weiter verfällt, wie der ganze ehemalige Betrieb. Ich habe dort 15 Jahre ab 1974 gearbeitet. Die ‘Schwarze Jule’ habe ich dort nicht mehr kennengelernt; ihr Betrieb wurde 1965 eingestellt. Die Braunkohle für das damals noch in Betrieb gewesene Heizwerk wurde bis zur Wende von der Transportfirma Marko aus Groß Jamno regelmäßig mit dem LKW H6 angefahren.“
Auch Gert Richter aus Alt-Deulowitz kennt die Lage und liefert noch etwas Hintergrund zum Aufstieg der Stadt Forst: „Bis vor dem 2. Weltkrieg war ‘Lause-Forschte’, wie die Gubener etwas von oben herab zu sagen pflegten, eine Kleinstadt im Kreis Sorau. Guben wurde bei der Übernahme durch Preußen 1816 Kreisstadt. Nach dem Krieg war Forst mit Guben ebenbürtige Kreisstadt und seit der Kreisgebietsreform ist Forst die Kreisstadt. Aber schon 1938 hatte Forst im Deutschen Reich das zweithöchste Steueraufkommen pro Kopf nach Hamburg; vielleicht auch ein Verdienst der ‘Schwarzen Jule’! Andererseits macht mich mein persönlicher Eindruck traurig, dass keine andere Stadt in der Nähe so viele Industrieruinen hat.“