Website-Icon Nachrichten aus Südbrandenburg

Die Berliner Straße in Forst um 1960

Das Foto zeigt die Berliner Straße in Forst um 1960.
Das Foto zeigt die Berliner Straße in Forst um 1960.

Wir sehen eine typische Straßenszene der Zeit um 1950. Häuser sind saniert oder wieder aufgebaut. Die Ikarus-Busse besorgen den Nahverkehr, allenthalben flattern Fahnen. Vor allem aus der Rosenstadt gab es diesmal lebhaft Resonanz auf dieses Foto. Heinz Lüdecke schreibt: „Wir sind in Forst, ich denke mal, in den 60er Jahren. Der Berliner Platz ist der Punkt in Forst, wo man schon damals wusste, wo es hin gehen soll: Sacro, Nauendorf oder doch Richtung Wilhelm-Pieck-Stadt Guben und weiter nach Frankfurt/Oder. Mein altes Forschte eben. Ein Ikarusbus ist zu sehen, links Broschmann; heute ist dort die FwG mbH etabliert. Rechts war ein Haushaltswarengeschäft, heute zum Kauflandkomplex gehörend. Man erkennt auch noch die chemische Reinigung Wagner mittig im Bild und nach der Blumenstraße das Einrichtungshaus Schönborn, lange dann geführt von der Familie Dottke (ihr Sohn Olaf war mit meinem Sohn Torsten sehr befreundet). Links-Richtung Guben erkenne ich noch den IFA -Laden, wo man eventuell ein paar Ersatzteile für Trabi und Co erstehen konnte. Chef war ein Herr Fechner. Ganz links ging es dann in die Kleine Leipziger Straße, Richtung Bahnhofstraße. Dort war ein Taxistand. Und später dann links die Niederlassung der Landskronbrauerei Görlitz. Der Fahrer, der das Bier ausgefahren hat, war mein Nachbar, Georg Heinrich, ein Urgestein, denn er trug immer noch seine Lederschürze.“
Schön, diese Erinnerungen. Viel sachlicher bleibt Herbert Ramoth: „Das Foto der Kreisstadt zeigt die Berliner Straße. Im Vordergrund ein Ikarus-Bus, der in Ungarn hergestellt wurde. Ikarus war in den 1970/1980er Jahren einer der größten Omnibushersteller der Welt, produzierte vor allem Omnibusse für die Ostblock“.
Auf das Auto geht Manfred Gnida aus Spremberg ein: „Die Aufnahme erinnert mich an mein aktives Berufsleben. Der moderne Bus Ikarus 66 belebte viele Jahre mein Arbeitsfeld. Der Bus wurde von 1955 bis 1977 produziert. Die DDR importierte ihn seit 1957 für den Nah-und Regionalverkehr. Die Fahrt mit der Forster Stadtlinie kostete 20 Pfennige. Geht man an dieser Kreuzung nach rechts, gelangt man zur Kirche und zum Marktplatz. Das linke Gebäude beherbergte seit 1920 die Commerz- und Privatbank und im oberen Stockwerk das Café „Hohenzollern”. Das Boschmannhaus wurde im Krieg teilweise zerstört und Mitte der 50er Jahre wieder aufgebaut und später war hier HO Haushaltswaren, auch als Scherbelladen bezeichnet. Auch Brillen-Optik Butzke und ein Schmuckladen nutzten dieses Gebäude. Heute ist hier Kaufland. Links befand sich zu DDR Zeit ein Fahrzeugladen. Zur Eröffnung soll dort ein PKW ‘Sachsenring’ als Anschauungsstück gestanden haben. In den 1970er Jahren entstanden entlang der Berliner Straße Neubauten mit Wohnungen und Geschäften.“
Reinhard Semt schreibt: „Die Eckhäuser haben erst nach 1990 ihre markanten Türmchen über den Erkern wiederbekommen. Allerdings ist die zeitliche Einordnung der Aufnahme unzutreffend. Die Ikarus-Busse wurden erst ab 1957 importiert. Und ohne Dachrandverglasung, wie im Bild, gab es sie erst ab 1959.“
Fred Riedel aus Forst schreibt: „Unsere Stadt lag nach dem Krieg zu 85 Prozent in Trümmern. So auch die beiden Eckhäuser. Links war vorher eine Bank-Filiale. Viele Mieter haben hier ihr Zuhause verloren. Das Haus daneben war ein Geschäftshaus und hat das Inferno überstanden. Außerdem sieht man noch Färberei Wagner und dahinter das villenartige Geschäftshaus Schönborn. Die Seite rechts vom Bus war vor dem Krieg ebenfalls mit Geschäftshäusern bebaut. Kurzzeitig war dort dann eine öffentliche Toilette und ein Fahrkartenverkaufsstand. Später entstanden Plattenbauten.“
Karin Czaja aus Kerkwitz berichtet uns: „Es ist ein Motiv aus einem Kartenblock von VEB Bild und Heimat. Ich habe mir die Karten Anfang der 1960er Jahre gekauft, als ich einige Zeit in Forst lebte. Hier im Straßenverlauf bin ich gern einkaufen gegangen. Bei Uhrmachermeister Kurt Ulrich ließen wir unsere Trauringe gravieren. Rechts im Haushaltwarenladen kaufte ich die Kinderbadewanne für unseren Familiennachwuchs. Die Gebäude geradeaus existieren heute nicht mehr.“
Und Marion Bahrke fügt an: „Ich bin mir sicher, dass das ein Foto vom noch unzerstörten Forst ist. Ich bin geborene Forsterin, die jetzt in Branitz lebt. Allerdings habe ich keine Erinnerung an die alten Gebäude. Mein ältestes Foto erinnert an die Kriegsschäden vom Berliner Platz Richtung Kirche.”
Abenteuerliches schreibt uns wie immer Ulrich Buder aus Cottbus. Er erinnert sich an ein Haus weiter vorn, nicht im Bild, grün angestrichen, das Linden-Eck. „Anfang der 80er spielte ich dort bei der Variant-Formation neben Bassgitarre eine Zeitlang auch Schlagzeug.“ Einmal sei das Instrument wegen der zu heißen Scheinwerfer fast abgebrannt. Ein Feuer im Saal konnte gerade noch verhindert werden. Man nannte unseren Helden dann „den heißen Trommler von Forst“.

Weitere Beiträge über das historische Forst und das Umland finden Sie hier!

Die mobile Version verlassen