Aus dem Familien- und Tanzlokal wurde 1977 das Kulturhaus des Textilkombinates
Die Aufgabe war diesmal schwierig, zumal das gezeigte Objekt schon seit Jahrzehnten nicht mehr steht. Trotzdem erinnern sich noch viele Leser an Kaisers Gaststätte in Schmellwitz, also Antwort A. Klaus Ihlow aus der Cottbuser Ottilienstraße zum Beispiel berichtet: „Mein erster Besuch der abgebildeten ‘Kaisers Gaststätte’ war ungefähr im Sommer 1954. Er begann mit einer sogenannten Mutprobe. Warum? Ein Freundeskreis und ich wollten dort in Schmellwitz zum Tanz. Entweder war der Tanzsaal überfüllt und wir wurden nicht eingelassen oder wir wollten unser geringes Lehrlingsgeld nicht für den Eintritt ausgeben. (Dazu besteht keine eindeutige Erinnerung mehr.) Also fassten wir den Entschluss, den Saal ‘illegal’ zu betreten. Von einer Nebenstraße über einen Gartenzaun (oder Mauer) durch ein weiteres Gartengrundstück bis zu einem Hinterhaus- bzw. Eingang des abgebildeten Gebäudes galt es, in den Tanzsaal zu gelangen. Dieser Nebeneingang war der ‘neuralgische Punkt’. Der Gaststätteninhaber Fredy Kaiser hatte ihn ständig im Blick. Wehe dem, der beim illegalen Eintritt erwischt wurde. Entsprechend Erzählungen darüber war ein unliebsamer Rausschmiss verbunden mit einem Saalverbot die Folge. Wir hatten aber Glück und wurden nicht entdeckt.
Später war ich oft als bezahlender Eintrittsgeldgast in dieser bei der damaligen Jugend beliebten Tanzgaststätte. Als Stammkapelle spielten meines Wissens ‘Die Sorgenbrecher’“.
Jens Pumpa aus der Rostocker Straße Cottbus bringt an dieser Stelle die präzise Auflösung: „Wir sind hier in Alt-Schmellwitz und sehen die ehemalige Gaststätte ‘Kaiser´s’. Schmellwitz wurde 1950 zu Cottbus eingemeindet und der Name bedeutet ‘Ort, an dem Hopfen wächst’ (altsorbisch Chmelovica). Es war eine sehr beliebte Tanzgaststätte mit einem großen Saal hinten dran in der Schmellwitzer Straße 40. Als ich noch im TKC gearbeitet habe, wurden dort regelmäßig die Brigadefeiern durchgeführt. Es war das Kulturhaus des TKC. Im Garten spielte oft die Rot-Weiß-Combo zum Tanz. Weitere Veranstaltungen wie Fasching, Fastnacht und Silvester waren dort zu Hause. Hier spielten auch die Klosterbrüder, Reinhard Lakomy, Klaus Lenz mit Günter Fischer. Später war es dann die Großraumdisco ‘New Yorker’ und wurde leider 2004 abgerissen. Heute stehen dort Einfamilienhäuser.“
Jörg Becker mailt: „Gott, waren das Zeiten! Bei Kaiser’s ging es immer rund. Es war das Tanzlokal unserer Jugend und für den Wirt höchstwahrscheinlich eine Goldgrube. Das Haus war perfekt geführt – vom Vereinszimmer gleich rechts neben dem Eingang bis zum Tanzsaal hinter der Gaststube. Fredy Kaiser war im kleinen Cottbus, das in unserer Jugend vielleicht 70 000 Einwohner hatte, ein bewunderter Boss, der große Autos fuhr und was bewegte. Ich glaube, er verschwand irgendwann nach dem Western und seine Tochter führte den Laden weiter. Aber ich bin mir über den weiteren Lauf nicht so sicher. Man hatte ja dann eine andere Lebensplanung.“ Bettina Grein berichtet: „Ich habe dort meinen ersten Mann kennengelernt. Es war eine tolle Zeit, aber nicht von Dauer. Trotzdem Schade, dass es solche Gaststätten, die junge Menschen zusammenbringt, heute nicht mehr gibt. Oder haben meine Kinder da was übersehen?“
Manfred Gnida vom Weinberg aus Spremberg kennt sich auch in diesem Falle aus: „Ein Gebäude, dessen Ansicht mir noch aus Cottbus-Schmellwitz bekannt ist. Dieses Haus hat schon eine lange Geschichte, und Beschäftigte des Textilkombinats werden sich besonders an zahlreiche und unterschiedliche Events darin erinnern. Als ‘Kaiser`s Gaststätte’ und Tanzlokal, dessen Gründung schon 1900 erfolgte, war es viele Jahre ein sehr beliebtes Lokal für die Gäste und eine Einkehr darin wurde immer populärer. Wie man im Vordergrund erkennen kann, war dort eine Haltestelle der Straßenbahn und schon bei der Gleiserweiterung nach Schmellwitz 1917 war hier auch ein Halt und man konnte unmittelbar das Lokal erreichen. Am 5. Oktober 1976 wurde die ehemalige private Gaststätte ‘Kaiser`s’ gekauft und als Kulturhaus der Textilarbeiter genutzt. Seit 1977 fungierte es als Kulturhaus des Textilkombinats und aktuelle Betriebsveranstaltungen fanden nun auf dem Grundstück statt. Leider schloss 1990/91 dieses Haus seine Pforten und im Februar 2004 erfolgte ein Abriss. Heute befinden sich auf dem ehemaligen Gelände Einfamilienhäuser und an den Name ‘Kaiser`s’ werden sich nur noch ältere Gäste und Anwohner erinnern.“
Auch Michael Kuhrt, G.-Moritz-Straße, Cottbus entscheidet sich für „A) Bier- und Tanzlokal. Es handelt sich um die Gaststätte Kaiser in Schmellwitz, später TKC-Kulturhaus.“ Luise Bretfeld mailt uns: „Das Haus war sehr bekannt als ‘Tanzschuppen’, was seinem Wesen nicht ganz gerecht wird. ‘Kaiser’s’ hatte auch gepflegte Küche, viele Familien feierten hier ihre besonderen Anlässe, Parteien und Arbeitsgemeinschaften tagten hier und auch das Arbeitertheater des TKC, ausgezeichnet bei Arbeiterfestspielen, hatte hier sein Probenzentrum.“
Ramiro Lehmann vom Schulweg aus Cottbus-Sielow liegt nur ungefähr richtig: „Es handelt sich hier um ein Lokal, Tanzgaststätte und Diskothek, die in verschiedene Zeiten unterschiedliche Namen hatte. Erbaut wurde es als Kulturhaus Nord. Später wurde es umbenannt in Kulturhaus des Textilkombinates. Daraus entstand Kaiser`s Gaststätte. (Die letzten drei Sätze würden wohl in umgekehrter Reihenfolge zutreffen.) Nach der Wende wurde ein Versuch als Großraum-Diskothek ‘New Yorker’ gestartet (bezahlt wurde mit Bon-Karten), Das hatte aber nicht lange Bestand. Nach längerem Leerstand wurde das Gebäude 2004 abgerissen und wieder war ein Teil der Cottbuser Geschichte verloren.“
Auch Klaus Reiter kannte wohl das Lokal: „Älteren Cottbusern ist die Adresse Schmellwitzer Straße 39-40 als ’Kaiser’s Gaststätte’ oder als Kulturhaus des Textilkombinats in Erinnerung. Jüngere hingegen denken an die erste Großraumdiskothek ‘New Yorker’. Das Gebäude wurde 2004 abgerissen. Seit 1917 wurde das beliebte Tanzlokal der Gaststätte Kaisers betrieben. Seit 1977 fungierte das Lokal als Kulturhaus des Textilkombinats und schloss aber 1990/91 seine Pforten.“
Renate Fischer schrieb uns: „Das Gasthaus in Schmellwitz kannte ich nicht, aber mir gefiel der ‘Jasa’-Club, den es Anfang der 90er Jahre kurz in der Wernerstraße gab. Einer der beide Betreiber war Jürgen Jaster, der zuvor viele Jahre lang bei ‘Kaiser’s! an der Theke gearbeitet hat. Viele Cottbuser kannten ihn. Ich nicht, weil ich erst 1991 nach hier kam. Er war ein engagierter Gastronom der leisen, feinen Art. Leider schloss die Gaststätte in der Wernerstraße wieder und Herr Jaster ging, nun glücklos, wieder nach Schmellwitz.“
Jens Stimmer mailt: „Da war oft nicht reinzukommen in meiner Schul- und Studentenzeit. Es spielten hier in der DDR berühmte Bands. Nur ‘aufgelegt’, wie heute, wurde da noch nicht.“
Auch Reinhard Semt stellt fest: „A ist richtig – Bier- und Tanzlokal. Es handelt sich um die ehemalige Gaststätte ‘Kaiser’s’, welche 1976 als Kulturhaus vom TKC übernommen und 2004 abgerissen wurde. Das Bier- und Tanzlokal hatte nach 1945 bis zur Übernahme durch das TKC einen etwas anrüchigen Ruf, ebenso wie seinerzeit das Cafe Süd, die Bruchmühle zu Groß-Kölzig und eine Gaststätte in Döbern, welche umgangssprachlich nach ihrer spanischstämmigen Besitzerin ‘La Jana’ genannt wurde. Von Kaiser’s wurde mir mal berichtet, dass dort einige Damen wegen allzu aggressiver Anmache zeitweilig Hausverbot hatten.“
In letzter Minute kommt noch Günther Aschenbach aus Cottbus zu Wort: „Wenn auch heute schon Donnerstag ist und der Bote vielleicht schon im Druck, möchte ich meine Lösung mitteilen. Antwort A ist richtig – ein Bier und Tanzlokal in Cottbus Schmellwitz – allgemein bekannt als ‘Kaiser’s’. Der Standort war kurz vor der Endhaltestelle und Wendeschleife der Straßenbahn, Linie 1. Das Lokal war eine von den damaligen Kultkneipen. Zu einer ehemaligen Veröffentlichung des Boten zum Abriss der Restauration hatte ich bereits ein Foto aus 2010 beigefügt. welches die rechts verbliebene kleine Mauer zeigt mit einer schönen Bemalung. Ich sende dieses Foto nochmal.“
Gewonnen hat heute Klaus Ihlow aus Cottbus.
Weitere Beiträge über das historische Cottbus finden Sie hier!