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Die Cottbuser “Sprem” in den 90ern

Selbst ohne Brille leicht zu erkennen – Zwei namhafte Optik-Unernehmen ließen keinen Zweifel am Aufnahmedatum des Bildes.

Die Spremberger Straße im Jahr 1998.

Das Bild links stammt unverkennbar von der alten Cottbuser Sprem. Doch aus welchem Jahr stammt das Bild? Wann könnte dieses Foto entstanden sein? A) 1978 oder B) 1988 oder C) 1998?Viele Leser konnten die Antwort schnell erkennen:
Ines Krätsch aus der Jahnstraße in Döbern meint: „Selbst wenn man keine Ortskenntnis besitzt, kann es sich aufgrund der Namen der Geschäfte nicht um die beiden anderen vorgegebenen Jahre handeln.“ Und Daniela Hensel nennt das Kind beim Namen: „Vor der Wende gab es in Cottbus keinen Optiker namens Fielmann in der Sprem.“ Noch genauer ist Gisela Roy aus der Geschwister-Scholl-Straße in Cottbus: „Denn Apollo und Fielmann gab es vorher noch nicht!“
Bernd Wetzk aus dem Krieschower Weg in Kolkwitz-Eichow ergänzt die Aufzählung noch um das „TUI Reisebüro; dies gab es vorher noch nicht.“ Viele weitere Leser machen ihre Entscheidung an diesen Adressen fest, und Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus fügt noch hinzu: Auch die vielen Werbeaufsteller gab es in den genannten Jahren nicht. Und so viele Prozente Ersparnis versprach uns in der DDR auch niemand. Also bleibt nur 1998 als Lösung drüber.“
S.Sachse verweist auf verschiedene Etappen des Wandels dieser Straße: „Seit 1976 gab es keine Straßenbahn mehr, es wurde einer der ersten ostdeutschen ‘Boulevards’ daraus mit – zugegeben – ansprechenden Exquisit-Geschäften, später auch ‘Jugendmode’. Dann setzte nach der Wende der Kampf der Einzelhändler gegen die ‘bedrohliche’ Konkurrenz eines starken Einkaufscenters ein. Am Ende haben alle verloren. Die Sprem begann zu dümpeln, in der Stadtpromenade ringt eine Mall ums Überleben und für das schöne ‘konsument’ hat sich die Stadtverwaltung als Totengräber zur Verfügung gestellt. War die Sprem 1998 noch zu retten? Ich glaube schon, und sie ist es auch heute noch. Aber dazu müsste die Bürgermeisterei statt ihrer Ostseeträume Innenstadtpolitik betreiben.“

Ob es der Sprem gut geht oder nicht, hatte immer auch viel mit jeweiliger Landes- und Stadtpolitik zu tun, wie dieses Foto belegt. Es entstand an einem verkaufsoffenen Septembersonntag im Jahr 2012. Leider ermöglicht Politik solche Bilder der Lebens- und Einkaufsfreude aus unterschiedlichsten Gründen immer seltener. Fotos: CGA-Archiv

Ähnlich nachdenklich äußert sich auch Klaus Reiter aus Cottbus: „Die Sprem, wo seit 1903 die Straßenbahn zweigleisig fuhr, war Einkaufsmeile mit herrlichen Bauten und namenhaften Geschäften, wie Schuhhaus Reinsberg, Singer, Burkbraun, sehr bekannt Kaufhaus Schocken (seit 1913!). Bis zur Eröffnung des ‘konsument’-Warenhauses 1968 war es noch Konsum-Kaufhaus. Immer gut besucht war der Spielzeugladen ‘Beate’, später kamen noch Delikat und Exquisit dazu. Eine Top Adresse war ‘Stadt Cottbus’, dort war meine Hochzeitsfeier. Am 1.7.1974 wurde der Straßenbahnverkehr eingestellt und in die Stadtpromenade verlegt. Man folgte dem Trend, Fußgängerzonen zu schaffen. Am 6.10.1976 wurde sie feierlich eingeweiht. Heute laden nur noch Kaffee Lauterbach, Felicitas, Kartoffelkiste und der Inder zum Verweilen ein. Leider schließen immer mehr Läden und es entstehen immer mehr Geldwäschegeschäfte. Hier sollten sich mal die Verantwortlichen Gedanken machen, wie die Sprem wieder attraktiv und belebt wird. Man muss schon staunen, wenn der OB Wahlwerbung vor einem Dönerladen macht, wo es einige deutsche Gaststätten gibt, denen es nicht so gut geht.“ Rainer Wollmann vom Tannenweg in Kolkwitz findet: „Im Text zum Bilderrätsel wird die Straße als einstiger Lieblingsort vieler Cottbuser bezeichnet. Wenn man sich das Straßenbild anschaut, fehlen die vielen Personen, die dort flanieren, um diese als Lieblingsort zu bezeichnen. Es ist eher ein trostloser Anblick. Vielleicht hätte die Straßenbahn, die zu DDR-Zeiten durch die Sprem fuhr, zu einer Belebung geführt.“

Die Kugelleuchten stehen noch. Statt Spielzeug- und Kleinmöbel-Hoffmann ist Burger King eingezogen und daneben entsteht der unpassende Neubau. Das war 2001, fünf Jahre später bekam die Straße das neue Gesicht.

Manfred Gnida vom Weinberg aus Spremberg meint: „Vieles wurde schon über diese beliebte Einkaufsmeile berichtet, aus der die Straßenbahn in die Stadtpromenade verlegt wurde und am 6.Okt. 1976 die Fußgängerzone übergeben wurde. Markante Objekte im Foto sind die ehemalige Schlosskirche, heute Synagoge, der 1977 gebaute Sorbenbrunnen, Gebäude mit unterschiedlichen Einrichtungen. Neugestaltet wurde die Fußgängerzone 2001-2002 und die hier noch sichtbaren Kugellampen wurden durch Lichtsäulen ersetzt. Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme ist zu erwähnen: Der Name TUI-Reise-center wurde 1996 eingeführt. APOLLO-OPTIK in den neuen Bundesländern ist mir auch nur nach der Wende bekannt, womit für das Bild nur 1998 bleibt.“ Auch Klaus Pobig schließt sich dieser Erklärung an und Reinhard Borrmann aus Cottbus schreibt: „Auch das Haus, in dem sich Fielmann befindet, wurde erst nach der Wende gebaut. Vorher musste das alte Haus, einst Konsum-Kaufhaus, abgerissen werden.“

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