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Erstes Heimatfest mit Ochse am Spieß in Spremberg

Spremberger Tradition startete mehrmals neu und immer sehr erfolgreich.

Die Sportler auf dem Foto beteiligten sich am Heimatfest in Spremberg.

Manfred Gnida vom Weinberg aus Spremberg berichtet: „Ein Bild, das nur noch den Älteren so in Erinnerung ist. Veranstaltungen und Märkte waren immer Anziehungspunkte in unserer Stadt. Höhepunkte blieben die mit einer langen Tradition verbundenen Heimatfeste, die leider in der Corona-Zeit ausfielen. Schon 1893 zur damaligen ‘1000-Jahr-Feier’ der Stadt wurde das erste Heimatfest begangen, und auch in den Jahren von 1935 bis 1939 zogen Jahrmärkte und Festveranstaltungen ein großes Publikum an die Plätze der Feierlichkeiten. Kultfiguren wie der Räuberhauptmann Lauermann, Nachtwächter Kulke, Harry Piel und viele andere waren damals wie auch heute noch mit ihren Auftritten beliebt. Um die Tradition der Heimatfeste nach dem II. Weltkrieg fortzuführen, wurde am 31.7. bis 1.8. 1954 das erste Heimatfest nach Kriegsende gefeiert. Zahlreiche Gruppen, die Feuerwehr und Betriebe zogen mit historischen Gewändern, symbolischen Handwerkszeichen und Fahrzeugen durch die Straßen. Der Festumzug stand unter dem Motto ‘Spremberg im Wandel der Zeiten’. Höhepunkte waren das Turmblasen vom Georgenbergturm und vom Schlossturm, der Sängerwettstreit auf der Bühne am Schwanenteich, das Platzkonzert auf dem Marktplatz und dem Sperlingsplatz, ein Kinderfest am Kanubootshaus, eine Modenschau der HO und des Konsums unter Mitwirkung einer Kapelle der damaligen KVP (Kasernierte Volkspolizei), ein großes Feuerwerk sowie Tanz an vielen Orten. Gut ist mir noch der 31.Juli in Erinnerung, als am Markt ein Ochse am Spieß gebraten wurde und die Bürgermeisterin Frau Kartschall das Heimatfest eröffnete.
Das Foto mit den Sportlern des Kanu-Sportvereins in der Friedrich-Engels-Straße, heute Friedrichstraße, könnte aber auch 1955 entstanden sein, denn da stand der Festumzug unter dem ähnlichen Motto ‘Spremberg einst und jetzt’ und zwölf Gruppen gingen vom Stellplatz in der Waldstraße und Paul-Thomas-Straße im Verlauf Karl-Marx-Straße, Friedrich-Engels-Straße, Auguststraße, Clara-Zetkin-Straße, Lange Straße weiter zum Markt und zur Schlossstraße. Ich weiß nicht, ob es für die Leser von Interesse ist, aber die Gruppen waren: 1. Lauermann und seine Räuber sowie Bürgermeister, Ratsherren und Stadtknechte, 2. sorbische Trachtengruppe mit Freunden, 3. die Tuchmacher. 4. Handwerk – Schuster, Schneider, Fleischer, Bäcker, Holzverarbeitendes Handwerk, VEB Bürstenfabrik, Dienstleistendes Handwerk, Buchdrucker sowie Schlosser und Schmiede, 5. Maschinen-und Gerätebau, 6. das Lonzawerk, 7. das Pressstoffwerk ‘Dr. Erani’, 8. Kraftwerk Trattendorf, 9. der Handel von einst und jetzt.10. die Imker und Zeidler, Gärtner, Angler, Förster und Ackerbau.11. Feuerwehr und 12. wie im Bild ersichtlich -der Sport. Auch 1955 gab es weitere Höhepunkte wie der Ochsen-Braten, Lauermann-Festspiel, am Markt Tanz im Wandel der Zeiten und vieles mehr. Später begeisterten mich noch viele schöne Heimatfeste und auch an das Jahr 1958 erinnere ich mich gern. Auch an die Friedrich-Engels-Straße habe ich noch einige Erinnerungen. Das war früher keine schöne Straße, wo eine Abwasserrinne und Pflastersteine entlang der Straße waren, alte Häuser trübten den Anblick. Die Bäckerei Homes, Fahrradreparatur Emil Jurischka, später dort Nähmaschinen Höldtke und zuletzt Elektrohandel Seeger sind noch in Erinnerung.
Vom Standpunkt des Fotografen erinnert mich noch die Fleischerei Ziese, wo gute Kunden auch mal Schinken bekamen und man sehr früh Schlange stand, um begehrte Ware zu erhalten. Die Zeiten haben sich geändert, denn inzwischen entstanden neue Häuser oder die alten wurden saniert, die Straße ist gut befahrbar und ist eine wichtige Durchfahrtsstraße.“

Weitere Motive aus der Reihe von Ralf-Rainer Koall vom Spremberger Heimatfest 1954. Neun Jahre nach dem Krieg war wieder Lebensfreude angesagt, und die Lust der Spremberger, sich historisch zu verkleiden, hält bis heute an.

Aus der Dubraucker Straße in Döbern meldet sich Michael Popp. Er schreibt: „Hallo, die Aufnahme ist in den fünfziger Jahren in Spremberg gemacht worden. Es könnte sich um den Festumzug zum Heimatfest 1954 handeln. Im Vordergrund zu sehen sind die Kanuten der SG Einheit Spremberg, gefolgt von der ‘Station Junger Techniker’. Ihr Weg führt durch die Friedrich-Engels-Straße in einem Sternmarsch in Richtung Marktplatz. Vorbei geht es an den Häusern der heutigen Friedrichstrasse 9 bis 11 in Richtung Berliner Kreuzung, um dann in die Clara-Zetkin-Straße abzubiegen. Auch in den folgenden zwei Jahren gab es noch Heimatfeste und Umzüge, danach war für eine lange Zeit Schluss mit Feiern.“
Schön, dass es Bilder von solchen Ereignissen gibt. Heute entstehen diese mit den Handys tau­sendfach, aber damals waren gute Bilder selten.

Die Schwester von H.-J. Klammer im extra angefertigten Biedermeierkleid

Auch H.-J. Klammer erinnert an das Spremberger Heimatfest 1954. „Das stand bekanntlich unter dem Motto ‘Im Wandel der Zeiten’. Dazu wurde eine Modenschau im Jugendklubhaus organisiert. Conférencier war Heinz-Florian Oertel, damals noch unbekannt. Meine Schwester zeigte ein extra dafür angefertigtes Biedermeierkleid. Wer der Mann bei ihr ist, kann ich nicht sagen. Ich weiß noch, dass eine junge Frau als Mann verkleidet am Klavier einen Buggi spielte. Das wurde mit viel Begeisterung aufgenommen. Nur Herr Oertel fand das nicht so gut. Das Bild haben wir erst nach längerem Suchen gefunden.“

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