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Forst: 30 Familien lebten in einem Haus

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Das Bild zeigt die Spremberger Straße. An der Ecke rechts zur Teichstraße hin befand sich lange ein Kiosk. Viele erinnern sich noch an die besten ‘Würstchen der Stadt’

Spremberger Straße immer wieder im Umbau / Grausige Erinnerungen
Der Bildausschnitt in der letzten Woche zeigt die Spremberger Straße in Forst. Wolfgang Schenks Arbeitsweg führte ihn regelmäßig auf dieser Straße in den Tierpark Cottbus.  „Aber nicht per Pkw oder Moped, sondern mit dem Rennrad. Das
waren Trainingskilometer für den Verein Fortschritt Forst/ Süd, bei dem ich Mitglied war“, erklärt er.
Ludwig Röhrs schreibt: „Rechts geht die Teichstraße ab. Zufahrt zur Firma ‘Öl-Frey’ und zur PGH ‘Baugilde’, ab 1970  auch zur chemischen Reinigung ‘Wünschmann’.“ Ergänzend fügt Wolfgang Schenk hinzu: „Die Teichstraße verläuft in Richtung Klein Jamno, vorbei an der Bahnunterführung der Gleisstrecke Forst-Cottbus, der Malxebrücke, dem im Wald versteckten Gebäude der Forster Aquarien-, Terrarienfreunde, dem Jamnoer Berg (imWinter ein beliebter Rodelplatz für die Kinder aus Noßdorf, Klein Jamno und aus Forst). Als wir im März 1945 aus Forst flüchten mussten, bot sich uns hier ein grausames Bild. An drei Laternen hinter dem Mast links hingen die leblosen Körper von vier jungen Soldaten. ‘Erhängt wegen Feigheit vor dem Feind’ stand auf dem Pappschild am Körper einer der Leichen. Die Herren Kommandeure hatten sich längst schon in Sicherheit gebracht und die Truppen am Bahnhof zurückgelassen, ohne Treibstoff und total betrunken und verzweifelt. Wir liefen über die Teichstraße zum Bahnhofsgelände und verließen per Zug  im Güterwagen unsere Heimat.“ Margit Briesemann erinnert sich ebenfalls noch gut an diese schwere Zeit. „Auf der rechten Seite, der hohe Giebel, gehört zur Spremberger Straße 23. Da haben wir (6 Personen) 1945 als Flüchtlinge eine Wohnung gefunden. Im Vorder- und Hinterhaus wohnten zusammen 30 Familien! Wir mussten 90 Stufen runter zu den Toiletten – sechs Toiletten für alle. Da gab es so manche nasse Schlüpfer. Im Erdgeschoss gab es eine Bäckerei Woidke, der Inhaber hieß aber Krüger zu unserer Zeit. Da roch es immer schön nach Brot im Haus, aber es gab Backwaren nur auf Lebensmittelkarten, kein einziges Brötchen extra.“ Ludwig Röhrs kennt den hohen Hausgiebel rechts noch als Teil des Gebäudes der Gaststätte ‘Zur Tankstelle’.  „Dort hat das Ehepaar Ehrentraut mit seinem Team die Forster verwöhnt. Gegenüber, heute etwa Lidl, befand sich die Minol-Tankstelle. Jeder Liter kostete jahrelang 1,50 Mark! (DDR-Mark) Hinterm Tanksäulenobjekt wohnte die Familie Mudra, immer direkt auf einem Pulverfass.“ Wolfgang Schenk ergänzt: „Auf der rechten Straßenseite, Ecke Teichstraße, befand sich eine kleine Fabrik,  bis in die 60er-Jahre als Lager genutzt (Bekleidung, Textilien).“ Und zum Blickwinkel des Motivs schreibt er weiter: „Das Foto wurde aus Richtung Bahnübergang,  zu DDR-Zeiten wegen der vielen und langen Wartezeiten ‘Sabotagebalken’ genannt, aufgenommen.“ Thomas Methe notiert zur Historie des Bahnübergangs. „ Als man im 19. Jahrhundert noch mit Pferd und Wagen die Straßen und Wege unserer Stadt befuhr, hatte man nicht mit so großem Verkehrsaufkommen zu rechnen. Hier spielten eher die Straßenverhältnisse und in umgekehrter Richtung vom Bild aus gesehen der Bahnübergang eine wichtige Rolle bei den täglichen Fahrten. Durch das Verkehrsaufkommen, das in Folge der Jahre zunahm, diskutierte man schon in den 1930er-Jahren, den Bahnübergang durch eine Überführung oder Unterführung ständig passierbar zu machen. Die Verkehrsführung wurde durch die Verbindung Spremberger Straße zur Triebeler Straße ‘entschärft’. Es entstand eine Insel. In den weiteren Jahren änderte sich nichts an der Straßenführung. Lediglich die Radwege wurden erneuert.“
Jana Latze schreibt: „Zu dem Bild kann ich auch was beitragen, obwohl oder gerade weil ich erst 1968 geboren bin. Hier sieht man die ehemalige Friedrich-Engels-Straße in Forst. Ich habe in Nummer 61 gewohnt und bin immer (1975 – 1985) über diesen Platz am Wasserturm zur 3. Oberschule Friedrich Ludwig Jahn gegangen. Links in dem großen Haus wohnte eine Freundin aus Kindergartenzeiten, und rechts in dem Kiosk gab es die besten Bockwürstchen der Stadt. Daneben gab es in einer Drogerie immer Brausepulver für 10 Pfennig zu kaufen.“ Ludwig Röhrs ergänzt zu dem Kiosk:  „Eigentlich müsste Frau Tabor, die Chefin, aus dem Fenster schauen! Wenn man die Bockwurst, die dort in vielen Jahren – immer heiß und sehr schmackhaft – verkauft wurde aneinanderreihen würde, diese Schlange reichte wohl mehrmals um den Erdball.“ Torsten Kasper aus  Groß Kölzig hat in dem Kiosk auch  noch die ein oder andere Currywurst verspeist. „Da wurde die Sauce noch selbst gemacht. Wenn ich mich richtig erinnere, waren die Öffnungszeiten ganz komisch gewesen. Es war glaub ich von 13 bis 17 Uhr zu. Dieser Imbiss musste dann weichen, als  dieser Platz zum Kreisverkehr
umgebaut wurde.“ Und er betont: „Eigentlich schade.“
Auch die Statue des Schlagballspielers wurde eindeutig erkannt. „Der Schlagballspieler und die Grünanlage befinden sich am Stadioneingang und dem Wasssertur“, so Wolfgang Schenk. Und Thomas Methe weiß: „Eine Bronzestatue, die der Dresdener Künstler Professor Georg Wrba 1929 schuf.“ Margit Briesemann schreibt: „Was Lustiges zum Schluss: Dem Schlagballspieler haben Kinder oft eine Hose angezogen, damit er nicht nackt dastehen musste.“
Vielen Dank für die vielen Details! Der Gewinner in dieser Woche heißt Wolfgang Schenk aus Forst. Herzlichen Glückwunsch!

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