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Forst: Enteignung in der Pogromnacht

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Der Blick unseres letzten Rätselfotos geht geradewegs zum Kaufhaus Löwenstein

Fluchtweg durch die Ruinenstadt / Grünanlage aufgeweckt und neu gestaltet
Natürlich erkannten die Forster ihren Markt und schrieben fleißig ihre zahlreichen Erinnerungen zum letzten Rätselfoto. „Der Fotograf muss am Café Schwabe gestanden haben, denn er hat das Textilkaufhaus Löwenstein mitten im Blick. Das Haus links mit den vier Turmzimmern ist das Delikatessengeschäft Reinfeld. Hier gab es vor allem Wild, denn Herr Reinfeld ging selbst auf die Jagd. Dahinter sind zwei kleine Häuser zu sehen, die Bärenapotheke und die Drogerie Altmann, dort war ich mit meiner Mutter oft. Nach der Gasse kommt die Wurstfabrik Wuttke, dahinter kam das Kaufhaus Hammer, das einzige Haus, das damals einen Fahrstuhl hatte, war für uns Kinder immer ein Anziehungspunkt war. Dort hatten sie sämtliche Haushaltswaren, aber der Fahrstuhl hatte mir sehr imponiert. 1945 war alles weg. Wo die Drogerie war, befindet sich heute ein Parkplatz. Auf dem Grundstück von Hammer und Wuttke wurde ein neues Konsum-Kaufhaus gebaut, heute Physiotherapie und Wohnungen. Schade, dass es den Konsum nicht mehr gibt. Hinter dem Kaufhaus gab es früher ein weiteres Delikatessengeschäft mit Wein und anderen feinen Sachen. Dann kommt die Gerberstraße. Rechts neben dem Kaufhaus Löwenstein, das war ein Hotel. Daneben gab es gleich noch ein Hotel. Das war ja der einstige Marktplatz mit Bushaltestelle, Polizei und Bänken, wo man warten konnte, bis der Bus kam. Ganz links, wo Wolsdorff steht, das war eine Buchhandlung. Der Eingang war direkt an der Ecke“, so Gerda Kubaschk.
Wolfgang Schenk schreibt: „Das Ratebild vom 1.3. zeigt den Markt und die Bebauung der Nord- und Westseite. Ich beginne ab der Lindenstraße nach rechts mit dem Kaufhaus Löwenstein (Nachfolger), welches um 1900 nur ein zweistöckiges Ladeneckhaus war und sich zu diesem prächtigen Kaufhaus entwickelte. Ich kenne es nur so, wie auf dem Foto zu sehen. Zur Pogromnacht wurde der jüdische Besitzer Löwenstein enteignet. Jetzt hieß es Kaufhaus Lewy und wurde 1938 Herrn Erich Mund übereignet. Als nächstes Gebäude steht das Hotel Pittius. Besitzerin war Margarete Gensert. Vom Turm der Stadtkirche verdeckt, stand noch das Hotel Mohr, dessen Besitzer Emil Borchert war. Bis hin zur kleinen Lindenstraße folgten noch das Haus mit den drei Banken, Nationalbank, Bank für Gewerbe und Landwirtschaft und die Darmstädter Bank und ein kleineres Geschäfts- und Wohnhaus. Dann begann ja schon die Mühlenstraße mit dem Farbengeschäft Julius Kindt, der Löwenapotheke und dem Hutsalon der Geschwister Rothkegel. Die anderen kleinen Geschäfte der nördlichen Straßenfront sind mir nicht mehr im Gedächtnis. Als wir am 13.3.1945 Berge verlassen mussten, führte unser Fluchtweg hier schon durch eine Ruinenstadt bis hin zum Bahnhof. Noch schlimmer war der Anblick bei unserer Rückkehr. Zügig ging der Abriß der zerschossenen, ausgebrannten Ruinen voran. In den 50er Jahren wurde die Abrißfläche eine Grünanlage bis zur Gerberstraße, wo das Café Teubert noch stehen blieb. Neugestaltet und aufgeweckt wurde die Grünanlage bis zum Lindenplatz 2006. Zur Westfront der Lindenstraße und des Marktes fallen einem die Eckhäuser am Beginn der Cottbuser Straße im Auge, vorn der Zigarrenladen Wolsdorff zu DDR-Zeiten Buchhandlung Rothe, heute ein Spiele-Centrum. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Rheinfeldhaus, gefolgt von der Adlerapotheke, einem Fotosalon und einigen kleineren Geschäften udn Gaststätten. Dieser Forster Stadtteil war mir als Kind recht gut bekannt, wohnten hier doch einige Verwandte und Freunde meiner Eltern und Großeltern.“
„das aktuelle Rätselbild zeigt den Bereich Am Markt in Richtung Lindenstraße. Gleich rechts im Bild ist ein Stück von der Sankt Nikolaikirche zu sehen. Sie wurde etwa um 1430 als eine gotische, dreischiffige Hallenkirche erbaut. Geradezu das erste große Gebäude war einst das Kaufhaus Loewenstein und daneben das Hotel Pittius. Um 1945 wurden die Häuser, wo einst das Hotel Pittius bzw. das Kaufhaus Loewenstein sich befanden, durch den II. Weltkrieg zerstört, das Kaufhaus Loewenstein ausgebrannt, das Hotel Pittius zerstört. Hinter der Nikolaikirche geht es in die Mühlenstraße. Links zwischen den zwei Eckgebäuden geht es in die Cottbuser Straße, die zum Berliner Platz führt. Linker Seite, aber das zweite große Eckgebäude am Markt, das war früher einmal das ‘Rheinfedl-Haus’, es wurde vor ein paar Jahren neu saniert bzw. neu gestaltet. Kurze Zeit war im ehemaligen ‘Rheinfeld-Haus’ bis 2011 die Bäckerei Dreißig als Verkaufsstelle drin. Wenn man vom Bild aus gesehen geradezu weiter fährt, kommt man zur Gubener Straße“, schreibt Thomas Methe.
Unser Rätselgewinner in dieser Woche ist Gerda Kubaschk. Herzlichen Glückwunsch.
NACHTRAG
Waltraud Laugksch schrieb zur Auflösung des Rätselbildes vom 1.3. : „Die Bäckerfamilie hieß richtig Krack.“ So ist es auch in der Klinger Chronik notiert.

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